Zwei Elfmeter in drei Minuten
Freiburgs Cheftrainer Christian Streich stellte mit Torwart Schwolow, Sechser Abrashi und Zehner Grifo drei Neuzugänge in seine im 4-4-2-System ausgerichtete Startelf. Sturm-Hoffnung Petersen bildete die einzige Spitze. Nürnbergs Coach René Weiler wollte mit Keeper Kirschbaum, Rechtsverteidiger Möhwald, Sechser Behrens und Flügelflitzer Gislason gleich vier Neuzugänge von Beginn an sehen. Im 4-1-4-1-System agierte Blum als einziger Angreifer in vorderster Front.
Der Sportclub agierte vom Anpfiff weg druckvoll nach vorne und setzte damit gleich ein Zeichen. Dabei traten die Hausherren durchaus unbekümmert auf. Das beste Beispiel: Grifo drehte einen Freistoß am rechten Flügel direkt aufs Tor, doch Kirschbaum tauchte ab und drehte den noch von Behrens abgefälschten Ball gerade noch um den Pfosten (3.). Während der Club überhaupt nicht ins Spiel fand, machte der SCF einfach weiter: Grifo drang gegen überforderte Gegenspieler in den Sechzehner ein und wurde von Gislason an der Schulter umgerissen - Elfmeter (7.)! Petersen trat an und versenkte die Kugel mit einem zentral platzieren Flachschuss (8.).
Der Sturmtank, der Werder Bremen im Sommer endgültig verlassen hatte, um mit Freiburg in die 2. Liga zu gehen, schrieb sein Märchen weiter. Nur drei Minuten später grätschte Behrens im Sechzehner gegen Philipp und provozierte den nächsten Strafstoß (10.). Wieder trat Petersen an und verlud Kirschbaum mit einem Flachschuss ins rechte Eck - 2:0 (11.). Der FCN-Fehlstart war nun eigentlich schon komplett, doch es kam noch schlimmer für die Franken: Grifo zirkelte den nächsten Freistoß von der Außenbahn direkt aufs Tor, Kirschbaum ließ nach vorne abklatschen, wo Petersen - allerdings aus einer Abseitsposition heraus - zum 3:0 abstaubte (13.).
Frantz legt nach - erst dann antwortet Möhwald
Nun konnte Freiburg seinen ballbesitzorientierten Fußball problemlos durchdrücken und ließ mit vielen Pässen Ball und Gegner laufen. Ergab sich im löchrigen Defensivverbund der Gäste eine Lücke, stieß der Sportclub blitzschnell in diese: Petersen (20.), Philipp (26.) und Frantz (32.) verbuchten weitere Großchancen. Nürnbergs Defensive zeigte weiterhin Auflösungserscheinungen - Freiburg trieb die Demontage derweil voran: Mit vielen Direktpässen kombinierte sich der SCF in den gegnerischen Sechzehner. Grifo schickte Petersen steil, der allerdings nicht an Kirschbaum vorbei kam, doch der Ex-Nürnberger Frantz staubte zum 4:0 ab (41.).
Kurz vor dem Halbzeitpfiff gab der Club immerhin ein Lebenszeichen ab: Nach einer eigentlich verunglückten Möhwald-Ecke, flankte Hovland noch einmal von der anderen Seite. Stark verlängerte in der Mitte per Kopf auf den zweiten Pfosten, wo Möhwald per sattem Schuss aus zehn Metern vollstreckte (44.). 1:4, der Halbzeitstand.
Behrens und Schöpf: Nürnberg plötzlich wieder dran
Der 1. Spieltag
In der Pause schien Weiler dann die richtigen Worte gefunden zu haben. Außerdem brachte der Club-Coach mit Kapitän Polak einen zweiten Sechser und stellte auf ein 4-4-2-System um. Diese Maßnahmen zeigten sofort Wirkung, denn der FCN kam energiegeladen aus der Kabine. Nach einer flachen Blum-Ecke stand Beherns frei im Strafraum und verkürzte per Direktschuss auf 2:4 (47.). Wenig später zeigte Schiedsrichter Tobias Stieler dann zum insgesamt dritten Mal auf den Punkt: Im Sechzehner hatte Günter in die Hacken von Burgstaller getreten - Elfmeter. Schöpf trat an und traf mit einem Schuss in die Mitte, 3:4 (53.). Der Wahnsinn in Reinform war perfekt.
Nürnberg hatte das Momentum nun spürbar auf seiner Seite und war dem Ausgleich nah. Schöpf hatte das 4:4 auf dem Fuß, doch Schwolow parierte sicher (56.). Die Intensität in den Zweikämpfen nahm nun zu. Was für den neutralen Zuschauer ein sehr unterhaltsamer Montagabend war, wurde für einen mitfiebernden Fan zum flotten Geigenspiel auf den Nervensträngen. Freiburg versuchte, die Kontrolle mit härteren Einsteigen zurückzuholen. Für Ruhe sorgte dann aber der nächste Treffer: Philipp vernaschte den phlegmatischen Möhwald nach einem langen Ball an der Seitenauslinie, sprintete in Richtung Tor und vollendete zum 5:3 (61.).
Freiburg ballert - Bulthuis fliegt - Schuster märchenhaft
In der Folge versuchte der Sportclub nun, etwas Tempo aus der Partie zu nehmen. Unterhaltsam blieb es auf dem Rasen trotzdem: Die 23.700 Zuschauer im Schwarzwald-Stadion bekamen weiterhin Großchancen kredenzt: Blum (66.) und Stark (68.) prüften Schwolow, auf der anderen Seite schnupperten Philipp (70.), Abrashi (77.) und Petersen (78.) am neunten Treffer an diesem Abend. In der Schlussphase ließ sich Nürnbergs Linksverteidiger Bulthuis, der zuvor schon unglücklich agiert hatte, dann zu einer Dummheit hinreißen, zeigte dem Schiedsrichterassistent den Vogel und flog deshalb mit glatt Rot vom Platz (84.).
Einen zauberhaften Abschluss schüttelte der Sportclub trotzdem noch aus dem Ärmel: Kapitän Schuster kam in der 90. Minute aufs Feld, nur eine Zeigerumdrehung später besorgte der Joker den 6:3-Endstand: Schuster empfing ein Frantz-Zuspiel im Fallen und tunnelte Kirschbaum - die Sahnehaube auf einen irren Fußballabend.
Am 2. Spieltag ist Freiburg am Samstag (15.30 Uhr) beim TSV 1860 München zu Gast. Nürnberg begrüßt am bereits am Freitag (18.30 Uhr) den 1. FC Heidenheim vor heimischem Publikum.