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Kleinhenz und Betz: "Mehr als ein Duo"

Zweimal Alpha beim TSV Aubstadt funktioniert

Kleinhenz und Betz: "Mehr als ein Duo"

Achten stolz auf eine gute Teamchemie: Victor Kleinhenz (links) und sein Co-Trainer André Betz (rechts).

Achten stolz auf eine gute Teamchemie: Victor Kleinhenz (links) und sein Co-Trainer André Betz (rechts). imago images/foto2press

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Dass sich zwei Alphatiere entgegen allen landläufigen Erfahrungen zu einem harmonischen Erfolgsduo zusammenfinden können, dafür sitzt beim TSV Aubstadt der Beweis auf der Trainerbank. Bei der Nachfolgelösung leistete Ex-Coach Josef Francic (54), der nach neun erfolgreichen Jahren von der Landes- bis zur Regionalliga während des Lockdowns im Sommer 2020 seinen Hut nahm, Sportdirektor wurde und seit dieser Saison Leiter der Nachwuchsabteilung im Verein ist, einen entscheidenden Anteil: Er beförderte Victor Kleinhenz (damals 29), A-Lizenz-Inhaber, nach vier Wochen von seinem Co- zum Cheftrainer. Ein Jahr später kam André Betz, B-Lizenz-Inhaber, vom ewigen Lokalrivalen, dem Bayernligisten TSV Großbardorf, die acht Kilometer herüber zur "Macht im Grabfeld" und wurde Co-Trainer. Er war zuvor sechs Jahre lang "Gallier", wie man in Großbardorf sagt, zuletzt als Sportdirektor und zuvor als Cheftrainer.

Ein Trainergespann von zwei Männern mit hoher Verbindlichkeit und Glaubwürdigkeit, die sich schon lange, weil aus zwei Nachbardörfern stammend, sehr gut kannten. Ohne herausragende höherklassige Referenzen als Spieler und Spielertrainer schafften beide den Schritt aus unteren Spielklassen im westlichen Landkreis Bad Kissingen ins sportlich überdurchschnittlich erfolgreiche östliche Grabfeld in Unterfranken.

Kleinhenz und Betz erwiesen sich sehr bald mit ihren fachlichen und menschlichen Qualitäten als Glücksfälle für den Verein. Ihre Trainingsmethoden dürften nicht wesentlich den Rahmen des Üblichen sprengen, ihre Art der Personalführung schon eher. Mit dem Ergebnis einer Stimmung im 25-Mann-Kader, in dem sich Konkurrenzkampf und Harmonie nicht ausschließen, sondern bedingen. Was kein Zufallsprodukt, sondern darin begründet ist, dass beide bei der Zusammenstellung des Kaders ein gehöriges Mitspracherecht haben, sich die Kandidaten genau anschauen und auf die richtige Mischung der Charaktere achten. Daraus ergibt sich dann diese außergewöhnliche Teamchemie, die letztlich das erhebliche Minus an Trainingseinheiten gegenüber den Profiteams der Regionalliga zu kompensieren hilft.

Alle Entscheidungen werden diskutiert

Viel Verantwortung tragen Kleinhenz und Betz auch als Familienväter mit je zwei Kindern und im Beruf als Vermögensberater und Leitender Angestellter in einem chemischen Industriebetrieb. Trotz zehn Lebensjahren Unterschied "sind wir uns öfter über den Weg gelaufen", so Betz, "wobei Fußball immer das Thema Nummer eins war. Vicky war dann ja auch mein Nachfolger als Spielertrainer beim FC Thulba", den er von der Kreisliga in die Bezirksliga führte. Als Francic abdankte und Kleinhenz ihn beerbte, "war das Engagement von André", so Kleinhenz, "die perfekte Lösung. Ich habe es vorgeschlagen, und die Vereinsführung war schnell damit einverstanden".

Wie sieht es mit der Aufgabenverteilung aus? "Wir sind ja mehr als ein Duo, sondern ein Trainerteam", erklären sie gleichlautend. Grundsätzlich werde aber vor jedem Training und vor jeder Spielersitzung alles abgesprochen, wobei sie alle Möglichkeiten der Kommunikation nutzen, von den langen Busfahrten her bis zum Autotelefon. Christopher Bieber (33) als spielender Co-Trainer ist in dieser Spielzeit, seit der Langzeitverletzung von Michael Dellinger (Riss der Achillessehne), wieder mehr Spieler, während Torwarttrainer Christian Mack (37), zwölf Jahre lang Stammtorwart beim TSV, über die besten Vereinskenntnisse verfügt. "Als Co-Trainer ist man einen Tick näher dran an der Mannschaft", sieht Kleinhenz die Vorzüge von Betz. "Da ist André aufgrund seiner Empathie die perfekte Lösung."

"Man hat halt etwas mehr Zeit", bestätigt Betz, "dem Spieler etwas länger in die Augen zu schauen." Alle Entscheidungen würden im Team besprochen. "Den Hut hat aber Vicky auf", meint der Co-Trainer. "Wenn eine gefallen ist, trage ich sie zu hundert Prozent mit."

Das jüngste Beispiel ist die Neuverpflichtung von Marco Nickel (23, zuletzt Augsburg II), bei dem sich Kleinhenz und Betz sicher wieder einiges gedacht haben dürften.

Rudi Dümpert