Ob sich Freiburgs Trainer Christian Streich einen Halbzeitstand von 6:0 ausgemalt hatte, als er vor der Partie bei "DAZN" seine Wahl der Viererkette damit begründete, sich in Gladbach offensiv nicht verstecken zu wollen, ist eher unwahrscheinlich. Sein Team, bei dem nach dem 1:2 in Bochum Demirovic für Jeong stürmte, setzte die Forderung des Coaches sofort in die Tat um und überrannte die Gladbacher Defensive in Durchgang eins förmlich.
Freiburg eiskalt und im Rausch
Schon nach zwei Minuten verwertete Eggestein eine Flanke von Schade zur frühen Führung. Eine weitere Flanke, diesmal von Günter, köpfte Schade dann selbst zum 2:0 ein (5.). Der Borussia, bei der im Vergleich zur 1:4-Derbypleite in Köln Thuram und Lainer für Stindl und Herrmann spielten, fehlte von Beginn an der Zugriff in den Zweikämpfen, während Freiburg sich in einen Rausch spielte.
Doch die Hausherren waren nicht nur in den Zweikämpfen zu spät, sondern verhielten sich auch nach ruhenden Bällen mehr als ungenügend. Die weiteren vier Treffer der ersten Hälfte fielen nämlich allesamt nach einem ruhenden Ball - und immer war der Ausgangspunkt der feine Fuß von Grifo. Zunächst köpfte Lienhart zum 3:0 ein (12.), kurz danach war auch Höfler mit dem Kopf zur Stelle (19.) - und dann wurde es historisch: Als Höler mit der rechten Schulter eine Kopfballstafette vollendete, stand nach 25 Minuten ein 0:5 auf der Anzeigetafel. Genauso schnell hatte in der Bundesliga nur eine Mannschaft geführt, nämlich Gladbach selbst, allerdings zuhause beim 10:0 über Braunschweig 1984. Auswärts war dieses Kunststück noch keinem Team gelungen.
Historisches auf der Anzeigetafel im Borussia-Park. imago images/Team 2
Historisch in die Pause
Bundesliga, 14. Spieltag
Und es kam noch ein Rekord dazu: Zum Leidwesen der Gladbacher kamen die Freiburger noch vor der Pause wieder einen Freistoß zugesprochen, den Schlotterbeck recht einfach einköpfte (37.). Sechs verschiedene Torschützen in Hälfte eins gab es in der Bundesliga noch nie.
Nach dem halben Dutzend stand den Gladbachern die Ratlosigkeit ins Gesicht geschrieben. Offensiv zeigte sich die Borussia zwar bemüht, mehr als zwei zentrale Abschlüsse von Zakaria (34.) und Koné (42.) sprangen nicht heraus.
In Durchgang zwei nahm Freiburg deutlich den Fuß vom Gaspedal und dosierte die Ausflüge ins letzte offensive Drittel. Das Hauptaugenmerk lag eher in der Defensive und die stand weiterhin sehr sicher. Den Gladbachern fehlte allerdings auch schlicht die Durchschlagskraft, um den Breisgauer-Abwehrriegel zu knacken.
Höler aufs Tordach
Auch in der Schlussphase hatten die Gäste die besseren Chancen, Höler traf nach sehenswerter Volleyabnahme nur das Tordach (72.). Gladbach zeigte sich in Hälfte zwei zwar verbessert, der Ehrentreffer blieb den Fohlen dennoch verwehrt: Hofmanns Außennetz-Treffer war noch die gefährlichste Aktion (73.).
Kuriose Serie endet
In einem Spiel voller Rekorde endete zudem noch eine kuriose Serie: In zuvor 26 Aufeinandertreffen zwischen den beiden Teams gewann stets die Heimelf - diesmal nicht. Für die Freiburger war das 6:0 außerdem der erste Sieg nach zuletzt drei Niederlagen am Stück. Für Gladbach ist es die zweite Pleite in Serie - mit insgesamt zehn Gegentoren.
Für die Gladbacher geht es am nächsten Samstag (15.30 Uhr) mit dem Auswärtsspiel in Leipzig weiter, Freiburg hat parallel die TSG Hoffenheim zu Gast.