"Es hat nichts damit zu tun, ob wir auswärts oder zu Hause spielen", erklärt der Trainer. Er bemängelt, dass sich seine Profis nicht an den Plan gehalten hätten und nimmt insbesondere seinen Mittelstürmer und Doppeltorschützen Robert Glatzel ins Visier. "Nach der Pause hat er sich dafür belohnt, dass er sich an den Plan gehalten und die Box besetzt hat", zürnt der Coach und begründet seine scharfen Worte: "Wenn sich Spieler nicht an den Plan halten, bekommen sie die Quittung."
Aufholjagd kann Instabilität nicht kaschieren
Offensichtlich wurde in Kiel indes: Walter hat weit mehr als ein Mittelstürmer-Problem - er bekommt seiner Formation vor allem in der Fremde keine Stabilität vermittelt. Und die zwischenzeitliche Hamburger Aufholjagd zum vorübergehenden 2:2 gaukelt eine Augenhöhe mit den Störchen vor, die es tatsächlich nicht gegeben hat. Beinahe ungebremst marschierten die Kieler immer wieder auf das Hamburger Tor zu, da es keinerlei defensive Ordnung gab. Dies ist nicht allein erklärbar mit der langen Verletztenliste, die im zweiten Durchgang auch noch Guilherme Ramos mit erneut aufgetretenen Adduktorenproblemen, erweiterte. Dass sich Analysen dieser Art nach Auswärtspartien in unschöner Regelmäßigkeit wiederholen, wirft die Frage nach der Entwicklung unter Walter auf. Zumal sie kein Phänomen dieser Spielzeit sind. Die immer wieder kehrende Instabilität ist ein Thema seit mehr als zwei Jahren.
Wie tief liegen die Probleme?
"Wir wussten genau, was auf uns zukommt, haben aber überhaupt nicht dagegenhalten", analysiert Glatzel, "wir hatten zu Beginn nicht das gleiche Engagement wie die Kieler." Und als zumindest Einsatz und Moral stimmten und die Partie nach dem Doppelpack des Torjägers gerettet schien, griff die defensive Orientierungslosigkeit wieder um sich. Glatzel: "Da waren wir naiv, verteidigen kopflos." Er hätte auch sagen können: gar nicht. Das vorentscheidende dritte Tor war symptomatisch dafür, wie leicht der HSV zu knacken ist. Ein Ballverlust von Bakery Jatta war bereits entscheidend, weil Moritz Heyer nicht entschlossen zupackte und die komplette linke Seite entblößt war. "Sehr dämlich", nennt Walter die Entstehung. In seinen Verantwortungsbereich fällt es, zu klären, ob dies wirklich immer wieder nur einzelne individuelle Fehler sind, oder ob die Probleme tiefer liegen. Etwa in der Ausrichtung.
Auswärtsbilanz zum Abgewöhnen
Klar ist: Die Anzahl der Fehler und die Auswärtsbilanz, nur sechs Punkte in sieben Partien und schon 14 Gegentreffer, sind nicht ansatzweise aufstiegsreif. "Wenn wir auswärts nicht etwas ändern, wird es schwer, unsere Ziele zu erreichen", warnt Daniel Heuer Fernandes und bilanziert: "Wir haben uns nicht an den Plan gehalten, hatten keine Bewegung, keine Energie." Dass es nach einem kurzen Zwischenspurt plötzlich 2:2 stand, fand der Keeper "unverdient. Aber vielleicht müssen wir so einen unverdienten Punkt dann auch einfach mal nach Hause bringen." Dem HSV gelang an der Förde nicht einmal das.