Bundesliga

"Der Klassenerhalt ist nicht selbstverständlich für den VfB"

Ex-Stuttgarter über die Bundesliga und die Zeit nach der Karriere

Gentner im Interview: "Der Klassenerhalt ist keine Selbstverständlichkeit für den VfB"

Der letzte Auftritt im VfB-Hemd: Christian Gentner beim Relegationsspiel gegen Union Berlin 2019.

Der letzte Auftritt im VfB-Hemd: Christian Gentner beim Relegationsspiel gegen Union Berlin 2019. imago images

Das Interview ist eine Fortsetzung. Teil I des Gesprächs finden Sie hier.

Ihr Vertrag endet im Sommer. Wie geht es für Sie weiter?

Das ist auch davon abhängig, wie die Rückrunde verläuft. Wenn wir die Liga halten, kann ich mir gut vorstellen, in Luzern zu bleiben, aber jetzt ist es noch zu früh, eine Prognose abzugeben. Es ist jedenfalls nicht so, dass ich mich morgens mit Qualen aus dem Bett hieve. Ich bin fit - und solange ich einer Mannschaft helfen kann, will ich das auch tun.

Trotzdem werden Sie in Ihrem Alter schon mal an die Zeit nach der Karriere gedacht haben.

Natürlich. Ich würde gerne im Fußball bleiben, will mir aber rausnehmen, in Ruhe abzuwägen, in welcher Rolle ich mich am besten aufgehoben fühle.

Sie sind Teil des DFB-Programms "Management im Profifußball". Sehen Sie sich also eher am Schreibtisch als auf dem Rasen?

Ich will nicht ausschließen, dass ich die Trainer-Scheine noch mache. Aber dieser Kurs ist auch hochinteressant. Da bekommt man gute Einblicke - auch ins Thema Vermarktung beispielsweise. Ob ich später in die Richtung gehen will, ist aber noch nicht festgelegt. Das Einzige, was ich sagen kann: Finanzvorstand werde ich nicht - das wäre für meinen Verein nicht von Vorteil. (Lacht.)

Manchmal spricht mich Ludovic Magnin auf die Meisterschaften an, aber ich brüste mich nicht damit.

Christian Gentner

Lassen Sie uns zum Abschluss noch über die Bundesliga sprechen: Wie blicken Sie auf Ihre Karriere in Deutschland zurück?

Ich habe tolle Leute kennengelernt, in den modernsten Stadien gespielt und alle Höhen und Tiefen mitgemacht, die man in einer Karriere mitmachen kann. Meisterschaften, aber auch Abstiege - das waren große Emotionen.

Sie sind 2007 mit dem VfB Stuttgart und 2009 mit dem VfL Wolfsburg deutscher Meister geworden. Was gibt es Ihnen, die Schale mit zwei Vereinen gewonnen, ohne je für den FC Bayern oder Borussia Dortmund gespielt zu haben?

Christian Gentner (li.) und Ludovic Magnin

Bild aus gemeinsamen Tagen: Christian Gentner (li.) und Ludovic Magnin. imago images

Das ist schon eine Seltenheit, und vermutlich wird das auch nicht mehr so schnell passieren, wenn man sieht, wie dominant die Bayern mittlerweile sind. Wenn ich Ludovic Magnin treffe (früher gemeinsam mit Gentner beim VfB, inzwischen Trainer des österreichischen Bundesligisten SCR Altach, d. Red.), spricht er mich immer darauf an, weil er das ja auch geschafft hat - aber es ist nicht so, dass ich mich damit brüsten würde.

Für den VfB ist es keine Selbstverständlichkeit, in der Bundesliga die Klasse zu halten.

Christian Gentner

Wie verfolgen Sie die Bundesliga aus der Schweiz?

Ich schaue mir natürlich die Spiele an und habe auch noch regelmäßig Kontakt zu den Leuten in Stuttgart, Wolfsburg und Berlin. Wenn es die Zeit zulässt, lasse ich mich beim VfB natürlich auch blicken.

Wie nehmen Sie die Situation in Stuttgart wahr?

Ich bin kein Insider. Ich betrachte die Situation nur von außen, bin aber davon überzeugt, dass der VfB die Klasse halten wird. In der Vorrunde gab es einige Probleme, Verletzungen, Corona-Infektionen - aber die Mannschaft hat die Qualität, um mindestens drei Vereine hinter sich zu lassen.

Wäre das dann schon ein Erfolg? Die Vorsaison hat ja durchaus höhere Erwartungen geweckt.

Das ist bei Traditionsvereinen ja oft so. Da denken die Fans schnell an die Vergangenheit, in der der Verein in anderen Tabellenregionen unterwegs war, aber ich finde schon, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, in der Bundesliga die Klasse zu halten. Man muss ja nur mal sehen, wie schwer sich andere tun. Frankfurt hatte Startprobleme, auch Gladbach oder Wolfsburg hatten andere Erwartungen - wenn der VfB da besteht, kann man das schon positiv sehen.

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