kicker

Hitze und Auto: Vorsicht, Lebensgefahr!

Nie Kinder und Tiere zurücklassen - Geöffnetes Fenster ohne Effekt - Scheibe einschlagen?

Hitze und Auto: Vorsicht, Lebensgefahr!

Auto im Hochsommer: Die Klimaanlage sorgt nur während der Fahrt für einen kühlen Innenraum.

Auto im Hochsommer: Die Klimaanlage sorgt nur während der Fahrt für einen kühlen Innenraum. Renault

Fenster auf: Hilft das?

Nein. Der Gefahrensituation im parkenden Hitze-Auto tut es keinen Abbruch, wenn die Fenster einen Spalt weit geöffnet bleiben, um vermeintlich kühlende Luft ins Innere zu lassen. Der ADAC hat dazu einen Versuch unternommen und, bei einer Außentemperatur von 28 Grad, baugleiche Fahrzeuge mit geschlossenen beziehungsweise geöffneten Fenstern in der Sonne abgestellt.

Ergebnis: Bei geschlossenen Seitenscheiben betrug die Temperatur schon nach zehn Minuten 38 Grad und nach 20 Minuten bedenkliche 45 Grad. Blieben zwei Fenster leicht geöffnet, sah das Resultat nicht viel anders aus - noch immer wurden 36 beziehungsweise 42 Grad gemessen.

Nach einer Stunde kletterte das Thermometer jeweils deutlich über 50 Grad. Daraus lässt sich ablesen, warum für im Auto zurückgelassene Kinder (die sich, anders als Erwachsene, oft nicht helfen können) und Tiere Lebensgefahr besteht.

Selbst ein schattiger Parkplatz ist kein Garant dafür, dass sich das Auto nicht bedrohlich aufheizt.

Hell oder dunkel: Macht das einen Unterschied?

Nein. Die Lackfarbe hat keinen Einfluss auf die Hitzeentwicklung im Wageninneren. Schon eher gilt das für die Farbe der Inneneinrichtung.

Was bringen getönte Scheiben?

Durchaus etwas. Es ist vor allem die Größe der Fensterflächen, die bei der Aufheizung des Passagierbereichs eine Rolle spielt. Deshalb bescheinigen die ADAC-Experten Wärmeschutzverglasung oder getönten Scheiben zumindest "einen kleinen Effekt". Ähnliches gilt für Folien an den Fenstern, die das Sonnenlicht reflektieren.

Wie sicher bin ich vor UV-Strahlung?

Nur eingeschränkt. Während die Frontscheibe UV-A und UV-B-Strahlung weitestgehend fernhält, werden die Seitenscheiben von der UV-A-Strahlung durchdrungen, die für vorzeitige Hautalterung und sogar Hautkrebs verantwortlich gemacht wird.

Kind oder Hund im Hitze-Auto: Scheibe einschlagen?

Das ist unter Umständen nicht nur erlaubt, sondern wird sogar verlangt - denn wer auf eine solche lebensrettende Maßnahme verzichtet, kann wegen unterlassener Hilfeleistung belangt werden.

Hund im Auto

Hundstage: Nicht nur für Tiere kann es lebensgefährlich werden, wenn sie im aufgeheizten Auto zurückbleiben müssen. Ergo

Das gilt nicht nur, wenn hilflose Kinder im aufgeheizten Fahrzeug zurückgelassen wurden, sondern auch dann, wenn es um Tiere geht.

Allerdings ist das Einschlagen der Scheibe nicht so ohne weiteres gerechtfertigt. Wer zu voreilig handelt, macht sich womöglich der Sachbeschädigung schuldig und muss für den entstandenen Schaden aufkommen.

Wird eine lebensbedrohliche Lage vermutet, sollte also zunächst via Notruf die Polizei informiert werden, wobei Angaben zum Ort des Geschehens, Fahrzeugkennzeichen, Marke und Typ hilfreich sind.

Auch gilt es, nach Betreuungspersonen beziehungsweise dem Besitzer des Tieres Ausschau zu halten, etwa in umliegenden Geschäften.

Beispiel Hund: "Einen eigenen Befreiungsversuch sollte man nur starten, wenn der Halter nicht auffindbar ist, die Polizei auf sich warten lässt und das Tier zum Beispiel Anzeichen eines Hitzeschlages wie apathisches Herumliegen, glasige Augen oder Gleichgewichtsstörungen zeigt", sagt Michaela Rassat, Juristin bei der Ergo-Rechtsschutzversicherung.

Bei jeder Rettungsaktion ist es sinnvoll, die Ausgangslage und die Hilfeleistung zu dokumentieren - etwa, indem man Passanten darum bittet, zu filmen oder zu fotografieren. Zudem muss die Sachbeschädigung möglichst gering gehalten werden. Also erst prüfen, ob sich Fenster oder Türen nicht vielleicht öffnen lassen.

Das Einschlagen des Fensters selbst sollte möglichst vorsichtig erfolgen, denn Glassplitter stellen sowohl für den Retter als auch für den zu Rettenden eine Gefahr dar.

Anschließend wird die befreite Person oder das befreite Tier in den Schatten gebracht, mit Wasser befeuchtet (bei Menschen helfen beispielsweise feuchte Tücher auf Stirn, Nacken oder um die Waden) und mit Trinkwasser versorgt.

Hitze im Auto: Und was hilft?

Der ADAC hat folgende Tipps parat:

• Ledersitze im parkenden Auto mit einem Handtuch bedecken, weil sich hier der Bezug besonders aufheizt.

• Eine Sonnenschutzmatte auf die Windschutzscheibe legen.

• Vor Fahrtantritt Türen und Schiebedach öffnen und das Wageninnere gut durchlüften.

• Bei Fahrtbeginn die Klimaanlage auf höchste Stufe stellen.

• Sobald die Klimaanlage kühlende Wirkung zeigt, Fenster und Schiebedach schließen.

ule