Bei den Anhängern der TSG Hoffenheim entlud sich im Spiel gegen Borussia Mönchengladbach der Frust über die ausbleibenden Ergebnisse und die bis dato gezeigte Leistung. Aus der Südkurve tönten die Sprechchöre "Wir wollen euch kämpfen sehen." Über die Forderung regte sich 1899-Trainer André Breitenreiter im Nachgang der 1:4-Niederlage auf: "Am Ende des Tages hilft das der Mannschaft nicht. Die Jungs wollten, die haben Herz und Leidenschaft gezeigt", so der 49-Jährige.
Dass sich der Coach derart über die Rufe echauffierte, verdeutlicht auch die prekäre Situation, in der die TSG steckt. Wie düster die Lage im Kraichgau nach der Niederlage gegen die Fohlen weiterhin ist, belegen die Statistiken: Seit inzwischen acht Partien sind die Hoffenheimer sieglos (zwei Unentschieden, sechs Niederlagen), nur eine der jüngsten zwölf Partien gewannen die Kraichgauer (auf Schalke mit 3:0) und in der heimischen PreZero-Arena warten sie nun schon seit sieben Bundesligaspielen auf einen Erfolg (zwei Remis, fünf Niederlagen).
Im Moment läuft alles gegen uns.
Christoph Baumgartner
Das fehlende Selbstvertrauen zeigte sich im ersten Durchgang. Nachdem Jonas Hofmann die erste Chance für Gladbach genutzt und Christoph Baumgartner die postwendende Antwort verpasst hatte, fehlte der offensiv ausgerichteten TSG (nur ein Sechser anstelle von zwei) im Angriffsspiel die Kreativität. Für Breitenreiter stand das Gegentor und die im Anschluss vergebenen Ausgleichsmöglichkeit "sinnbildlich für die aktuelle Situation".
Dieser Meinung schloss sich auch Baumgartner gegenüber an: "Im Moment läuft alles gegen uns. Die Gladbacher haben zwei Chancen in der ersten Halbzeit und verwandeln sie, wir haben auch zwei und gehen leer aus", wird der österreichische Nationalspieler auf der Vereinswebsite zitiert.
TSG kassiert zu "einfache" Gegentore
Im zweiten Durchgang steigerten sich die Kraichgauer und kamen nach vielen vergebenen Chancen letztlich durch Ihlas Bebou zehn Minuten vor dem Ende zum 1:2-Anschlusstreffer. Durch die Hoffnung auf den Punktgewinn wurde die Breitenreiter-Elf aber "etwas wilder" und bekam von Gladbach dafür sofort die Quittung mit dem vorentscheidenden 3:1. "Wir fressen zu einfach Tore. Die Gladbacher konnten sich den Ball auf einmal in unserem Strafraum zuspielen und schieben aus fünf Metern ein", haderte Baumgartner.
Stabilisieren sollte die unsichere Abwehr eigentlich Debütant John Anthony Brooks zwei Tage nach seiner Verpflichtung. Zwar gab der Innenverteidiger an seinem 30. Geburtstag gleich Anweisungen und spielte solide, hob bei den ersten beiden Gegentoren aber auch das Abseits auf.
Erst Pokal bei RB - dann wegweisendes Spiel in Bochum
Lange Zeit zum Aufarbeiten bleibt im Kraichgau aber nicht. Bereits am Mittwoch gastieren die Hoffenheimer im DFB-Pokal bei RB Leipzig (18 Uhr, LIVE! bei kicker). "Da sind wir totaler Außenseiter. Aber manchmal sind es genau solche Spiele, die man braucht, um den Turnaround zu schaffen", erklärte Breitenreiter.
Dieser würde genau zum richtigen Zeitpunkt kommen. Denn in der Bundesliga gastiert 1899 am kommenden Samstag beim VfL Bochum (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker), der 13 seiner 16 Punkte in Heimspielen sammelte und zuletzt fünfmal in Folge zu Hause nicht verlor (vier Siege, ein Unentschieden).
Es ist eine richtungsweisende Partie, weil die Bochumer, die den Relegationsplatz innehaben, nur drei Zähler Rückstand auf Hoffenheim besitzen. Spätestens dort braucht die TSG das von Breitenreiter ersehnte "Erfolgserlebnis, das sein Team erzwingen muss", um nicht ganz tief in den Tabellenkeller zu rutschen. Sicherlich wären dann auch die Fans wieder versöhnlicher gestimmt.