Aufgelöst, Kreisliga, Rückkehrversuche
Die Fluktuation in der 2. Bundesliga war seit ihrer Einführung 1974 hoch. Insgesamt 127 Mannschaften versuchten bisher ihr Glück in Deutschlands Unterhaus. Bei weitem nicht alle davon waren erfolgreich. Wir haben uns auf die Suche nach den Gründungsmitgliedern begeben, die heute nicht mehr in den ersten vier Ligen ansässig sind - manche der 40 Klubs, die damals noch in zwei Gruppen (Nord und Süd) aufliefen, sind gar komplett aus dem Fußball verschwunden. IMAGO / Rust
Der 1908 gegründete Verein für Rasenspiele (hier im Bild Torwart Udo Böhs) spielte insgesamt fünf Spielzeiten im deutschen Unterhaus (Süd-Staffel). Ihre beste Platzierung erreichten die Wormser 1979 - Platz drei. 1982 stieg der VfR ab und war seitdem in der 2. Bundesliga nie wieder gesichtet worden. In den 1990er Jahren rutschte der Klub sogar in die Verbandsliga ab. Heute spielt Worms, nachdem man 2019 nach zehn Jahren in der Regionalliga abstieg, in der fünftklassigen Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar. IMAGO / Horstmüller
In der Premieren-Saison der 2. Bundesliga 1974/75 schafften es die Hofer in der Süd-Staffel auf den vierten Platz, die Vizemeisterschaft verpassten die Oberfranken dabei um zwei Punkte nur knapp. Vier Jahre hielt sich Hof im geteilten Unterhaus. 1978 folgte der Abstieg. Zwei Jahre nach dem Zweitliga-Abstieg wurden die Hofer gar in die Landesliga durchgereicht. Bis in die Mitte der 1990er pendelte Hof zwischen Landes- und Bayernliga. 2005 fusionierten die Bayern mit dem Stadtrivalen SpVgg Hof zur SpVgg Bayern Hof. Größter Erfolg des Fusionsvereins war 2012 und 2016 der Sprung in die Regionalliga Bayern. Seit dem Abstieg aus Bayerns höchster Spielklasse 2017 kicken die Hofer in der Bayernliga. IMAGO / Ferdi Hartung
Der VfR Mannheim krönte sich 1949 zum deutschen Meister und erhielt als erste Mannschaft überhaupt die neu geschaffene Meisterschale. Für die Bundesliga reichte es aber nie. Und auch die Zeit im Unterhaus war nur von kurzer Dauer. Unter Trainer Gunther Baumann (im Bild) debütierte der VfR Mannheim 1974 in der 2. Bundesliga, stieg aber als Schlusslicht der Süd-Staffel sofort wieder ab. Eine Rückkehr gelang nie. Nach Jahren in der Drittklassigkeit und finanziellen Schwierigkeiten, die zum Entzug der Regionalliga-Lizenz Anfang des Jahrtausends führten, spielt der VfR heute in der Verbandsliga Baden (sechste Liga). IMAGO / Ferdi Hartung
Der HSV Barmbek-Uhlenhorst gehörte 1974 zu den "Gründungsteams" der 2. Bundesliga. Die Spielzeit 1974/75 war zugleich die einzige der Hamburger im Unterhaus. Als Schlusslicht der Nord-Gruppe stieg BU direkt wieder ab, zudem belasteten den Verein Schulden von knapp 500.000 D-Mark. Finanziell konnte der Verein zwar gerettet werden, sportlich ging es in den Folgejahren bis zur Landesliga bergab. Seit 2008 spielte Barmbek-Uhlenhorst, mit Ausnahme eines kurzen Ausrutschers, der jedoch umgehend korrigiert wurde, in der Oberliga Hamburg. IMAGO / Rust
Weder in der 1. Bundesliga (insgesamt drei Spielzeiten) noch im Unterhaus konnte sich Borussia Neunkirchen etablieren. In der Zweitliga-Gründungssaison 1974/75 stiegen die Saarländer als Tabellenachtzehnter direkt ab. Im Anschluss kehrte die Borussia zwar noch zweimal zurück, stieg aber umgehend wieder ab. Dieses Muster zog sich über Jahre auch im Amateurfußball durch. Aufstiegen folgte meist der direkte Wiederabstieg. Zudem kamen nach dem Jahrtausendwechsel finanzielle Probleme hinzu. Nach Jahren in der Oberliga stieg Neunkirchen 2017 in die nur noch sechstklassige Saarlandliga ab, in der die Borussia noch heute spielt. IMAGO / Ferdi Hartung
Der Turn- und Sportverein Rüstringen Olympia Wilhelmshaven erblickte im Gegensatz zu etlichen anderen Vereinen, die 1974 erstmals in Liga 2 an den Start gingen, erst kurz nach dem zweiten Weltkrieg das Licht der Welt (1947). Das Gründungsjahr der 2. Bundesliga sollte das einzige des Vereins im Profifußball sein. Am Ende der Premierensaison in der Nord-Gruppe stieg der TSR als Tabellensiebzehnter knapp hinter der SpVgg Erkenschwick ab. 1992 bündelten der TSR Olympia und der SV Wilhelmshaven aus finanziellen Gründen im Fußball ihre Kräfte, wodurch man 1994 in die Regionalliga aufstieg. Eine Fusion beider Vereine Anfang der 2000er scheiterte wegen eines Verfahrensfehlers, der zur Ablehnung beim Verband führte. Seit 2010 wird im TSR Olympia kein Fußball mehr gespielt. IMAGO / Rust
Nur in der Einführungssaison 1974/75 war es dem VfR Heilbronn vergönnt, in der 2. Bundesliga zu spielen. Mit drei Punkten hinter den Stuttgarter Kickers verpasste der Klub aus Nord-Württemberg den Klassenverbleib. Die Oberliga Baden-Württemberg - damals noch die dritthöchste Spielklasse - war für viele Jahre das Zuhause des VfR. 1984 stiegen die Heilbronner in die Verbandsliga ab. Zwar gelang mehrmals die Rückkehr in die Oberliga, etablieren konnte sich der VfR dort aber nicht mehr. 2002 meldete der Verein Insolvenz an und fusionierte im Jahr darauf mit der Heilbronner SpVgg 07 zum FC Heilbronn 07/96, der ebenfalls wegen Altschulden der beiden Stammvereine 2004 Insolvenz beantragte. 2012 folgte ein weiterer Zusammenschluss mit dem FV Union Böckingen. Der daraus resultierende FC Union Heilbronn spielt heute in der Bezirksliga (8. Liga), ebenso wie der 2018 neu gegründete VfR Heilbronn 96/18, der die alte Tradition wieder aufleben lassen will und ambitionierte Ziele verfolgt. IMAGO / Sportfoto Rudel
Insgesamt 23 Spielzeiten waren die Stuttgarter Kickers in der 2. Bundesliga vertreten. Zweimal gelang sogar der Sprung ins Oberhaus, aus dem man aber sofort wieder abstieg. In der ewigen Zweitliga-Tabelle belegen die Stuttgarter den sechsten Rang. Zweitliga-Fußball gab es im Stadion an der Waldau jedoch schon lange nicht mehr zu sehen - zuletzt vor 20 Jahren. 2001 verabschiedeten sich die Stuttgarter in die Regionalliga. Es folgten finanziell schwierige Jahre. Die drohende Insolvenz konnte 2004 nur durch den Verkauf der Namensrechte des Stadions sowie des ADM-Sportparks abgewandt werden. Nach Jahren in Regionalliga und 3. Liga heißt die sportliche Realität für die Stuttgarter seit 2018 Oberliga Baden-Württemberg (5. Liga). IMAGO / Sportfoto Rudel
Drei Jahre lief die SpVgg Erkenschwick (hier im Bild Horst Koschmieder) in der 2. Bundesliga auf. 1974/75 schafften es die Westfalen noch knapp die Liga zu halten. Im Folgejahr reichte es aber nur noch zu Rang 18 in der Nord-Gruppe. 1980 kehrte die Spielvereinigung zurück ins Unterhaus, verpasste aber den Cut für die ab 1981 nur noch eingleisige 2. Bundesliga deutlich. Bis 1999 spielte Erkenschwick daraufhin durchgehend in der Drittklassigkeit, der Niedergang des Bergbaus in dieser Zeit hinterließ aber auch bei der SpVgg seine Spuren. Durch Rettungsspiele gegen den FC Schalke 04 und Borussia Dortmund konnte der Spielbetrieb zunächst gesichert werden. Sportlich wurde der Klub dennoch bis in die Westfalenliga (5. Liga damals) durchgereicht. 2008 folgte trotz eines weiteren Benefizspiels gegen Dortmund der finanzielle Kollaps und der erneute Abstieg in die nun sechstklassige Westfalenliga, in der der Klub auch heute wieder spielt. IMAGO / Horstmüller
In den Saisons 1974/75 und 1975/76 zierte die DJK Gütersloh das Tableau der 2. Bundesliga. Im ersten Jahr sicherten sich die Westfalen, die nur dank eines Darlehens der Stadt Gütersloh am Spielbetrieb im Unterhaus teilnehmen konnten, Platz 14 und somit den Klassenerhalt in der Nord-Staffel. Zwölf Monate später reichte es jedoch nur noch zu Rang 19. 1978 fusionierte die finanziell angeschlagene DJK mit dem SV Arminia zum FC Gütersloh, der in den 1990er Jahren noch einmal für drei Spielzeiten in die 2. Bundesliga aufstieg. In der Saison 1999/2000 musste der Fusionsverein Insolvenz anmelden und wurde 2000 neu gegründet. Aber auch der Nachfolgeverein, der in heute in der Oberliga Westfalen antritt, hatte zwischen 2014 und 2017 mit großen finanziellen Sorgen zu kämpfen und entging während dieser Zeit nur knapp der Einstellung des Betriebs. IMAGO / Rust
Der SV Röchling Völklingen (im Bild Klaus Hommrich) war nach deren Gründung drei Jahre Teil der 2. Bundesliga. 1977 entschieden sich die Saarländer dazu, freiwillig aus dem Unterhaus abzusteigen, obwohl der sportliche Klassenerhalt geschafft wurde. 1979 schaffte Völklingen noch einmal den Sprung ins Unterhaus, stieg aber umgehend wieder ab. Seit dem Aufstieg 2011 spielt der Klub bis auf einen kurzen Abstecher in die Regionalliga in der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar (bis 2012 Oberliga Südwest). IMAGO / Horstmüller
Der SC Wacker 04 Berlin ist eines der wenigen Gründungsmitglieder der 2. Bundesliga, das heute aus der deutschen Vereinslandschaft verschwunden ist. 1994 wurde der Verein nach einschneidenden finanziellen Problemen aufgelöst. Vier Jahre waren die Kicker aus Reinickendorf insgesamt in Liga zwei vertreten. In der Gründungssaison schaffte Wacker mühelos den Klassenhalt. In der Folgesaison war es dagegen knapp. Nur ein Punkt trennte die Berliner vom Abstieg. In seiner dritten Spielzeit verpasste der SC Wacker 04 den sportlichen Klassenerhalt, hätte aber dennoch durch den Lizenzentzug des Bonner SC in der Liga als Nachrücker verbleiben können. Der SCW nahm die Chance aber nicht wahr. Nichtsdestotrotz kehrte Wacker im Jahr darauf noch einmal wenig erfolgreich zurück, als Tabellenletzter mit 21 Punkten stieg man sang- und klanglos wieder ab. IMAGO / Horstmüller
Vier Jahre gehörte der ETB Schwarz-Weiß Essen zur 2. Bundesliga nach deren Gründung. Seine beste Platzierung erreichte der DFB-Pokalsieger von 1959 in der Saison 1975/76 mit dem siebten Rang. 1978 gab der ETB seine Zweitliga-Lizenz freiwillig ab und stieg in die Oberliga ab, der man bis heute (ab 1994 viertklassig und ab 2008 fünftklassig) unentwegt angehört. 2012 geriet der Verein in finanzielle Schieflage. Eine Insolvenz konnte nur durch eine hohe Spendenbereitschaft im Umfeld des Vereins verhindert werden. IMAGO / Werner Otto
Mit etwas Glück erhielt der 1. FC Mülheim 1974 den Zuschlag für die neu gegründete 2. Bundesliga. Dabei profitierte der Klub vom Aufstieg von Tennis Borussia Berlin in die Bundesliga und vom Zweitliga-Verzicht von Blau-Weiß 90 Berlin. 1974/75 hielt Mülheim die Klasse problemlos, im Jahr darauf stiegen die "Styrumer Löwen" jedoch ab und waren zudem hochverschuldet. Lange Zeit war nicht klar, ob und wie es überhaupt weitergeht. Schließlich meldete Mülheim eine Mannschaft für die Verbandsliga (damals dritte Liga), wurde jedoch abgeschlagen Letzter. Bis 2001 wurden die Mülheimer bis in die Kreisliga A (achte Liga) durchgereicht, in der man trotz Abstecher in die Bezirksliga auch heute noch spielt. IMAGO / Horstmüller
Drei Spielzeiten konnte sich der 1. SC Göttingen in der 2. Bundesliga nach deren Einführung halten. 1977 reichte es nur noch zu Rang 17. 1980 kehrte Göttingen ins Unterhaus zurück, verpasste den Cut für die in der darauffolgenden Saison nur noch eingleisige 2. Liga aber deutlich. In den Jahren danach spielten die Niedersachsen in der Oberliga meist eine gute Rolle, der große Wurf gelang ihnen aber nicht mehr. Mit der Einführung der Regionalligen 1994 begannen auch die Probleme des Vereins. Das Team entwickelte sich zur Fahrstuhlmannschaft und pendelte regelmäßig zwischen Dritt- und Viertklassigkeit. In der Saison 2000/01 hätten die Niedersachsen den Sprung in die Regionalliga zwar sportlich erneut geschafft, jedoch verweigerte der DFB aufgrund eines Insolvenzverfahrens die Lizenz. Von da an ging es sportlich wie auch finanziell weiter bergab. Der Tiefpunkt war 2003 mit der Löschung aus dem Vereinsregister erreicht. Der heutige Nachfolgeklub I. SC Göttingen spielt in der Landesliga. dpa / Wolfgang Weihs
Bis zum Bundesliga-Aufstieg 1990 gehörte die SG Wattenscheid durchgehend der 2. Bundesliga an. Nach dem Abstieg aus dem deutschen Oberhaus 1994 begann der sportliche Verfall, der finanzielle sollte folgen. 2007 schrammten die Bochumer knapp an der Insolvenz vorbei. Der sportliche Tiefpunkt war 2010 mit dem Abstieg in die sechste Liga erreicht. Zwar gelang der SGW 2013 die Regionalliga-Rückkehr, die finanziellen Sorgen blieben aber. Im August 2019 reichte Wattenscheid einen Insolvenzantrag ein. Im Oktober darauf wurde der Spielbetrieb eingestellt. Seit 2020 kickt der Verein in der Oberliga. Das Insolvenzverfahren ist mittlerweile abgeschlossen. IMAGO / Werner Otto
Rot-Weiß Oberhausen, Alemannia Aachen, der FC 08 Homburg, Preußen Münster, die SpVgg Bayreuth, Fortuna Köln, der 1. FC Schweinfurt 05 und der FK Pirmasens (im Bild gegen Uerdingen) spielen heute in der Regionalliga. IMAGO / Werner Otto
Der KFC Uerdingen, der TSV 1860 München, der 1. FC Saarbrücken und Waldhof Mannheim (im Bild gegen die Stuttgarter Kickers) spielen heute in der 3. Liga. IMAGO / Sportfoto Rudel
Die SpVgg Greuther Fürth, der SV Darmstadt 98, der 1. FC Nürnberg (im Bild), der VfL Osnabrück, der FC St. Pauli, der Karlsruher SC und Hannover 96 spielen heute wieder 2. Bundesliga. IMAGO / Pressefoto Baumann
Arminia Bielefeld, Borussia Dortmund (im Bild), der 1. FSV Mainz 05, der FC Augsburg und der VfL Wolfsburg spielen heute Bundesliga. IMAGO / Werner Otto