Streichs taktischer Kniff
Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann verzichtete gegenüber dem 2:1-Sieg in Ingolstadt auf jegliche Wechsel in seiner Anfangsformation. Sein Pendant Christian Streich nahm im Vergleich zum 1:0-Sieg gegen Frankfurt drei personelle Veränderungen vor: Ignjovski, Meffert und Torrejon (Saison-Debüt) rückten für Stenzel, Abrashi (Gehirnerschütterung) und Niederlechner ins Team.
"Die Funken werden sprühen", hatte TSG-Manager Alexander Rosen im Vorfeld versprochen. Zunächst überwog im Duell der Badener aber die Taktik: Auf die Dreierkette Nagelsmanns antwortete Streich überraschenderweise mit derselbigen, vor der Frantz und Meffert das Zentrum extrem verdichteten. Damit nahmen die Breisgauer im Kollektiv die Kreativzentrale der TSG aus dem Spiel. Darunter litt allerdings das eigene Offensivspiel, Sturmspitze Philipp erhielt kaum brauchbare Zuspiele.
Söyüncüs Geschenk für Wagner
Nach einer knappen Viertelstunde fanden die Hausherren ein Mittel gegen den dichten Abwehrblock der SCF: sie bogen vermehrt auf die beiden Flügel ab. Daraus resultierten zwei Gelegenheiten von Wagner, jeweils setzte der baumlange Angreifer seinen Kopfball aber zu hoch an (18., 22.). Nach einem haarsträubenden Fehlpass von Söyüncü in die Füße des Angreifers hatte Wagner dann aber leichtes Spiel: Der Ex-Darmstädter steuerte alleine auf Schwolow zu, umkurvte ihn und netzte aus spitzem Winkel zum 1:0 ein (34.).
Der vermeidbare Gegentreffer führte zu einem Umdenken bei der Streich-Elf: Freiburg schob sein Konstrukt ein Stück nach vorne und versuchte, das Mittelfeld schneller zu überbrücken. Ein punktgenauer Diagonalball von Günter reichte sogar, um die gesamte TSG-Defensive auszuhebeln. Die Rechnung machten die Breisgauer aber ohne ihren Ex-Keeper Baumann, der Philipps Volley per Reflex entschärfte (39.). Defensiv allerdings bereitete Wandspieler Wagner Söyüncü & Co. weiter Probleme - wie bei einem Drehschuss, bei dem der Ball einen Meter rechts am Aluminium vorbeiflog (42.).
1. Liga, 7. Spieltag
Niederlechner und Petersen: Volles Risiko
Mit Wiederanpfiff brachte Streich Stürmer Niederlechner für Abwehrmann Ignjovski und ging damit mehr Risiko ein. Das sorgte gleich für Verwirrung in der Defensive, Demirbay spazierte in Folge eines Fehlers im Aufbauspiel locker-leicht durch die Zentrale und wurde erst in höchster Not von Söyüncü abgegrätscht (50.).
Weil Freiburg in der Phase nach dem Seitenwechsel wenig Zugriff hatte und in erster Linie offensiv blass blieb, spielte Coach Streich mit Petersen (58., für Meffert) seine nächste Trumpfkarte. Damit löste er sein Mittelfeld fast gänzlich auf, vorne bildeten beide Joker gemeinsam mit Philipp ein Dreiergespann. Das kam dem Kurzpassspiel der Gäste nicht wirklich zugute, vielmehr griff der SCF noch vehementer zu langen Schlägen.
Niederlechner sticht - Kramaric antwortet
Zunächst brannte es allerdings bei einem Standard in der eigenen Hintermannschaft, Hübner nickte das Leder vor Schwolow aus Abseitsposition aber am Kasten vorbei (60.). Ansonsten hatten die Breisgauer optische Vorteile, erwirtschafteten daraus aber viel zu wenig Ertrag. Etwas überraschend kam Freiburg deshalb zum Ausgleich: Söyüncüs langer Schlag entpuppte sich als optimaler Assist für Niederlechner, der die Kugel im Strafraum annahm und sie an Baumann zu seinem ersten Bundesligatreffer vorbei ins Tor hob (78.).
Die Freude über den Ausgleich, der dem Sportclub den ersten Auswärtspunkt der Saison beschert hätte, währte allerdings nur kurz: Söyüncü stützte sich bei einem Luftduell im eigenen Sechzehner bei Rudy auf und verursachte so einen Elfmeter, den Kramaric frech in die Mitte verwandelte (81.). Elfmeter forderten die Freiburger dann selbst in der 85. Minute, nachdem Bicakcic bei einer Klärung den Weg von Niederlechner gekreuzt und diesen zu Fall gebracht hatte. Eine äußerst knifflige Szene, die Aytekin nicht für elfmeterwürdig hielt. Das war es dann auch. Die Breisgauer verließen die Kräfte, sodass die TSG den knappen Sieg sicher über die Zeit brachte.
Hoffenheim ist am Samstag (15.30 Uhr) in Leverkusen zu Gast, Freiburg empfängt zur selben Zeit den FC Augsburg.