Als die Spieler nach dem Schlusspfiff artig ihre Runde vor den vier Tribünen - erstmals war die Nordkurve durch eine nicht voll besetzte Sitzplatz-Stahlrohrkonstruktion ersetzt worden - absolvierten, schlug ihnen noch immer verhaltener Applaus und Aufmunterung entgegen. Das spreche für die Fans, lobte Torwart Michael Esser nach dem Spiel den Anhang. Gleichwohl das Publikum mit Trainer Norbert Meier nicht mehr so geduldig zu sein scheint: Der Coach erntete nach Abpfiff erste "Meier raus"-Rufe, musste beim Gang in die Kabine zudem als Einziger Pfiffe über sich ergehen lassen. Offenbar bedient von einem gebrauchten Nachmittag, donnerte er im Gang wenige Meter von den Medienvertretern entfernt die Tür zum Trainerraum zu. Etwas später reflektierte Meier die verbale Kritik aber recht gelassen: "Ich kann nicht böse sein, das gehört zum Fußball dazu. Das sind menschliche Reaktionen. Es darf mich in meiner Arbeit aber nicht beeinflussen."
Ausgelassene Chancen, Traumtor und Pech
Trotzdem hatte Meier mit seiner Spielanalyse im Grunde Recht. Die Kurzfassung: Man sei "nicht gut in die Partie gekommen", habe sich danach hineingearbeitet, in Hälfte zwei "fast nichts zugelassen" und "ein anderes Bild abgegeben". Hinzu komme: "Wenn man seine Chancen nicht nutzt, kommt man durch ein schönes Tor ins Hintertreffen. In so einem Spiel kommt dann mit dem nicht gegebenen Elfmeter alles zusammen."
Änis Ben-Hatira verfehlte aus kurzer Distanz das Ingolstädter Gehäuse. picture alliance
Tatsächlich schwammen die 98er zu Beginn mächtig, unter anderem bügelte Esser einen kapitalen Bock von Jerôme Gondorf gegen den späteren Traumtor-Schützen Moritz Hartmann aus. Nach und nach stabilisierten sich die Gastgeber, hatten vorn durch einen Lattenfreistoß von Änis Ben-Hatira jedoch ihre einzige Chance im gesamten ersten Durchgang. Nach dem Wechsel scheiterte Antonio-Mirko Colak auf Flanke von Marcel Heller, der wenig später auch Ben-Hatira bediente. Der schoss aus sechs Metern am Tor vorbei. Hartmanns Volleyschuss in den Winkel (0:1, 68.) war kaum zu verteidigen, bis zu den Schlussminuten blieb ein Darmstädter Aufbäumen aus. Erst in der Nachspielzeit, als auch Esser und Aytac Sulu mitstürmten, erzwangen die Lilien wilde Szenen. Sandro Sirigu, Sulu und Esser wurden binnen weniger Sekunden geblockt, danach ein 15-Meter-Schuss von Florian Jungwirth nach einer Eckenserie noch über das Tor abgefälscht.
Heller stemmt sich gegen die Niederlage
Kurz zuvor war außerdem Marcel Heller an Ingolstadts fehlerfreiem Torwart Martin Hansen gescheitert. Heller war einer der wenigen Lichtblicke in einem Spiel zweier Kellerkinder, unter denen die Darmstädter sogar ein Chancenplus besaßen, erneut aber auch einiges vermissen ließen und zudem weniger Glück als der Gegner hatten. Schon in Hälfte eins setzte sich der Außenspieler, der bereits in Leverkusen durch seine erste Torvorlage einen Aufwärtstrend eingeleitet hatte, mehrmals bis zur Grundlinie durch.
Wenn wir selbst in Führung gehen, fällt uns vieles leichter, aber so bekommen wir leider selbst einen Sonntagsschuss und verlieren das Spiel.
Marcel Heller über die Partie gegen den FCI
Nach der Pause kamen dann auch Hellers Flanken gut, die Colak und Ben-Hatira nur hätten einschieben müssen. Bei seinem Schuss machte einzig eine klasse Parade Hellers erstes Saisontor und den Darmstädter Punktgewinn zunichte. So blieb auch ihm nur das Fazit: "Das war ein bitterer Nachmittag für uns." Zumal nach zwölf Minuten auch noch Laszlo Kleinheisler ein klarer Foulelfmeter verwehrt worden war, weil das Schiedsrichtergespann den Tatort von innerhalb des Strafraums nach draußen verlegte. Hellers Resümee: "Wenn wir selbst in Führung gehen, fällt uns vieles leichter, aber so bekommen wir leider selbst einen Sonntagsschuss und verlieren das Spiel."