Champions League

Istanbuler Milan-Alptraum: "Sechs Minuten des Wahnsinns"

Rückblick auf eines der größten Champions-League-Endspiele

Istanbuler Milan-Alptraum: "Sechs Minuten des Wahnsinns"

Nicht zu glauben: Andriy Shevchenko scheitert aus nächster Nähe an Liverpools Torwart Jerzy Dudek.

Nicht zu glauben: Andriy Shevchenko scheitert aus nächster Nähe an Liverpools Torwart Jerzy Dudek. imago images/Colorsport

Jerzy Dudek. An diesem Namen kommt niemand vorbei, wenn es ums legendäre Champions-League-Finale 2005 geht. Der polnische Schlussmann des FC Liverpool trieb die Mailänder Granden wie Andriy Shevchenko zur Weißglut, zur puren Verzweiflung.

Und das alles, nachdem dieses Endspiel schon längst als verloren galt aus englischer Sicht. "Als ich auf die Umkleide zuging, litt ich unter einer furchtbaren Kombination aus Verzweiflung und Demütigung", schreibt etwa der damalige LFC-Verteidiger Jamie Carragher in seiner Biographie "Carra" über die ersten 45 Minuten gegen den Favoriten aus der Lombardei.

Denn in der Tat hatte das damals von Carlo Ancelotti trainierte Milan alles unter Kontrolle. Mehr noch: Mit Regisseur Andrea Pirlo, Zauberer Kaka und Doppelpacker Hernan Crespo an der Seite von Shevchenko spielten die Rossoneri die Reds phasenweise nach allen Regeln der Kunst an die Wand.

Pausenstand? 3:0!

"Ich werde nie begreifen, wie er diesen Ball halten konnte"

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Dann aber schlugen die Liverpooler um Coach Rafael Benitez mit dem Mute der Verzweiflung zurück - und auch mit dem in der 46. Minute eingewechselten Deutschen Dietmar "Didi" Hamann. "Ich habe mir gesagt: Wenn die drei Tore schießen können in einer Halbzeit, können wir das auch", berichtet Hamann später im Jahr 2021 im kicker-Interview über das nun folgende Comeback.

Steven Gerrard, Vladimir Smicer und Xabi Alonso via Elfmeter-Nachschuss gleichen zwischen der 54. und 60. Minute aus. Oder in den Worten von Milan-Trainerlegende Ancelotti: "Sechs Minuten des Wahnsinns."

Der Rest lag an Dudek - oder vielmehr in Dudeks Händen. Denn obwohl die Italiener nach dem verspielten 3:0 wieder stärker wurden und gerade in der Verlängerung wieder richtig aufdrehten, auf die Beine kamen sie nicht mehr. Allen voran Shevchenko, der im späteren Elfmeterschießen wie auch seine Kollegen Serginho (drüber) und Pirlo beim Eins-gegen-eins mit Keeper Dudek scheitern sollten. Denn in der 117. Spielminute hatte der Ukrainer gleich zweimal das 4:3 auf dem Fuß - binnen weniger Sekunden. Doch Dudek hielt, zauberte, hexte. Und "Sheva" sagte später: "Ich werde nie begreifen, wie er diesen Ball halten konnte."

Immerhin aus Sicht der Rossoneri: Nur zwei Jahre später, am 23. Mai 2007, gelang Milan die direkte Revanche gegen Liverpool. Im damals in Athen steigenden Endspiel der Königsklasse verbuchten die weiterhin von Ancelotti trainierten Italiener ein 2:1 im Endspiel gegen die Reds.

Am kommenden Samstag (21 Uhr, LIVE! bei kicker) steigt nun erneut im Istanbuler Atatürk-Olympiastadion das Finale der Champions League - und zwar erneut mit Mailänder Beteiligung. Es sind aber andere Vorraussetzungen: Inter geht beim Duell mit Manchester City als klarer Außenseiter ins Rennen. Gegen einen ähnlichen Triumph wie der 2005er Außenseiter Liverpool gegen Milan hätten die Fans der Nerazzurri allerdings sicher nichts.

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