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Gruppe B: Ist Belgien titelreif? Gelingt Finnland eine Überraschung?

Belgien, Dänemark, Finnland und Russland im kicker-Check

Gruppe B: Ist Belgien titelreif? Gelingt Finnland eine Überraschung?

Spielen in Gruppe B: Romelu Lukaku, Christian Eriksen, Teemu Pukki und Artyom Dzyuba.

Spielen in Gruppe B: Romelu Lukaku, Christian Eriksen, Teemu Pukki und Artyom Dzyuba. imago images (4)

Belgien: Vorne Filetstück, hinten Schwachstelle

Immer wieder war in den vergangenen Jahren von der goldenen Generation die Rede. Dieser belgischen Mannschaft bleiben, realistisch betrachtet, noch zwei Chancen auf den ersten großen Titel: die anstehende EM und die WM 2022.

Belgiens Filetstück im offensiv ausgerichteten 3-4-2-1-System ist der Angriff. Mit Regisseur Kevin De Bruyne und "Ein-Mann-Büffelherde" Romelu Lukaku verfügt die Offensive über zwei Ausnahmespieler, die noch dazu prächtig harmonieren. Allerdings verpasst "KDB" nach einer OP mindestens das Auftaktspiel gegen Russland. Oft verletzt fehlte Eden Hazard, der bei Real bisher weit hinter den Erwartungen zurückblieb. Mit einem fitten und formstarken Hazard wäre die Offensive sogar noch stärker. Dessen Kreativität und Dribbelstärke hat die Elf zuletzt schmerzlich vermisst.

Belgiens Schwäche ist die Verteidigung. Vincent Kompany ist schon im Ruhestand, Jan Vertonghen (34) und Toby Alderweireld (32) haben längst nicht mehr das Tempo früherer Jahre, werden deshalb gerne schon mal überlaufen. Belgien ist vor allem anfällig gegen körperlich robuste Gegner, die die Kreativität der Mannschaft im Keim ersticken, und gegen schnelle Konter.

Belgiens Spieltermine: Russland (12. Juni, 21 Uhr, St. Petersburg), Dänemark (17. Juni, 18 Uhr, Kopenhagen), Finnland (21. Juni, 21 Uhr, St. Petersburg)
Die EM-Basis: Tubize/Belgien
Endrunden und Erfolge: Fünf Endrunden, kein Titel
Der belgische Kader in der Übersicht

Dänemark: Es hängt von Eriksen ab

Selten war die Zuversicht in Dänemark, endlich wieder eine starke Rolle bei einer EM-Endrunde spielen zu können, größer als in diesem Jahr. Trainer Kasper Hjulmand verfügt über eine vielversprechende Mischung aus cleveren Routiniers und aufstrebenden Talenten. Zu den Schlüsselfiguren zählt Keeper Kasper Schmeichel (Leicester). Der Ex-Wolfsburger Simon Kjaer (AC Mailand) zeigt als Abwehrchef ebenfalls Leader-Qualitäten.

In der Offensive ist Christian Eriksen (Inter Mailand) der Dreh- und Angelpunkt. Aber: Von seinen Geniestreichen ist das Team abhängig, er muss sein Topniveau erreichen, sonst läuft in der Offensive meist nichts. Ohnehin leidet diese Offensive darunter, dass ihr ein zuverlässiger Torjäger fehlt. Leipzigs Yussuf Poulsen etwa erarbeitet sich zwar häufig gute Chancen, vergibt diese dann aber zu oft.

Dänemarks größter Trumpf ist vielleicht die große Qualität und Breite im Kader. Der Torwart ist Spitzenklasse, die Abwehr solide und das Mittelfeld richtig gut besetzt. Ein wichtiger Bonus dürfte zudem der Heimvorteil sein: Alle drei Gruppenspiele absolviert die Mannschaft in Kopenhagen vor eigenen Fans.

Dänemarks Spieltermine: Finnland (12. Juni, 18 Uhr, Kopenhagen), Belgien (17. Juni, 18 Uhr, Kopenhagen), Russland (21. Juni, 21 Uhr, Kopenhagen)
Die EM-Basis: Helsingor/Dänemark
Endrunden und Erfolge: Acht Endrunden, Europameister 1992
Der dänische Kader in der Übersicht

Finnland: Der Neuling mit dem bekannten Torjäger

Erstmals überhaupt qualifizierten sich Finnlands Männer für ein großes Endrundenturnier (die Frauen waren schon dreimal bei der EM) - und das ohne echte Stars. Das Team von Markku Kanerva lebt von der Kompaktheit, einem großartigen Teamgeist, blindem Verständnis untereinander und den Toren Teemu Pukkis, der einst in der Bundesliga für Schalke spielte. Der kleine, schnelle Stürmer von Norwich City hat sich zu einem echten Torjäger entwickelt.

Neben Pukki gehören Kapitän Tim Sparv (ehemals Greuther Fürth) als Führungspersönlichkeit auf und neben dem Platz, Leverkusens Torwart Lukas Hradecky und Abwehrchef Paulus Arajuuri (Pafos) zu den wichtigen Säulen und bilden das Rückgrat der Mannschaft.

Der Kader ist allerdings nicht gespickt von Spielern, die sich in Topligen wöchentlich auf höchstem Niveau beweisen müssen. Die EM-Endrunde mit drei Spielen gegen Gegner von großem Kaliber innerhalb kurzer Zeit wird also eine ganz besondere Herausforderung in Bezug auf Spieltempo, Handlungsschnelligkeit, Athletik und Cleverness.

Finnlands Spieltermine: Dänemark (12. Juni, 18 Uhr, Kopenhagen), Russland (16. Juni, 15 Uhr, St. Petersburg), Belgien (21. Juni, 21 Uhr, St. Petersburg)
Die EM-Basis: Repino, St. Petersburg/Russland
Endrunden und Erfolge: Erstmals qualifiziert
Der finnische Kader in der Übersicht

Russland: Neue Impulse fehlen

Der Umbruch in Russland gestaltet sich schwierig, der nächsten Generation an Profis fehlt es zumeist an herausragendem Format. Seit der Heim-WM 2018 probierte Trainer Stanislav Cherchesov 24 Spieler aus, die vor drei Jahren nicht einmal im erweiterten Kader standen.

Die Sbornaja steht und fällt mit der Form und Fitness ihrer wenigen Führungsspieler. Dazu gehören Aleksandr Golovin (AS Monaco), der 2020 wegen diverser Verletzungen sämtliche Einsätze für Russland verpasste, sowie Mario Fernandes (ZSKA Moskau) und natürlich Sturmtank Artyom Dzyuba (Zenit St. Petersburg).

Das größte Problem der Mannschaft ist weiterhin die Effizienz. Innerhalb eines Spiels wechseln sich oft druckvolle Phasen mit minutenlanger Lethargie ab, samt Blackouts in der Abwehr, etwa bei gegnerischen Standardsituationen, die auffallend häufig zu Gegentreffern führen. Russlands Stärken sind das aggressive und frühe Verteidigen im Mittelfeld sowie Fernschüsse.

Russlands Spieltermine: Belgien (12. Juni, 21 Uhr, St. Petersburg), Finnland (16. Juni, 15 Uhr, St. Petersburg), Dänemark (21. Juni, 21 Uhr, Kopenhagen)
Die EM-Basis: Novogorsk, Moskau/Russland
Endrunden und Erfolge: Elf Endrunden, Europameister 1960
Der russische Kader in der Übersicht

Fazit

Dank seiner Offensivkraft ist Belgien in Gruppe B der Favorit auf Platz eins - und zählt auch darüber hinaus zu den Favoriten. Für Russland ist das Weiterkommen in dieser Gruppe sicher möglich, schließlich ist Neuling Finnland der klare Außenseiter, von dem mehr als Achtungserfolge nicht zu erwarten sind. Den spielstarken Dänen ist das Viertelfinale durchaus zuzutrauen.

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