Nachdem er als Funktionär nach Stuttgart zurückgekehrt war, umwehte Thomas Hitzlsperger ab 2016 die Liebe und Achtung der Brustring-Anhänger. Bis der Hoffnungsträger Ende 2020 einen öffentlichen Brandbrief gegen Klubchef Claus Vogt verfasste - und erleben musste, wie aus Liebe Hass wird. Die Wogen sind mittlerweile weitgehend geglättet, der Vorstandsvorsitzende arbeitet an verloren gegangenem Vertrauen und der Weiterentwicklung des Traditionsklubs.
"Wichtig ist, dass wir im Sinne des VfB zusammenarbeiten und dass der Konflikt keine Auswirkungen auf den Sport hatte", erklärt der 39-Jährige im großen kicker-Interview der Montagsausgabe. Hitzlsperger weiter: "Die Wucht war heftig. Und die Darstellung als Marionette ist falsch."
Wir gehen diesen radikalen Weg und schaffen Werte.
Thomas Hitzlsperger
Sportlich immerhin läuft es für die Schwaben. Nach dem Aufstieg im Vorjahr hat der VfB in der Bundesliga nichts mit dem Abstieg zu tun, überzeugt immer wieder mit frischem, offensivem Fußball. Der VfB-Vorstand sah es dabei als Glück an, dass im April 2019 Sven Mislintat als Sportdirektor auf dem Markt war. Denn auch der war zur Förderung junger Spieler und zur Integration selbst ausgebildeter Nachwuchsspieler bereit.
"Wir haben uns als sportliche Leitung gesagt: Wir wollen nicht nur davon reden, mutig zu sein. Wir müssen tun, wovon wir sprechen! Wohl wissend, dass es nicht immer Applaus geben wird", so Hitzlsperger. "Wir gehen diesen radikalen Weg, setzen stark auf Nachwuchsspieler, die sich entwickeln wollen und können, und schaffen so Werte."
Wir können es uns nicht leisten, Angebote von Topklubs abzulehnen.
Thomas Hitzlsperger
Im Sommer allerdings drohen Abgänge. Das Motto lautet: Verkäufe ja, Ausverkauf nein. Der VfB hofft, trotz Corona-Krise sein Tafelsilber wie Borna Sosa & Co. nicht veräußern zu müssen. Aber: "Grundsätzlich ist niemand unverkäuflich. Wir können es uns nicht leisten, Angebote von Topklubs einfach abzulehnen. Wenn es so kommt, müssen wir sprechen. Es ist eine Auszeichnung für uns, dass wir Spieler gefunden haben, die sich so entwickelt haben. Das", so Hitzlsperger weiter, "hilft uns, wieder neue Talente zu finden."
Im großen Interview der Montagsausgabe des kicker (ab 23 Uhr auch digital abrufbar als e-Magazine) spricht Hitzlsperger über den Mut, Pellegrino Matarazzo als Trainer verpflichtet zu haben, und über den KfW-Kredit über rund 25 Millionen Euro. Er äußert sich zur Datenaffäre und zu Ankerinvestor Daimler. Auch die Pläne für eine Super League, die Medienerlöse und die WM in Katar werden thematisiert.