"Hannover 96 - die 100 wichtigsten Spiele" lautet der Titel eines Buches, in dem der langjährige Medien- und Kommunikationsmitarbeiter des niedersächsischen Traditionsklubs, Dirk Köster, auf über 140 Seiten in Geschichten, Berichten und Statistiken veranschaulicht, was in seinem Verein im Laufe von mehr als einem Jahrhundert so alles passierte. Als kurioses, heute kaum mehr vorstellbares Ereignis, schafften es auch Spiele in dieses Werk, in denen sich 96 mit anderen Vereinen zusammenschloss, um - oft für einen guten Zweck - einem beträchtlichen Publikum außer der Reihe besonderen Sport zu bieten.
Zum Spiel
Einen Höhepunkt bildet hier der 3. Februar 1965. Nicht etwa gegen den "anderen HSV", wie inzwischen so oft in der Geschichte, sondern gemeinsam mit Akteuren aus Hamburg spielte an jenem Datum der "Hannoversche SV von 1896" gegen die Nationalmannschaft Polens. Trotz kühler Witterung und vereistem Untergrund kamen an jenem Mittwochnachmittag 25.000 Zuschauer ins Niedersachsenstadion, das damals noch nicht über Flutlicht verfügte. Sie wurden Zeugen von Aktionen eines nicht nur aus norddeutscher Sicht hochkarätig besetzten Angriffs: Gemeinsam mit der hanseatischen Ikone Uwe Seeler stürmte in jener Elf, die von den beiden Trainern Georg Gawliczek (Hamburg) und Helmut "Fiffi" Kronsbein (Hannover) betreut wurde, Hannovers Walter Rodekamp. Letzterer war es auch, der den 0:2-Rückstand nach der Pause mit einem Doppelschlag zum 2:2-Endstand egalisierte. "Seeler hatte ich meinen Spielern als gefährlichsten Mann geschildert", wird im Buch eine Aussage des polnischen Trainers Ryszard Koncewicz überliefert. "Aber Walter Rodekamp war deutlich stärker. Nicht nur wegen seiner beiden Tore."
Hand in Hand - mit Braunschweig!
Am Ende desselben Jahres und an selber Stätte kam es zu einem weiteren gemeinsamen, heute kaum mehr vorstellbaren Auftritt mit einem Rivalen aus dem Norden. Eine Kombination von Hannover 96 und Eintracht Braunschweig spielte am 15. Dezember 1965 zur Einweihung der Flutlichtanlage im Stadion der Landeshauptstadt Niedersachsens gegen Rumänien. Zum 3:1-Sieg traf neben Rodekamp und 96-Legende Hans Siemensmeyer auch der spätere Braunschweiger Meisterspieler von 1967 Lothar Ulsaß. Hand in Hand mit dem BTSV - das hieß es später auch am 14. April 1969 in Braunschweig, als Spieler aus Hannover und von der Eintracht im gemeinsamen Benefizspiel für die Töchter des mit seiner Frau bei einem Autounfall verstorbenen Braunschweigers Jürgen Moll gegen eine Bundesliga-Auswahl antraten. 21.000 Zuschauer waren im Eintracht-Stadion an der Hamburger Straße dabei.
Danach stand der Fußball still
Zur Geschichte der Duelle mit dem Hamburger SV zählen in Hannover viele Highlights, einige liegen noch weit vor der gemeinsamen Liga-Geschichte. Im Mai 1938 zum Beispiel bezwang 96 den Nord-Nachbarn im Halbfinale der Deutschen Meisterschaft mit 3:2 - und sicherte sich später im Finale in Berlin den ersten, vielumjubelten Titel gegen den favorisierten FC Schalke 04. Doch es gibt auch einen traurigen Moment im Zusammenhang der Spiele "HSV gegen HSV". Am 8. November 2009 trafen beide Teams im Kampf um Bundesligapunkte in Hannover aufeinander. Das Endergebnis von 2:2 rückte mit dem Schicksal von Nationaltorhüter Robert Enke in den Hintergrund. Zwei Tage nach seinem letzten Spiel zwischen den Pfosten nahm sich Hannovers Torhüter das Leben. Danach stand der Fußball für eine lange Zeit still.