Das souveräne 5:0 über Carl Zeiss Jena im DFB-Pokal sollte Hertha BSC nach zwei Niederlagen zum Auftakt in die 2. Bundesliga das nötige Selbstvertrauen bringen, um gegen den Hamburger SV erstmals zu punkten. Zu sehen war davon am Samstagabend im Volksparkstadion allerdings nichts.
Der Hauptstadtklub zeigte sich hinten anfällig, vorne harmlos und verlor deutlich mit 0:3. "Das offensive Spiel war schlecht, da hat man mehr erwartet nach dem letzten Wochenende", ärgerte sich Trainer Pal Dardai im Anschluss gegenüber "Sky". "Das ist sehr komisch. Gegen Jena lieferst du so ein Festival ab, das richtig gut aussieht und in allen drei Ligaspielen kommen wir nicht durch, sind nicht konsequent genug und kommen nicht in die Abschlussmomente."
"Müssen ein paar Wochen das Niveau spüren"
Nicht eine zwingende Großchance konnten sich die Herthaner über 90 Minuten erarbeiten. Entsprechend sah auch Dardai eine verdiente Niederlage. "Trotzdem, in der ersten Halbzeit haben wir Eigentore geschossen", haderte der Coach mit individuellen Fehlern vor den ersten beiden Gegentreffern.
Klar ist: Den Zweitliga-Fußball hat man auch nach drei Spieltagen in Berlin noch nicht verinnerlicht. "Wir müssen ein paar Wochen das Niveau spüren. Die Schiedsrichter lassen mehr durchgehen. Ich brauche das nicht erzählen, es ist eine schwierige Liga. Da müssen wir ankommen", mahnte der Ungar zur Geduld.
Was der 47-Jährige allerdings nicht verstehen kann, ist die große Diskrepanz zwischen den Leistungen im Spiel und im Training. "Diese Woche habe ich noch gedacht, wenn wir so in Hamburg spielen, dann gewinnen wir. Aber es ist nichts davon rausgekommen", gab sich Dardai verwundert. "Die Kabine, die Trainings, wenn man das beobachtet, das ist einfach gut. Zum Schluss ist es vielleicht die Qualität und wir sind nicht stark genug für diese Liga."
Leistner wird deutlich
In die gleiche Kerbe schlug auch Führungsspieler Toni Leistner, der sich an seinem Geburtstag und mit lädierter Nase - der Innenverteidiger hatte den Ellenbogen von Laszlo Benes abbekommen - zum Interview bereitstellte. "Die ersten Spiele waren wir kompakt hinten und haben nach vorne nichts hinbekommen. Heute haben wir nach vorne erst recht nichts hinbekommen. Wir reden immer die ganze Woche ganz viel, aber im Endeffekt fehlt die Qualität dann wahrscheinlich auch."
Der 33-Jährige wurde deutlich: "Das Übergangsspiel ist nicht da, die Torchancen sind nicht da, die Körpereinsätze vorne sind nicht da, damit kann man in der 2. Liga nicht bestehen." Auch der Sieg in Jena konnte in den Köpfen der Berliner nichts auslösen. "Es fehlt die Überzeugung, es fehlen Erfolgserlebnisse. Ich dachte, dass wir in dem Jena-Spiel solche gesammelt haben, aber wie man gesehen hat, haben wir uns hier auf gut Deutsch eingekackt."
Für das kommende Heimspiel gegen Greuther Fürth müsse Hertha nun "zehn Schüppen drauflegen", wie Leistner betonte. Am Samstag (13 Uhr) ist das Kleeblatt zu Gast im Olympiastadion.