
Den Ball stets im Blick: Hamburgs de Jong ist näher dran als Bayern-Torjäger Klose. dpa
Hamburgs Coach Huub Stevens veränderte seine Startelf nach dem 4:0 gegen Honved Budapest in der UEFA-Cup-Qualifikation auf drei Positionen: Für die gesperrten Kompany (Rot), Demel (TV-Beweis) und Regisseur van der Vaart (Wadenverletzung) spielten Boateng, de Jong und Trochowski. Auf Seiten des FC Bayern musste Trainer Ottmar Hitzfeld nach dem 3:0 gegen Hannover auf einen Torjäger (Toni, Oberschenkelzerrung) verzichten, dafür kam ein anderer (Klose) zurück. Oliver Kahn absolvierte seinen 535. Bundesligaeinsatz und löste Eike Immel als Rekordhalter damit ab.
Mit großem Engagement und hoher Aggressivität ging der HSV von Beginn an zu Werke und kompensierte mit immensem Laufpensum die technische Überlegenheit der Bayern. Das Geschehen spielte sich freilich hauptsächlich im Mittelfeld ab, so dass sich die erste Torszene erst nach einer knappen Viertelstunde ergab: Kahn lenkte Trochowskis vermeintliche Freistoßflanke mit einer Hand über die Latte (13.).
Die Hitzfeld-Elf brachte erst nach und nach Sicherheit in das eigene Spiel. Es folgte eine Phase, in der die Gäste den Ball gut zirkulieren ließen, der Weg zum gegnerischen Tor aber sollte ihnen zunächst versperrt bleiben, weil wie auf der Gegenseite am gegnerischen Strafraum die Präzision fehlte.
Bis auf eine von Demichelis in letzter Sekunde vereitelte Schusschance von Castelen (22.) gab es in den ersten 45 Minuten keine nennenswerten Torchancen mehr zu verzeichnen. Beide Teams neutralisierten sich weitgehend, das Geschehen spielte sich fast ausschließlich zwischen den beiden Strafräumen ab. Die Hanseaten investierten mehr, hatten ihre besten Szenen über die rechte Seite (Castelen) und ab Mitte des ersten Abschnitts stetig ein leichtes optisches Übergewicht. Der Rekordmeister stand in der Abwehr sehr sicher, bot aber im Mittelfeld und vor allem im Angriff sehr wenig. Zé Robertos Distanzschuss war der einzige Torschuss der Gäste im ersten Abschnitt (36.).
Der 4. Spieltag
Die Stevens-Schützlinge waren nach Wiederanpfiff gleich wieder das aktivere Team. Castelen (48.) und Olic (50.), gegen den Kahn prima parierte, hatten die Führung auf dem Fuß. Die Münchner, immer noch sehr verhalten, konnten ihre individuelle Klasse in der Offensive zunächst nicht zeigen - Klose hing vollkommen in der Luft, Ribéry deutete nur selten sein Potenzial an und auf den Flügeln standen Altintop und Schweinsteiger klar im Schatten ihrer Gegenspieler.
20 Minuten lang ereignete sich bis auf die Verteilung zahlreicher Gelber Kartons wenig - die Norddeutschen blieben das aktivere Team, Bayern reagierte nur. Wie aus dem Nichts fiel dann das Führungstor für die Gäste: Lell kam auf der rechten Seite zur Flanke, in der Mitte schlief Reinhardt und der bis dorthin nahezu unsichtbare Klose lenkte den Ball mit dem rechten Oberschenkel aus zehn Metern ins linke untere Eck - es war sein 100. Bundesligator (70.).

Das 0:1 - Torschütze Klose dreht ab, Reinhardt und Keeper Rost sind konsterniert. dpa
Bayern suchte die Entscheidung, die der eingewechselte HSV-Stürmer Choupo-Moting nach einem Eckball der Gäste fast besorgt hätte, doch der Ball prallte vom Pfosten ins Feld zurück (82.). Die Hanseaten hatten bei ihrem Anrennen viel Kraft gelassen - deren Moral aber stimmte, und dem eingewechselten Zidan sollte der verdiente Ausgleich gelingen: Der Ägypter dribbelte im Strafraum gegen drei Bayern, blieb aber hängen. Jarolims Schuss wurde abgeblockt und sprang wieder vor die Füße von Zidan, der aus elf Metern mit der rechten Fußspitze ins rechte untere Eck zum Endstand einschoss (87.).
Nach der Länderspielpause tritt Hamburg am Samstag in Frankfurt an, die Bayern erwarten Schalke zum Spitzenspiel.