Bundesliga

Nimmt Hoeneß späte Revanche?

TSG-Coach vor wichtigem Duell mit seinem Ex-Klub

Nimmt Hoeneß späte Revanche?

Kennt sich aus bei der Hertha: Hoffenheims Coach Sebastian Hoeneß.

Kennt sich aus bei der Hertha: Hoffenheims Coach Sebastian Hoeneß. imago images

Insgesamt zehn Jahre war Sebastian Hoeneß als Spieler im Trikot von Hertha BSC aktiv. In der 2. Mannschaft des Hauptstadtklubs, die er später sogar als Kapitän anführte, verbrachte der 38-Jährige damit bis auf eine einjährige Zwischenstation in Hoffenheim seine komplette aktive Senioren-Laufbahn.

Kein Wunder also, dass Hoeneß mit vielen Erinnerungen und Emotionen nach Berlin reist. "Ich habe jahrelang für die Hertha-Amateure gespielt und sehr lange in Berlin gelebt, ich verbinde viel mit dem Klub und bin sehr positiv verbunden", versichert Hoeneß, der dort auf viele alte Bekannte trifft, "ich kenne noch ziemlich viele, etwa Malik Fathi, Zecke Neuendorf, Ante Covic, um mal nur drei zu nennen."

Natürlich ist es nicht so schön, wenn es am Ende zu einer Trennung kommt, da war ich vielleicht auch ein bisschen zu emotional.

Sebastian Hoeneß zur Entlassung seines Vaters Dieter

Während Sebastian also von 1999 bis 2006 und von 2007 bis 2010 für Hertha II kickte, war Papa Dieter noch zwei Jahre länger (1997 bis 2009) als Manager von Hertha BSC in Amt und Würden. Über das vorzeitige Ende der Amtszeit seines Vaters hatte sich der Filius seinerzeit ziemlich aufgeregt. "Natürlich ist es so, dass man als Sohnemann da mitgeht und mitlebt. Und natürlich ist es nicht so schön, wenn es am Ende zu einer Trennung kommt, da war ich vielleicht auch ein bisschen zu emotional", blickt Hoeneß zurück. Ein Sieg beim Tabellennachbarn könnte sich deshalb auch ein klein wenig wie eine familiäre Revanche anfühlen für den Hoffenheimer Chefcoach, der freilich selbst genug Probleme hat und unter Erfolgsdruck steht.

"Wir brauchen Geduld, um uns nicht unnötig unter Druck setzen zu lassen. Andererseits aber auch eine Ungeduld, die Dinge in die richtigen Bahnen zu lenken", beschreibt Hoeneß den Balance-Akt, "das geht nicht mit einem Fingerschnipsen. Wir haben zuletzt als Mannschaft gut verteidigt und wenig zugelassen, es war das erste Spiel ohne Gegentor. Das nehmen wir mit als nächsten Schritt. Jetzt werden wir versuchen, beides reinzubringen. Die defensive Stabilität aus dem letzten Spiel und die Chancenhäufigkeit aus dem vorletzten Spiel. Um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, Tore zu machen." Zuletzt aber war die TSG beim 0:4 auf Schalke wie auch beim 0:0 gegen Bielefeld erstmals unter Hoeneß zweimal in Folge ohne eigenen Treffer geblieben. Nun warten mit Berlin und Köln am Sonntag gleich zwei Gegner aus dem gefährdeten Tabellenbereich.

Hoeneß ist "nicht betriebsblind"

Von Abstiegskampf will Hoeneß weiter nichts wissen. "Das ist für uns kein Thema, wir sind früh in der Saison. Das heißt nicht, dass wir nicht wissen, dass wir punkten müssen, um die nächsten Schritte zu gehen, da sind wir nicht betriebsblind. Aber es hilft uns nicht, irgendwas auszurufen", erklärt Hoeneß und empfiehlt: "Es hilft, auf uns zu schauen und nicht so viel nachzudenken und nicht so viel zu quatschen, sondern einfach zu machen."

Vogts Einsatz wackelt

Und zwar weiter mit erheblich reduziertem Personal. Ein Fragezeichen steht noch hinter dem Einsatz von Kevin Vogt (Bänderverletzung am Daumen), "es ist schmerzabhängig, das wird sehr kurzfristig entschieden", so Hoeneß, "Ryan Sessegnon, der am nächsten dran war, wird weiterhin ausfallen aufgrund seiner Oberschenkelproblematik. Ansonsten kommen keine Spieler dazu."

Demnach fehlen den Kraichgauern neben den Langzeitverletzten Benjamin Hübner (Fußverletzung), Konstantinos Stafylidis (Schulter-OP) und Ermin Bicakcic (Kreuzbandriss) weiterhin Florian Grillitsch (Bauchmuskelzerrung), Robert Skov, Pavel Kaderabek, Ryan Sessegnon (alle muskuläre Probleme), Dennis Geiger und Kevin Akpoguma (beide Oberschenkelverletzungen).

Michael Pfeifer