2. Bundesliga

HSV: Viel mehr als ein Spektakel

Walters Elf begeistert, ist variabel wie selten - und feiert einen Sieg gegen den Frust

HSV: Viel mehr als ein Spektakel

Geglückter Start: HSV-Profis bejubeln mit ihren Fans ihren Auftaktsieg.

Geglückter Start: HSV-Profis bejubeln mit ihren Fans ihren Auftaktsieg. IMAGO/Susanne Hübner

Tim Walter musste eine Viererkette ohne vier formieren, dazu auch auf Ludovit Reis verzichten - und fand dennoch nicht nur die richtige Personalauswahl, sondern auch die richtige Mischung, also genau das, was seine Kritiker bei ihm oft vermisst hatten.

Wo HSV draufstand, steckte auch zum Zweitligastart ganz viel HSV drin, seine Mannschaft suchte immer wieder beherzt den Weg nach vorn mit Kombinationen durchs Zentrum. Aber sie variierte auch und operierte immer wieder mit langen Bällen. "Der Trainer", lobt Jonas Meffert, "hat uns perfekt auf Schalke eingestellt."

Schon in der Vorbereitung hatte Walter versucht, seinen Spielstil zu modifizieren. Gegen die Schalker demonstriertem er und seine Spieler, dass dies gelungen ist, obwohl die zurückliegenden Wochen von vielen Ausfällen geprägt waren. "Wir waren taktisch sehr, sehr flexibel", sagt der 47-jährige Badener, "wir hatten viele gute Ballbesitzphasen, haben aber auch immer wieder tiefe Bälle gespielt."

Mit diesen überraschten sie den Gegner nicht nur, sondern hebelten ihn auch immer wieder aus - wie in der Entstehung der Gelb-Roten Karte gegen Ibrahima Cissé. Und Walter kündigt an, dass die neue Variabilität erst der Anfang gewesen sein soll: "Wir hatten nur eine kurze Vorbereitung, es gibt noch einige Dinge, die wir besser machen müssen."

Auffälliges Verständnis

Aber das Hamburger Spiel beinhaltete viele Dinge, die richtig gut funktioniert haben. Levin Öztunali zeigte sich trotz seines haarsträubenden Fehlpasses vor dem 3:3 insgesamt deutlich verbessert gegenüber der Vorbereitung und deutete zumindest an, ein Gewinn sein zu können. Dieser ist Rechtsverteidiger Ignace van der Brempt jetzt schon, ebenso wie Immanuel Pherai.

Auffällig: Das herausragende Verständnis zwischen dem Ex-Braunschweiger und Robert Glatzel. Das erste Tor bereitete Pherai direkt vor, den Elfmeter vor dem 2:2 leitete er mit einem Steckpass auf den am Freitagabend überragenden Mittelstürmer ein. "Manu", schwärmt Glatzel, "ist einfach ein geiler Kicker."

HAMBURG, GERMANY - JULY 28: Robert Glatzel of Hamburger SV celebrates after scoring the team's fourth goal during the Second Bundesliga match between Hamburger SV and FC Schalke 04 at Volksparkstadion on July 28, 2023 in Hamburg, Germany. (Photo by Cathrin Mueller/Getty Images)

Glatzels "Spiel des Lebens": HSV-Energie bis unter die Haarspitzen spürbar

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Der Anfang also ist gemacht. Und Abräumer Meffert verrät, dass dies besonders wichtig war. "Nach der verlorenen Relegation", gibt er einen tiefen Einblick, "war es richtig hart. Es war sehr viel Leere in mir, das dauerte einige Tage und es war gar nicht so einfach, das abzuschütteln. Das ging einigen anderen auch so. Es war gar nicht so einfach sich wieder zu motivieren, auch wenn das natürlich unser Job ist."

Der Auftakt soll einen Startschuss markieren: "In dem Moment, in dem wir eingelaufen sind und diese wahnsinnige Energie der Leute gespürt, ist die Energie auf uns übergesprungen." Während der 90 Minuten ist sie spürbar gewesen. Und gibt in der Verbindung mit der modifizierten Spielweise tatsächlich Anlass zur Hoffnung, dass dieser Sieg mehr als nur ein Spektakel war.

Sebastian Wolff

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