"Die schönsten Spiele habe ich mit dem HSV erlebt", hat Uli Stein einmal gesagt und hinzugefügt: "Mit dem HSV, aber auch gegen den HSV." Denn die gerade 69 Jahre alt gewordene Torwart-Legende stand bei den bisherigen Pokal-Begegnungen, die es zwischen dem DSC Arminia und dem Hamburger SV, den Zweitrunden-Gegnern an diesem Dienstagabend, gab, im Bielefelder Kasten und zugleich im Mittelpunkt. Zwischen beiden Auftritten liegen stolze 17 Jahre!
Vor mittlerweile 45 Jahren hatten sich die Bielefelder auf einem wahren Höhenflug befunden. Nach dem Bundesliga-Skandal Anfang der Siebzigerjahre und dem darauffolgenden Niedergang hatte der Klub den Wiederaufstieg in die Bundesliga erreicht und im Pokal das große Los gezogen. Am 4. August 1978 rangen die Ostwestfalen in der 1. Runde das Spitzenteam vom Hamburger SV nieder.
Bielefeld gewann beide Aufeinandertreffen im Pokal mit 2:1
Dessen Stars wie Kevin Keegan, Felix Magath oder Horst Hrubesch strauchelten auf der "Alm", nachdem der Bielefelder Helmut Schröder in der Verlängerung nach 105 Minuten das siegbringende 2:1 für die Bielefelder erzielt hatte. Der Ex-Bielefelder und heutige HSV-Funktionär Bernd Wehmeyer hatte zwischenzeitlich die Arminia-Führung durch Hans-Werner Moors egalisiert.
Nach der Rückkehr von seinem Gastspiel beim HSV wiederholten sich für Uli Stein am 26. August 1995 die Ereignisse. Der damalige Zweitligist Arminia bezwang den HSV erneut mit 2:1. Kurios: Diesmal trafen der ehemalige Hamburger Jörg Bode und der spätere Hamburger Ronald Maul für die Bielefelder, Christian Claaßen für die Gäste.
Für Stein, der bezeichnenderweise am 11. April 1997 auch als Bielefelder gegen den HSV (1:1) sein letztes von 512 Bundesligaspielen machte, war mit Arminia nach den beiden Highlights jeweils in der 2. Runde Schluss. Den Pokal hielt der Keeper aber dennoch in Berlin zweimal in den Händen: Im Juni 1987 mit dem HSV (3:1 gegen die Stuttgarter Kickers) sowie ein Jahr später, im Mai 1988 mit Eintracht Frankfurt (1:0 gegen Bochum).
Schwarz-weiß-blau vereint
Die vielen engen Spiele im Pokal sowie in der 1. und 2. Bundesliga zwischen Bielefeld und Hamburg waren und sind auch immer von einem festlichen Rahmen begleitet. Nicht nur in den gemeinsamen Vereinsfarben schwarz, weiß und blau sind die Klubs vereint. Auch die jeweiligen Fan-Lager verbindet eine langjährige, tiefe Freundschaft, gelebt in vielerlei gemeinsamen Aktionen.
Zahlreiche Spieler zog es von einer zur anderen Adresse, wie etwa Bielefelds einstigen Aufstiegshelden und späteren Teammanager und Trainer Thomas von Heesen, zuvor Top-Spieler in Hamburg. Erst zu dieser Saison verzeichnete der HSV mit Verteidiger Guilherme Ramos einen Zugang aus Bielefeld. Torhütertalent Leo Oppermann ging zumindest leihweise den umgekehrten Weg.
Auch Mutzel mit Erinnerungen
Arminias neuer Geschäftsführer Sport Michael Mutzel hat darüber hinaus seine eigenen Erinnerungen an den Hamburger SV. Von April 2019 wirkte der 44-jährige Ex-Profi als Sportdirektor beim früheren Bundesliga-Dino, bis er im Juni 2022 dort nach internen Unstimmigkeiten ins Abseits geriet.
Beim Pokalspiel will Mutzel nun alten Bekannten weder um den Hals fallen noch aus dem Weg gehen, wie er im kicker-Report (aktuelle Montagsausgabe) ankündigt: "Ich hoffe, wir gewinnen, alles andere spielt keine Rolle. Ich schaue nicht nach hinten." Vielleicht aber ja doch ein bisschen - auf Arminias bisherige Pokalergebnisse gegen den HSV …