2. Bundesliga

HSV: Es ist von allem zu wenig

Reis' Doppelfehler entscheidet, doch Glatzel mahnt Grundsätzliches an

HSV: Es ist von allem zu wenig

Mit leeren Händen ging es für den HSV zurück nach Hamburg.

Mit leeren Händen ging es für den HSV zurück nach Hamburg. IMAGO/Jan Huebner

Nur eines der letzten fünf Spiele haben die Hanseaten gewonnen. Gegen Hannover, ein Team, das hilflos durch das Kalenderjahr 2023 irrlichtert und am vergangenen Wochenende ganz offenbar der richtige Gegner zum richtigen Zeitpunkt war. Oder vielleicht gerade nicht? Hat das 6:1 übertüncht, dass der HSV seit Wochen an den gleichen Symptomen krankt? So wie der ergebnistechnisch gute Start ins neue Jahr schon kaschiert hat, dass Grundsätzliches verloren gegangen ist.

Offenkundig ist: Ohne Mario Vuskovic bekommt Tim Walter seine Mannschaft nicht stabilisiert. Und die Beharrlichkeit, mit der der Coach auch am späten Samstagabend die individuellen Fehler ("Wir schießen uns die Tore selbst rein") aufzählt, ist auffällig. Der 47-Jährige will keine Systemdebatte führen - und muss sich doch fragen lassen: Wieso patzen seine Profis in Serie? Weil ihre Qualität überschätzt wurde? Oder weil sie ohne ihren besten Verteidiger vielleicht eine Anpassung und Vereinfachung des Systems bräuchten?

Die Fragen, die sich rund um den HSV auftun, sind bohrend. Weil immer andere patzen. Nach Jonas David, Javi Montero oder Miro Muheim in den vorangegangenen Partien schlüpfte auf dem Betzenberg Ludovit Reis in die Rolle des Fehlerteufels, bereitete beide Lauterer Treffer mit kapitalen Aussetzern regelrecht vor. Robert Glatzel aber deutet mehr als nur an, dass die Niederlage eben nicht allein an den individuellen Fehlern festzumachen ist.

Der Torjäger hatte schon vergangene Woche eindringlich davor gewarnt, den Kantersieg gegen Hannover überzubewerten, jetzt legt er deutlich den Finger in die klaffende Hamburger Wunde. "Es war von allem etwas zu wenig. Wir haben zu langsam gespielt, waren nicht kompakt genug, haben nicht komplett dagegen gehalten." Auch Kapitän Sebastian Schonlau stellt klar: "Wir hatten es nicht verdient."

"Wir haben auch keine anderen Mittel gefunden"

Glatzel bewertet bemerkenswert klar, dass es beim HSV hakt. "Unser Spiel ist auf Ballbesitz ausgelegt und darauf, Lücken zu reißen. Wir haben gegen den tief stehenden Gegner aber kein Mittel gefunden." Und dann, ob gewollt oder ungewollt, folgt dieser Zusatz am "Sky"-Mikrofon: "Wir haben auch keine anderen Mittel gefunden."

Andere Mittel freilich sind in Walters Plan nicht vorgesehen, und so unsauber der Pass von Daniel Heuer Fernandes auf Reis war und so fahrlässig der Versuch des Niederländers, den Ball im Spiel zu halten anstatt einen Einwurf zuzulassen, so sehr wurde in dieser Szene auch das Hamburger Dilemma deutlich: Der lange Ball, die Einfachheit, bleibt beim HSV selbst dann aus, wenn dieses Stilmittel erforderlich ist. Und auch das macht es so schwierig. In einzelnen Spielsituationen. Aber längst auch im Großen und Ganzen dieses fünften Anlaufs.

Sebastian Wolff

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