
Freunde werden sie wohl nicht mehr: Jens Lehmanns Kritik konterte Oliver Kahn nun umgehend. imago
"Wäre ich gleich gegangen", so der Keeper, "hätte es wesentlich länger gedauert." Die in der Mayo Clinic praktizierte Methode sei "einmalig in der Welt" und biete die Chance zu seiner früheren Fitness.
Kahns lädierter Arm ist nicht mehr geschwollen; zu Hause hilft eine Schiene, um die Beugung und Streckung aufrechtzuerhalten. "In aller Ruhe" wird Kahn sein Aufbauprogramm (Stärkung der Muskulatur, Physiotherapie, Strom, Eis) absolvieren. Einen genauen Termin für sein Comeback will er nicht benennen, "aber gehen wir von vier bis fünf Wochen aus". Kahn spricht diese Dauer so zuversichtlich aus, dass man eine frühere Rückkehr nicht ausschließen mag.
Seine gute Laune hat auch die sportliche Lage bestätigt. Trainer Ottmar Hitzfeld informierte seinen Kapitän über die Spiele in Lissabon (2:0/ "nicht so gut") und gegen Nürnberg (3:0/ "sehr gut"). Kahn sagt: "Wir spielen" - wenn auch nicht nonstop - "guten und attraktiven Fußball. Wir bewegen uns am Optimum". Und nach dem gelungenen Start seien die drei möglichen Titel der Anspruch - ungeschlagen, wie es der FC Arsenal 2003/04 in England schaffte? Nein, entgegnet der 86-malige Nationaltorwart, "das wäre zu hoch gegriffen".
Er sollte dankbar sein, dass er überhaupt die Möglichkeit bekommt, in der Nationalmannschaft spielen zu dürfen, während er im Verein nicht spielt.
Oliver Kahn über Jens Lehmann
Das Arsenal-Tor hütete damals Jens Lehmann. Als der aktuelle Nationaltorwart am Montag vom "Spiegel" mit Kahns Zweifeln konfrontiert wurde, dass es wieder eine Torwart-Ära wie bei Maier, Schumacher, Illgner oder Kahn gebe, und mit dessen Meinung, ein Nationaltorwart müsse auch im Klub spielen, sagte Lehmann, Kahn "nimmt sich halt manchmal gern wichtig. Ich mag es nicht, wenn sich einer glorifiziert". Zu dieser Aussage Lehmanns sagt Kahn: "Anstatt stillos auf frühere Kollegen loszugehen, sollte er eher dankbar sein, dass er überhaupt die Möglichkeit bekommt, in der Nationalmannschaft spielen zu dürfen, während er im Verein nicht spielt. Denn das gab es in dieser Art in der Geschichte des deutschen Fußballs noch nicht."
Karlheinz Wild