DFB-Pokal

Hütter: "Wissen Sie, was mir gefehlt hat? Alles. Wirklich alles"

Frankfurt: Deutliche Kritik, aber auch Lob vom Trainer

Hütter: "Wissen Sie, was mir gefehlt hat? Alles. Wirklich alles"

Hat bei seinem Team viel vermisst: Eintracht-Coach Adi Hütter.

Hat bei seinem Team viel vermisst: Eintracht-Coach Adi Hütter. picture alliance

Als der kicker Hütter nach der Pressekonferenz in kleiner Runde auf die fehlende Kompaktheit seiner Elf in der ersten Hälfte ansprach, holte der Trainer weiter aus. "Wissen Sie, was mir gefehlt hat? Alles. Wirklich alles. Sowohl im Spiel mit dem Ball, als auch im Spiel gegen den Ball, die taktische Disziplin, die Leichtsinnigkeit bei Ballverlusten, so stelle ich mir das nicht vor. Auch wie wir ins Spiel gegangen sind: Das war träge, und das ist dementsprechend bestraft worden", bemängelte Hütter. An anderer Stelle monierte er: "Wir waren einfach zu lauffaul, die Räume zu schließen, die zweiten Bälle besser zu attackieren, deshalb sind wir hinten in Bedrängnis gekommen." Außerdem kritisierte er die fehlende Bereitschaft seiner Spieler. "Wenn von der Dreierkette hinten bis zum vordersten Spieler 50 Meter Platz sind, ist es schwierig, alles verteidigen zu können. Wir haben nicht synchron gearbeitet, nicht nach vorne verteidigt, aber auch nicht die Wege nach hinten gemacht, wenn wir überspielt worden sind. Das lag für mich ausschließlich an der Bereitschaft", erläuterte der Coach. Vielleicht sei Waldhof im Unterbewusstsein auch ein bisschen unterschätzt worden, vermutete Hütter.

Das ist eine wohltuend offene, kritische Analyse eines Trainers, der es sich auch hätte leichtmachen und allein auf die nach dem 0:2 und 2:3 gezeigte Moral verweisen können. Dass er die Probleme auch öffentlich klar ansprach, ist ein wichtiges Zeichen, um vor dem Saisonauftakt noch einmal die Sinne zu schärfen. Denn das 5:3 darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine derart wechselhafte Leistung kaum ausreicht, um in der Bundesliga zu bestehen.

Hütter hackte aber natürlich nicht nur auf seiner Mannschaft herum, er strich auch die positiven Aspekte hervor. "Die zweite Halbzeit war bedeutend besser. Kompliment an meine Mannschaft. So zurückzuschlagen, war sehr wichtig. Wie die Mannschaft nach diesem schweren Spielstand versucht hat, zurück ins Spiel zu kommen, hat mir imponiert. So einfach ist das nicht", lobte Hütter. Mit einem Hattrick binnen zwölf Minuten drehte der in der ersten Hälfte noch ziemlich lethargische Ante Rebic die Partie. "Entscheidend war, dass sich nicht nur Ante gesteigert hat, sondern die komplette Mannschaft. Anfang der zweiten Hälfte hatten wir das Spiel klar in der Hand. Die Möglichkeiten muss man konsequenter nutzen, dann wird es nicht bis zum Schluss so spannend", resümierte der Trainer. In der Phase zwischen dem Wiederanpfiff und Waldhofs 3:2-Führungstreffer in der 73. Minute vergab Frankfurt vier hochkarätige Torchancen, wobei sich Mannheims Keeper Markus Scholz mehrfach auszeichnete. Unterm Strich zog Frankfurt verdient in die zweite Runde ein, das Chancenverhältnis betrug am Ende 11:6 für die Hessen.

Knüpft das Team am Sonntag gegen Hoffenheim an der über weite Strecken guten Leistung der zweiten Hälfte an, stehen die Chancen auf einen erfolgreichen Saisonauftakt gewiss nicht schlecht. Allerdings müssen sich einige Spieler, allen voran Kapitän David Abraham, Martin Hinteregger und Danny da Costa, auch individuell deutlich steigern. Die schwache erste Hälfte in Mannheim ist schließlich nicht allein auf das schlechte gruppentaktische Verhalten zurückzuführen. Erfolgreich sein kann die Eintracht nur, wenn nahezu alle elf Profis auf dem Platz ihr volles Leistungsvermögen ausschöpfen.

Julian Franzke