Tennis

Die Erkenntnisse der US Open 2021

Kommen die "Big Three" noch einmal zurück?

Historie, verpasste Rekorde und Zverevs Horror: Erkenntnisse der US Open 2021

Emotionen Pur: Während Novak Djokovic (li.) und Alex Zverev enttäuscht sind, kann Emma Raducanu ihren Erfolg kaum fassen. 

Emotionen Pur: Während Novak Djokovic (li.) und Alex Zverev enttäuscht sind, kann Emma Raducanu ihren Erfolg kaum fassen.  picture-alliance (3)

Keine Krönung in Queens

New York hat gezeigt, dass Novak Djokovic auch nur ein Mensch ist. Wie sehr der Serbe unter Druck gestanden hatte, zeigte sich im Finale, als er vor dem letzten Seitenwechsel auf seiner Bank sitzend in Tränen ausbrach. Wenig später war die Partie beendet, in drei Sätzen verlor der "Joker" gegen Daniil Medvedev und verpasste damit den Grand Slam, alle vier großen Turniere in einem Jahr zu gewinnen. Zudem bleibt Djokovic ebenso wie Roger Federer und Rafael Nadal bei 20 Grand-Slam-Titeln stehen. Bis Olympia war der 34-Jährige in diesem Jahr mehr Maschine als Mensch, doch gegen Ende geht ihm die Luft aus. In Tokio das Halbfinal-Aus, in Queens verpasste er die Krönung.

Tennis mit Zuschauern - wow!

New York hat gezeigt, dass auch Tennis mit Tausenden von Zuschauern viel geiler ist. Der Sound von den Rängen nach atemberaubenden Ballwechseln, die Anfeuerungsrufe vor den Aufschlägen und nicht zuletzt der Song "Sweet Caroline" für die britische Sensationssiegerin Emma Raducanu aus zig Kehlen. Wie traurig war da noch die gespenstische Szenerie bei Dominic Thiems Coup 2020 gegen Alexander Zverev vor den von riesigen Planen abgehängten Zuschauertribünen. Beim diesjährigen Herren-Finale saßen über 25.000 geimpfte Tennis-Fans im Arthur-Ashe-Stadium.

Zverevs Horror bei Highlight-Spielen

New York hat gezeigt, dass Alexander Zverev es mit den ganz großen im Tennissport weiterhin nicht aufnehmen kann. Zumindest auf dem Papier. Seine Horrorbilanz gegen Top-Ten-Spieler bei den Grand Slams: 0:11 (!). Dabei zeigte der 24-Jährige gerade im Halbfinale gegen Djokovic über fünf Sätze meist tolles Tennis, doch wie schon im Finale im vergangenen Jahr fehlten am Ende einige wenige Punkte.

Nummer 150 gegen 73 - wer kann so was schon voraussehen?

New York hat gezeigt, dass Vorhersagen beim Damen-Tennis derzeit dem Blick in die Glaskugel ähneln. Zwei Teenager standen im Finale, in dem sich die Britin Emma Raducanu gegen Leylah Fernandez (Nr. 73) durchsetzte - als Qualifikantin, auf Weltranglistenplatz 150 notiert - und das ohne in den zehn Matches auch nur einen Satz abgegeben zu haben. Eine kuriose Randnotiz dazu erzählte Mischa Zverev bei "Eurosport": In der 2. Runde der Qualifikation hatte Raducanu mit 3:5 gegen Mariam Bolkvadze (Georgien) im zweiten Satz hintengelegen und ihrer Box signalisiert, dass sie wohl keine Chance mehr haben würde. Doch sie zog durch, gewann noch mit 7:5 - der Rest ist Geschichte, Historie.

Kerber poliert ihre Jahresbilanz

New York hat gezeigt, dass mit Angelique Kerber auch weiterhin zu rechnen ist. Nicht nur in Flushing Meadows, sondern auch schon zuvor in Cincinnati und Wimbledon, wo jeweils im Halbfinale erst gegen die Weltranglistenerste Ashleigh Barty Schluss war, überzeugte die Kielerin wieder mit ihrem Tennis, auch Boris Becker attestierte ihr wieder Spaß am Spiel. Zwar schied Kerber bei den US Open im Achtelfinale gegen die spätere Finalistin Leylah Fernandez (Kanada) aus, dennoch zeigt die Formkurve nach einem schwachen Dreivierteljahr und jeweils dem Erstrundenaus in Paris 2020 und 2021 sowie bei den Australien Open 2021 wieder deutlich nach oben.

Big Three, Tennis-Oma und ihre Obsessionen mit der 21 und 24

New York hat gezeigt, dass die Zeit der "Big Three" um Federer, Nadal und Djokovic abläuft. Die Machtdemonstration von Daniil Medvedev im Finale, der Olympia-Sieg von Zverev, die ständigen zum Teil langwierigen Verletzungen der alternden Tennis-Elite: Viele junge Spieler wirbeln den Tennis-Zirkus derzeit mächtig auf, selbst die eigentlich bereits in der Weltspitze etablierten Profis um Stefanos Tsitsipas (Aus gegen den 18-jährigen Carlos Alcaraz Garcia) müssen sich erst wieder behaupten - ist da überhaupt noch Platz für die Stars, von denen jeder für sich 20 Major-Titel gesammelt hat? Dieselbe Frage könnte man bei den Damen stellen. Dort wartet Serena Williams - bei den US Open verletzungsbedingt ebenfalls nicht dabei - seit über vier Jahren auf einen weiteren, ihren dann 24. Grand-Slam-Sieg. Ob die 39-Jährige das noch schafft? Die junge Generation hat in New York gezeigt, dass sie der Tennis-Oma aus L.A. diesen Triumph mit Sicherheit nicht schenken will.

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Djokovic thront ganz oben: Spieler mit den meisten Grand-Slam-Titeln