Bundesliga

Grindel weist 96-Beschwerde zum Videobeweis zurück

Hannover: "Was ich davon halte? Nichts!"

Grindel weist 96-Beschwerde zum Videobeweis zurück

Hält nichts von der Beschwerde der Hannoveraner: DFB-Präsident Reinhard Grindel.

Hält nichts von der Beschwerde der Hannoveraner: DFB-Präsident Reinhard Grindel. imago

Reinhard Grindel hatte sich auf seine Reise nach Hannover gut vorbereitet. Im Verlauf einer Talkrunde "Sport trifft Politik", die das Versicherungsunternehmen VGH mit ihm und dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil veranstaltet hatte, bezog der DFB-Präsident am Dienstagabend beim Thema "Videobeweis" klare Position bezüglich der Geschehnisse am Wochenende. "Ich kann Ihnen sagen, was ich davon inhaltlich halte: Nichts!", kommentierte Grindel das Verhalten des Bundesligisten Hannover 96, der am Ostersonntag eine Mail mit der Aufforderung zur Stellungnahme an den DFB und die DFL gesendet hatte.

Der Aufsteiger hatte sich zu diesem Schritt veranlasst gesehen, nachdem ein vermeintliches Tor von Niclas Füllkrug bei der 2:3-Niederlage gegen RB Leipzig tags zuvor per Videobeweis wegen Abseits nicht anerkannt wurde. Am selben Tag hatte es dagegen in einer ähnlichen Situation im Spiel Bayern gegen Dortmund keinerlei Intervention des Assistenten gegeben. "Einmal so, einmal so - das geht nicht", hatte sich 96-Manager Horst Heldt daraufhin echauffiert.

"Ich habe die Bilder selbst nicht gesehen, mich aber bei Lutz-Michael Fröhlich noch einmal rückversichert", berichtete Grindel von einem Gespräch mit dem DFB-Schiedsrichter-Boss, in dessen Kreis die Szenen vom Wochenende am Dienstag noch einmal in entsprechenden "Frames" (zeitlich engen Abfolgen) analysiert worden seien. Ergebnis laut Grindel: "Beim Abseits geht es um faktisch richtige oder falsche Entscheidungen, nicht um Wahrnehmungsfehler durch den Schiedsrichter."

In Hannover hatte Referee Guido Winkmann das Tor zunächst gegeben und war anschließend von der Zentrale in Köln auf seinen Fehler hingewiesen worden. "Die Bilder sagen, dass es im Fall Füllkrug richtig war, einzugreifen. Und dass Lewandowski bei seinem Tor nicht im Abseits stand."

Wir werden bei der WM kalibrierte Linien haben. Bisher wollte die Liga das nicht. Ich gehe davon aus, dass das anschließend von der Liga übernommen wird.

DFB-Präsident Reinhard Grindel

So wies Grindel den Protest der Hannoveraner entschieden zurück und lieferte stattdessen ein klares Plädoyer für die neue Technik. "Die Fehler wurden durch den Videoassistenten drastisch reduziert. Er macht den Fußball gerechter. Wenn wir bei 95 Prozent richtigen Entscheidungen sagen, wir lehnen den Videobeweis ab, weil fünf Prozent falsche Entscheidungen verbleiben, dann kann ich das nicht nachvollziehen."

Zudem kündigte der Verbandsboss für die bevorstehende Weltmeisterschaft in Russland eine Neuerung bei der Kontrolle von Abseitssituationen an: "Wir werden bei der WM kalibrierte Linien haben. Bisher wollte die Liga das nicht. Ich gehe davon aus, dass das anschließend von der Liga übernommen wird."

Michael Richter