Bundesliga

Heldt: "Wir dürfen uns nicht in die Tasche lügen"

Köln: Gisdol soll bleiben und stressresistente Spieler suchen

Heldt: "Wir dürfen uns nicht in die Tasche lügen"

Verantwortung eingefordert: Kölns Geschäftsführer Horst Heldt (li.) und FC-Trainer Markus Gisdol.

Verantwortung eingefordert: Kölns Geschäftsführer Horst Heldt (li.) und FC-Trainer Markus Gisdol. imago images

Seine Mannschaft schafft es schlicht nicht, einen Fußball zu präsentieren, der eine Überlebens-Perspektive in dieser Liga bietet. Im Gegenteil - nachdem zuletzt zumindest die Ergebnisse "ein zartes Pflänzchen Hoffnung" (Gisdol) sprießen ließen, wurde dies am Sonntag unter den ungelenken Schritten Richtung Berliner Tor förmlich zertrampelt.

Kölns Spiel ist reaktiv, bisweilen destruktiv

Was war passiert während der 90 Minuten? Der 1. FC Köln verfügt über keine Offensiv-Idee, das Spiel ist reaktiv angelegt, häufig sogar destruktiv. Ein einziger wirklich schneller Spieler stand in der Startaufstellung mit Ismail Jakobs, dessen Aktionen allerdings völlig unausgereift wirken und weit vor dem Tor regelmäßig verpuffen.

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Zudem ist die Defensive nicht in der Lage, konsequent ohne Fehler über die 90 Minuten zu kommen. Typisch dafür das Missverständnis zwischen Rafael Czichos und Marius Wolf vor dem 1:0 für Union. Hektik pur, nachdem der Ball sekundenlang in der Luft unterwegs war und die Szene ausreichend Gelegenheit bot, sich zu positionieren.

Wir bekommen den Spagat nicht hin zwischen Fehlerminimierung und Lösungen im Offensivspiel

Horst Heldt

"Wir bekommen den Spagat nicht hin zwischen Fehlerminimierung und Lösungen im Offensivspiel", klagt Geschäftsführer Horst Heldt, der sich weiterhin fast heroisch vor seinen Trainer stellt. Auf die Frage, ob er bei seiner Rückendeckung für Gisdol bleibe, zögert Heldt auch nach der neuerlichen Pleite keine Sekunde mit der Antwort: "Es bleibt dabei." Er sagt aber auch: "Er ist in der Verantwortung wie die Spieler."

Natürlich ist Gisdol tiefer in der Verantwortung. Weil er das Training plant, gestaltet, durchzieht. Er gibt den Profis die Rezepte an die Hand, bislang schaffen die es nicht, sie umzusetzen. Heldt weigert sich, einen Kopf rollen zu lassen: "Es bringt überhaupt nichts, die Situation auf Einzelne herunter zu brechen. Jeder muss seiner Verantwortung gerecht werden. Am Ende können es immer nur die Spieler richten. Wir müssen sie begleiten, ihnen das Handwerkszeug mitgeben. Die Spieler müssen es umsetzen und wir müssen filtern, wer dazu in der Lage ist."

Gemeinsam will man nun auf die Suche nach Spielern gehen, die stressresistent sind. Heldt: "Wir müssen konsequenter agieren." Also, kündigt Heldt an, sucht man "Leute, die bereit sind, konsequenter zu handeln. Das wird die Aufgabe für diese Woche sein. Die krassen individuellen Fehler, die wir produzieren, kommen aber nicht immer von denselben Spielern. Das würde es einfacher machen. Deswegen müssen wir jetzt noch intensiver filtern, wer in der schwierigen Situation in der Lage ist, mit dem Druck umzugehen, konstante Leistungen zu bringen und keine groben Fehler zu produzieren."

Nicht wie ein Abstiegskandidat, sondern wie ein Absteiger

Das wird eine schwierige Suche. Denn kein Kölner Profi kam bislang schadlos durch die Saison. Nicht hinten, nicht in der Mitte, nicht vorne. Der FC spielte am Sonntag nicht wie ein Abstiegskandidat, er spielte wie ein Absteiger. "Wir dürfen uns nicht in die Tasche lügen", fordert Heldt, "das wäre der größte Fehler."

Fehler erkennen, daran arbeiten, sie vermeiden - das ist die Aufgabe der kommenden Tage. Pech für die Kölner, dass der Spielplan sie nun ausgerechnet nach Dortmund führt. Es gibt bei keinem regelmäßigen Beobachter der FC-Spiele auch nur einen einzigen Denkansatz, wie die "Geißböcke" diese Borussia stoppen könnten. Andererseits: Was für eine tolle Gelegenheit, sich zu rehabilitieren.

Frank Lußem

Bilder zur Partie 1. FC Köln - 1. FC Union Berlin