Tim Walter versuchte gar nicht erst, den Sonntag schöner zu reden als er war. Der HSV-Coach hat eine ungewohnt lange Mängelliste erstellt nach einem Erfolg, der selbstverschuldet bis zur letzten Sekunde am seidenen Faden hing. "Wir hatten am Anfang zu wenig Tiefe, waren nicht zwingend genug und haben immer wieder abgebrochen. Wir haben zu wenig rotiert, dann gehen auch keine Lücken auf."
Rothosen gewinnen trotz langer Mängelliste
Was ihn besonders ärgert: "Wir haben das in der Pause angesprochen und danach ging es genauso fahrig weiter. Wir haben zu statisch gespielt, mit zu wenig Mut." Eine wichtige Qualität und gleichzeitig einen Unterschied zu den vorangegangenen Zweitligaspielzeiten des einstigen Bundesliga-Dinos streicht er dennoch heraus: "Es spricht für die Mannschaft, dass sie dieses Spiel dann trotzdem gewinnt." Weil wie schon in Heidenheim Bakery Jatta das letzte Wort gehörte.
Er ist unverzichtbar für uns.
Tim Walter über Bakery Jatta
Vergangenen Samstag hatte der Gambier das 3:3 beim ärgsten Verfolger erzielt, am Sonntag nun den Siegtreffer mit einem beherzten Einlaufen am zweiten Pfosten. "Baka", freut sich Walter, "hatte auch in den ersten beiden Spielen gegen Braunschweig und Rostock gute und klare Situationen, hat mit mustergültigen Flanken Torschüsse vorbereitet aber einfach das Pech gehabt, dass die Bälle nicht verwertet wurden. Sonst hätte er noch mehr Scorerpunkte." So sind es trotz eines schwierigen ersten Halbjahres mit zwei langwierigen Verletzungen nun drei Treffer und eine Vorlage, und Walter rühmt nicht nur deshalb: "Er ist unverzichtbar für uns. Er ist ein wunderbarer Mensch und Fußballer und tut uns unglaublich gut."
Jahresbilanz bleibt stark - auch gegen den Tabellenführer?
Jatta verkörperte das Spiel des HSV gegen den Bundesligaabsteiger letztlich vortrefflich: Er brachte viel Energie mit, war defensiv unaufmerksam als er Gegenspieler und Torschütze Bastian Oczipka laufen ließ, blieb jedoch in der Offensive dran. Das genügte gegen Bielefeld zum nächsten Dreier, durch den die Bilanz in 2023 auf zehn Punkte ausgebaut wurde - aber reicht die augenblickliche Verfassung auch für den Spitzenreiter?
Moritz Heyer ist sicher, "dass wir auch in Darmstadt gewinnen können, wenn wir zu 100 Prozent an unsere Leistungsgrenze kommen." Zuletzt jedoch hat der HSV diese zwei Mal nicht erreicht. Innenverteidiger Jonas David glaubt dennoch, "dass auch der Sieg gegen Bielefeld uns Selbstvertrauen für Darmstadt geben wird. Dazu kommt: Es wird ein ganz anderes Spiel, der Gegner wird nicht so tief stehen, es wird andere Räume für uns geben." Aber ganz sicher auch andere Anforderungen als beim mühsamen und wackligen Sieg am Sonntag.