Am 22. Januar 2021 hat Borussia Mönchengladbach letztmals drei Punkte in der Bundesliga eingefahren (4:2 gegen Dortmund). Anschließend ist so einiges passiert: Zuallererst hat der deutsche Champions-League-Vertreter seither von sieben Ligaspielen lediglich zwei Remis verbucht, zwischenzeitlich den Abschied von Trainer Marco Rose im Sommer gen BVB verkündet, den Kontakt zu den internationalen Rängen verspielt - und obendrein seit der Rose-Verkündung ganze sechs Pflichtspiele in Folge in den Sand gesetzt. Jüngst am vergangenen Freitag hat es ein 1:3 in Augsburg gesetzt.
In anderen, viel knapperen Worten kann auch treffend festgehalten werden: Die Zeiten bei den Fohlen sind schon einmal besser, erfolgreicher, ruhiger gewesen.
Das weiß auch Sportdirektor Max Eberl, der sich am Samstag im "Aktuellen Sportstudio" des ZDF einmal mehr den dieser Tage ständig präsenten unbequemen Fragen gestellt hat. Dabei hat der frühere Profi, der seit 2005 erst als Nachwuchskoordinator (bis 2008) und seit 2008 eben als Sportdirektor kontinuierlich für die Elf vom Niederrhein tätig ist, gesprochen über ...
... die These, dass Dortmund vor Problemen stehen könnte, wenn im Sommer der derzeit erfolgreiche BVB-Coach Edin Terzic wieder ins zweite Glied als Co-Trainer bei den Schwarz-Gelben rückt - und zwar unter dem Noch-Gladbacher Rose: "Wir haben vor mittlerweile vier Wochen eine Entscheidung bekommen und diese verkündet. Was das nun mit anderen Klubs macht, ist nicht mein Thema."
Wir haben eine klare Vorstellung.
Max Eberl und die Suche nach dem neuen Trainer
... über die theoretische Möglichkeit, dann einfach Terzic nach Gladbach zu holen: "Er macht es auf jeden Fall gut. Doch er hat sich relativ klar committed (festgelegt; Anm.d.Red.), dass er unter Rose Co-Trainer werden wird."
... die Suche nach einem neuen Trainer: "Ich suche schon aktuell. Bei uns ist die Entscheidung klar: Ich suche für den Sommer einen neuen Trainer, ich bin dementsprechend schon die letzten drei Wochen sehr, sehr intensiv unterwegs. Ich habe sehr, sehr viele und gute Gespräche geführt. Ich bin auf einem guten Weg, wir hatten eine Kandidatenauswahl, mit der wir uns beschäftigt haben. Mit dem Fokus befindet wir uns schon auf der Zielgeraden - wir haben eine klare Vorstellung."
Ich will in Ruhe meinen Job im Hintergrund machen, das hat bislang sehr, sehr gut funktioniert.
Max Eberl
... potenzielle Namen als Nachfolger von Rose - wie etwa auch der derzeit bei Schalke als Sportvorstand heiß gehandelte Ralf Rangnick: "Ich glaube ich habe mich auf der PK, die wir damals bei der Bekanntgabe von Rose getätigt haben, relativ klar geäußert, dass ich wirklich - und eben auch am heutigen Tage - zu irgendeinem Namen und zu irgendeiner Spekulation etwas sagen werde. Sondern ich will in Ruhe meinen Job im Hintergrund machen, das hat bislang sehr, sehr gut funktioniert. Und dementsprechend möchte ich auch heute keine Aussage treffen. Wir haben gute Gespräche geführt, aber Namen wie Ralf Rangnick werde ich hier nicht nennen. Wir machen unsere Arbeit im Hintergrund und versuchen, einfach eine sehr, sehr gute Lösung für Gladbach zu finden."
... die Möglichkeit, den derzeit erfolgreichen Wolfsburger Trainer Oliver Glasner zu verpflichten (liegt mit den Niedersachsen derzeit souverän auf Rang 3 und somit auf Champions-League-Kurs): "Nein, wir haben bis jetzt keinen Kontakt gehabt. Er macht einen großartigen Job in Wolfsburg."

Der eine sucht, der andere geht nach Dortmund: Gladbachs Sportdirektor Max Eberl (links) und Trainer Marco Rose. imago images
... die Möglichkeit, dem neuen Trainer wieder eine Ausstiegsklausel einzuräumen: "Ich kann das heute nicht pauschal ausschließen. Wenn man eben einen Trainer findet, von dem man zu 100 Prozent überzeugt ist, der einen ein, zwei oder drei Jahre weiterbringt - ein Jahr ist vielleicht ein bisschen kurz -, dann muss ich diese Entscheidung fällen."
... die sportliche Krise mit sechs Pflichtspielniederlagen am Stück und eine etwaige Verbindung zum Rose-Abschied: "Es gibt nicht eine Erklärung dafür. Auch die Frage, ob wir hätten anders umgehen sollen mit der Verkündung, stellt sich nicht. Ich glaube, wir sind so umgegangen, wie wir in Gladbach seit zehn oder zwölf Jahren mit so etwas umgegangen sind. Es hat eine Entscheidung gegeben - und wir haben die Entscheidung verkündet. Wir sind eben kein Verein, der damit unter der Hand hält. Ich glaube, das hätte auch nicht geholfen. Weil wenn wir jetzt jeden Tag gefragt worden wären: 'Ja wie ist denn die Entscheidung?' Ich glaube, das hätte nicht mehr Ruhe gebracht. Aber jetzt einen Punkt zu finden, warum das jetzt die letzten Spiele so ist, kann ich im Moment nicht geben."
... welche Rolle hat die Verkündung von Rose gespielt in Zusammenhang mit den sechs Niederlagen am Stück - zumal das der Trainer selbst in Interviews nicht verhehlt, dass es möglicherweise einen Zusammenhang gibt: "Natürlich ist die Verkündung so gewesen. Und wir haben dann mitbekommen, was passiert ist. Nämlich dass ein Trainer, der relativ schnell geliebt wurde, innerhalb von Sekunden ein Objekt der Wut war - ein Objekt des Hasses ist vielleicht zu groß. Aber natürlich ein Feindbild. Die Stimmung ist so relativ schnell umgeschlagen von einem Verein, der zuvor Dortmund und Bayern geschlagen hat. Er ist relativ schnell eine Person geworden, die nicht mehr erwünscht war. Ich kann die Fans verstehen, weil Marco am Anfang von einem Weg und einer Entwicklung gesprochen hat."
... die Chance, dass Rose nicht bis zum Saisonende Trainer der Fohlen bleiben wird: "Ich wüsste heute nicht, was dazu führen würde, dass er nicht bis zum 30. Juni bei uns Trainer ist."
... Marco Rose im Allgemeinen: "Marco Rose hat uns genau diesen Kick gegeben, den Dieter (Hecking; Anm.d.Red.) eben mit Platz 5 erreicht hat, nur haben wir mit ihm eben letztes Jahr Platz 4 erreicht. Wir sind das erste Mal seit 1977 wieder in einer K.-o.-Runde eines internationalen Wettbewerbs, also der Champions League. Das hat Marco Rose geschafft - mit der Mannschaft. Es ist ja nicht so, dass Marco Rose keine Leistung gebracht hat. Marco Rose hat herausragende Leistung gebracht für unseren Klub. Und ich bin heute eben der Meinung, dass wir den Trainer haben, der es mit uns schaffen kann, auch diese Saison erfolgreich beenden zu können."
Jetzt gönnen wir es ihm alle.
Max Eberl über das letzte Turnier von Bundestrainer Joachim Löw
... den Rücktritt von Bundestrainer Joachim Löw: "Ich finde es eine großartige Aussage von ihm, auch den Mut zu haben und zu sagen: 'Es ist vorbei.' Jetzt sollten wir alle zusammen für den deutschen Fußball, aber auch für Löw, dafür arbeiten, dass er bei der Europameisterschaft einen Top-Kader hat, um erfolgreich arbeiten zu können. Ich habe großen Respekt vor dem Lebenswerk von Joachim Löw. Er hat wirklich sehr, sehr viel geleistet für den deutschen Fußball. Jetzt gönnen wir es ihm alle, dass das im Sommer einen krönenden Abschluss findet."
... die Möglichkeit, dass Hansi Flick beim DFB als Bundestrainer folgen könnte: "Das ist jetzt natürlich hypothetisch, was ich antworte ... aber Hansi kennt den DFB natürlich aus dem Effeff. Er war Co-Trainer bei Jürgen Klinsmann und Joachim Löw. Ich möchte jetzt aber keine Spekulationen anfeuern, er ist aber bestimmt ein Kandidat, der infrage kommt."
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