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Garcia-Bericht belastet Katar, keine Verstöße Russlands

FIFA veröffentlicht Report: "Im Sinne der Transparenz"

Garcia-Bericht belastet Katar, keine Verstöße Russlands

Die FIFA hat am Dienstag den kompletten Garcia-Report zur skandalumwitterten Doppelvergabe der WM 2018 und 2022 veröffentlicht.

Die FIFA hat am Dienstag den kompletten Garcia-Report zur skandalumwitterten Doppelvergabe der WM 2018 und 2022 veröffentlicht. picture alliance

Bereits am Montagabend hatte die "Bild"-Zeitung aus dem Report zitiert. Die FIFA reagierte einen Tag später auf das Durchsickern der Informationen: "Im Sinne der Transparenz begrüßt die FIFA die Neuigkeit, dass dieser Bericht nun endlich veröffentlicht wurde", hieß es einer Pressemitteilung. Damit solle "die Verbreitung irreführender Informationen" verhindert werden.

Der US-amerikanische Jurist Michael Garcia hatte in den Jahren 2012 bis 2014 die skandalumwitterte Doppelvergabe der Weltmeisterschaften 2018 nach Russland und 2022 nach Katar untersucht und dabei ein teils erschreckendes Sittengemälde der FIFA unter dem ehemaligen Präsidenten Joseph S. Blatter gezeichnet. Trotz belastender Indizien zu möglicher Einflussnahme der Kandidaten auf die Wahlmänner hatte die FIFA die WM-Gastgeber Russland und Katar nicht sanktioniert.

Garcia war über die Entscheidung der FIFA erzürnt. Seine Arbeit sei nicht richtig interpretiert worden, sagte er und trat wenig später im Dezember 2014 von seinem Amt zurück.

Seitdem gab es immer wieder Forderungen, den kompletten Bericht zu veröffentlichen - auch Blatter selbst und dessen Nachfolger Gianni Infantino hatten sich dementsprechend geäußert. Rechtliche Bedenken standen dem Ansinnen aber entgegen - bis Dienstag.

Neue Schatten auf Katar - Keine gravierenden Verstöße von Russland

Die nun veröffentlichen Dokumente werfen einen erneuten Schatten auf Katar, dem WM-Ausrichter von 2022. So sollen drei stimmberechtigte Mitglieder des damaligen FIFA-Exekutivkomitees in einem Privatjet des katarischen Fußball-Verbandes QFA nach Rio de Janeiro geflogen worden. Zudem landeten zwei Millionen Dollar auf dem Konto der zehnjährigen Tochter eines FIFA-Funktionärs. Ein anderer soll sich via Mail für eine Überweisung über mehrere Hunderttausend Dollar bedankt haben.

Einige dieser Vorwürfe sind nicht neu, waren teilweise auch schon vorher publik geworden und wurden von den WM-Machern am Persischen Golf immer dementiert. Dass sie auch Garcia in seinem Report festhielt, geben ihnen aber nun einen offiziellen Anstrich.

Aber: Russland konnten praktisch keinen gravierenden Verstöße nachgewiesen werden. So werden zwar beispielsweise Geschenke und Annehmlichkeiten wie Kreml- und Ballettbesuche aufgeführt, der Bericht stellt aber fest: "Auch wenn die kompletten Kosten für Reisen und Unterbringungen für Exko-Mitglieder und ihre Familien das übersteigt, was man gewöhnlich als nebensächliche Kosten ansehen würde, war die Übernahme der Kosten nicht per se durch die damaligen FIFA-Verhaltenskosten verboten." Allerdings: Die Computer des russischen Bewerbungskomitees waren zum Zeitpunkt der Untersuchung schon zerstört, welche Unterlagen fehlen konnten die FIFA-Ermittler nicht rekonstruieren.

Wahlmänner hielten sich nicht an die Regeln

Zudem heißt es in der Zusammenfassung, dass vor allem FIFA-Wahlmänner statt der Bewerber sich nicht an die Regeln hielten. "Darüber hinaus operierten die Bewerber in einem Umfeld, in dem mehrere Exekutivmitglieder nicht zögerten, ein System zu nutzen, das sie in bestimmten Bereichen nicht an die gleichen Regeln band wie die Bewerber", heißt es in dem Report. Einige FIFA-Exekutivmitglieder hätten "persönlichen Nutzen" gesucht, um ihren Status in den Heimatländern zu verbessern.

dpa/sid/jer