Regionalliga

In Cottbus ist noch kein Meister vom Himmel gefallen

FCE-Coach Wollitz steht weiterhin unter Druck

In Cottbus ist noch kein Meister vom Himmel gefallen

Gerät allmählich unter Druck: Claus-Dieter Wollitz.

Gerät allmählich unter Druck: Claus-Dieter Wollitz. imago images

"Ich weiß, dass wir richtig schlecht waren, nichts auf die Platte bekommen haben", äußerte sich Wollitz über die 1:4-Niederlage gegen Auerbach vom vergangenen Freitag. Unverständnis zeigte der Cottbusser Trainer aber gegenüber der teilweisen "bösartigen" Stimmung, die nach den "ersten guten Wochen" durch die Auerbach-Pleite aufkam.

Vielmehr wünsche sich Wollitz Nachsicht, dass nach dem großen Umbruch im Sommer mit 22 Abgängen noch keine allzu große Stabilität zu erwarten sei. "Waren wir im ersten Lehrjahr alle schon so stabil? Schon so brauchbar wie ein Geselle oder Meister?", stellte der Übungsleiter der Kritik gegenüber.

FCE erhält weitere Absage

Für die gewünschte Stabilität könnten laut Wollitz erfahrene Neuzugänge sorgen. Nach diesen Verstärkungen fahndet der FCE schon länger, musste allerdings einige bittere Absagen kassieren, zuletzt von Marcelo de Freitas. Die Cottbusser Verantwortlichen arbeiteten wohl schon länger intensiv an einer Rückholaktion des zu Chemnitz abgewanderten Brasilianers. Der 25-Jährige entschied sich allerdings gegen Cottbus und für den portugiesischen Zweitligisten CD Nacional. Dennoch habe der Trainer des Drittliga-Absteigers "Hoffnung und auch eine feste Überzeugung" hinsichtlich von Neuverpflichtungen.

Dünne Personaldecke

Neue Spieler könnten die Cottbusser in Anbetracht der langen Verletztenliste gebrauchen. Während Ibrahim Aytic beim Auswärtsspiel bei Viktoria Berlin definitiv ausfallen wird, steht auch hinter dem Einsatz einiger weiterer Akteure ein Fragezeichen: Das betrifft Tobias Hasse, der in Auerbach bereits in der ersten Halbzeit ausgewechselt werden musste, sowie Robert Müller und Paul Gehrmann, der aufgrund einer Seitenstrang-Angina auszufallen droht. Ebenfalls ist der Einsatz von Routinier Dimitar Rangelov fraglich.

Wollitz' Lehrlinge

Für die ausfallenden Stammspieler mussten einige Jugenspieler bereits mehrmals in die Bresche springen. Besonders hob Wollitz dabei Tobias Eisenhuth und Moritz Broschinski hervor, die am Ende des laufenden Schuljahres ihr Abitur machen werden und deshalb einen schweren Spagat zwischen Training, Spielen und der Schulbank hinlegen müssen. Für seine "Lehrlinge" wünscht sich Wollitz jene erfahrenen Neuzugänge, an denen sie sich entwickeln können. Außerdem warnte der Cottbus-Coach vor zu hoher psychischer Belastung der jungen Spieler, gerade nach dem durch das Pokalspiel gegen Bayern München entstandenen "Hype". Er hofft, dass "man die jungen Spieler in Ruhe lässt".

Doch trotz der dünnen Personaldecke bescheinigte der FCE-Trainer seiner Mannschaft langfristig "ein großes Potenzial", das sogar das der Mannschaft von vor drei Jahren übertreffen würde. Ob Wolitz allerdings die Entwicklung seiner Truppe bis zum Ende begleiten wird, zeigte sich zuletzt fraglich. Bei Erzgebirge Aue galt er als ein Nachfolge-Kandidat für die Leonhard-Brüder und vermied vergangene Woche ein klares Bekenntnis zu Cottbus. Die Veilchen stellten zwar Dirk Schuster als neuen Cheftrainer vor, doch auch am Dienstag offenbarte Wollitz mit einer Metapher seine möglichen Ambitionen: "Wenn ein Oberarzt in einem anderen Klinikum Chefarzt werden kann, was macht er dann? Bleibt er Oberarzt oder wird er Chefarzt?"

Balsam für die Seele durch Benefizkonzert

Doch die Realität heißt zunächst weiterhin Cottbus. Nach den "Wollitz raus"-Rufen beim Auerbach-Spiel sorgte der freundliche Umgang bei einem Benefizkonzert für den Verein erstmal für ein wenig Versöhnung. "Es gab eine sehr angenehme Autogrammstunde, was nach Freitag nicht zu erwarten war", konstatierte Wollitz. Das Konzert habe richtig "gut getan".

Wie lang diese gute Stimmung halten wird, hängt allerdings von den kommenden Ergebnissen ab. Die Mittwoch-Partie bei Viktoria Berlin bietet die erste Möglichkeit, eine Reaktion zu zeigen. Anpfiff der Partie ist um 19 Uhr.

kon