Bundesliga

Herrich über möglichen Lizenzentzug: "Die Gefahr ist da"

Geschäftsführer nennt Hertha einen "Sanierungsfall"

Herrich über möglichen Lizenzentzug: "Die Gefahr ist da"

Nennt Hertha einen Sanierungsfall: Geschäftsführer Thomas E. Herrich.

Nennt Hertha einen Sanierungsfall: Geschäftsführer Thomas E. Herrich. IMAGO/Matthias Koch

Auf die Nachfrage eines aus Schleswig-Holstein angereisten Hertha-Mitglieds, ob die Gefahr da sei, dass der Klub die Lizenz für die Saison 2023/24 nicht bekommt, sagte Herrich am frühen Sonntagabend in der Berliner Messehalle 18: "Ja. Wenn wir die wirtschaftliche Handlungsfähigkeit nicht nachweisen können, werden wir keine Lizenz erhalten."

Aber: "Wir sind mit Hochdruck dran und zuversichtlich, dass wir die Lizenz erhalten werden." Das Commitment von US-Investor 777 Partners, der 100 Millionen Euro investieren will, sei "ein Baustein, aber es braucht noch andere". Bis zum 7. Juni hat der Klub, dem der siebte Bundesliga-Abstieg seiner Geschichte droht, Zeit, die Forderungen der DFL zu erfüllen und den Nachweis zu erbringen, dass die Saison 2023/24 durchfinanziert ist.

Wir sind ein Sanierungsfall.

Geschäftsführer Thomas E. Herrich

Beide Seiten sind seit Wochen im Austausch, die Finanzierung der im November fälligen Rückzahlung der 40-Millionen-Euro-Anleihe gilt als einer der Knackpunkte in den Gesprächen. "Wir sind ein Sanierungsfall", sagte Herrich den Mitgliedern. "Die Situation ist schwierig und herausfordernd. Wir haben in den letzten Jahren über unsere Verhältnisse gelebt und auf Strecke immer mehr ausgegeben als eingenommen. Wir müssen die Erlöse steigern, aber vor allen Dingen die Kosten radikal reduzieren."

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Für den Sommer kündigte der Geschäftsführer harte Einsparungen an: "Wir wollen 30 Prozent der Kaderkosten reduzieren und dann immer noch bundesligatauglich oder - wenn es so kommt - zweitligatauglich sein. Das ist eine Herkulesaufgabe."

"Fehlende Kontrollmechanismen"

Für die laufende Saison rechnet Hertha mit einem Defizit von etwa 65 Millionen Euro, in den Vorjahren waren die Verluste noch höher (2021/22 minus 79,75 Mio. Euro, 2020/21 minus 77,9 Mio. Euro). Für die Saison 2025/26 peilt Hertha einen ausgeglichenen Haushalt an. Dafür, dass der Klub, der von seinem früheren Investor Lars Windhorst zwischen 2019 und 2021 insgesamt 375 Millionen Euro bekommen hatte, in eine derart desaströse Lage abrutschen konnte, machte Präsident Bernstein am Sonntag "fehlende Kontrollmechanismen" verantwortlich.

Steffen Rohr