Der HSV hat mit dem 6:1 gegen Hannover ein deutliches und streckenweise beeindruckendes Zeichen gegen den fast schon obligatorischen Frühjahrs-Blues gesetzt. Und Kittel war maßgeblich daran beteiligt. Denn die erste halbe Stunde war von Verunsicherung geprägt, von zähen Versuchen, Tempo und Torgefährlichkeit zu erzeugen. Bis ausgerechnet der 30-Jährige nach 343 Tagen ohne Zweitligator der Bann brach. "Das war unser Dosenöffner", sagt Tim Walter und schiebt Worte nach, die sein besonderes Verhältnis zum gebürtigen Gießener unterstreichen: "Ich bin sehr glücklich, dass Sonny dieses Tor gemacht hat."
Es war ein Treffer mit Anlauf. Schon am vergangenen Spieltag in Düsseldorf, bei seinem Startelf-Debüt in diesem Kalenderjahr, war Kittel ein Fixpunkt, ging der Treffer zum 2:2-Endstand maßgeblich mit auf sein Konto. Nun hat er auch endlich wieder einen verbucht. Walter hatte bereits im Vorfeld ein klares Gespür dafür, dass Kittel, ein erklärter Lieblingsschüler, den Weg aus dem Leistungsloch gefunden hat. Im Sommer und im Winter war er schon fast weg aus Hamburg, insbesondere der geplatzte Januar-Deal nach Saudi-Arabien hing ihm lange nach, weil ihm ein Millionenvertrag gewunken hätte.
Der HSV hatte am Ende sein Veto eingelegt, weil er keinen Ersatz für den Techniker bekommen hat - doch dann war Kittel selbst nur Ersatz, monatelang. "Wir haben ein gutes Gefüge", erklärt der Trainer, "jeder hatte Verständnis dafür, was Sonny durchgemacht hat. Ich hätte mir natürlich gewünscht, dass er eher aus dieser Phase zurückkommt, aber jetzt ist er wieder da. Er hat sich da selbst herauskatapultiert, und ich bin sehr stolz auf ihn. Denn wenn Sonny Freude hat, ist er ein unfassbarer Spieler. Und er hat wieder Freude."
Diese Freude soll nun in der finalen Phase zum Tragen kommen und den HSV ans Ziel bringen. "Wir alle", sagt Laszlo Benes, "freuen uns total für Sonny. Er hat in den schweren Wochen immer weitergemacht und wir alle wissen: Er ist sehr wichtig für uns." Und das augenblicklich sogar in der entscheidenden Phase.