"Es kann nicht alles funktionieren, aber was wir sehen wollen ist Leidenschaft", hatte Bundestrainer Hansi Flick vor der Partie gegen Peru im ZDF gesagt. 90 Spielminuten und einem 2:0-Sieg später folgte die Analyse. Gerade in der Defensive habe man gesehen, "dass die Mannschaft mit viel Leidenschaft verteidigt" - und so auch etwas schaffte, auf das Flicks Trainerteam in den vergangenen fünf Trainingstagen den Schwerpunkt gesetzt hatte, wie der Bundestrainer unterstrich: "Ich möchte nochmal betonen, dass es uns, gerade was die Defensive betrifft, ein Anliegen war, dass die Null steht."
Und die stand. Marc-André ter Stegen, der den verletzten Manuel Neuer vertrat, blieb weitgehend beschäftigungslos - zumindest mit den Händen. Den Ball am Fuß hatte der Keeper des FC Barcelona des Öfteren und musste diesen aufgrund immer wieder hoch pressenden Peruanern meist schnell wieder loswerden. "Nach dem, was bei der WM passiert ist, war es wichtig, dass wir gut reinkommen", so ter Stegen. Dabei war es gut, dass das DFB-Team einen Gegner hatte, "der uns gefordert hat, der uns gepresst hat und uns das Leben schwer gemacht hat".
Füllkrug hat Spaß im neuen System
Dem Druck konnten sich ter Stegen und seine Vorderleute aber meist gut entziehen und schon nach etwas über einer halben Stunde nach einem Doppelpack von Niclas Füllkrug die Partie letztlich vorzeitig entscheiden. Für den Bremer, der mit Timo Werner eine Doppelspitze bildete, waren es im fünften Länderspiel die Tore vier und fünf. "Ich werde hier sehr gut in Szene gesetzt, dann kann ich auch den ein oder anderen machen", blieb Füllkrug bescheiden. Das neue System habe ihm Spaß gemacht, wenngleich auch der Stürmer weiß: "Die deutsche Nationalmannschaft sollte ein bisschen flexibel sein und auch das ein oder andere System können."
Auch Flick lobte seinen Torjäger und auch die beiden Außenverteidiger (David Raum und Debütant Marius Wolf), die mit ihrer Dynamik vor allem in der ersten Hälfte immer wieder für Betrieb gesorgt hatten. Aufgrund seiner Vorlage zum 2:0 verdiente sich Wolf "den Pluspunkt mehr".
DFB-Termine
Womit Flick hadert
Im zweiten Durchgang konnte das DFB-Team diese Dynamik aber nicht mehr aufrecht erhalten. Der Weltmeister von 2014 leistete sich immer wieder Ungenauigkeiten im Aufbau. Schon in der ersten Hälfte war dies das ein oder andere Mal passiert.
Während Flick mit der an den Tag gelegten Leidenschaft einverstanden war, war es mit den Aufbaufehlern ganz und gar nicht: "Wenn wir nach vorne spielen, müssen wir eine Sicherheit, eine Seriösität drin haben. Da war der ein oder andre Ballverlust zu viel dabei. Daran müssen wir arbeiten", monierte der Bundestrainer, der allerdings insgesamt mit dem ersten Auftritt im neuen Jahr "schon zufrieden" war.
Flick fordert Demut
Der Weg zur Heim-EM ist natürlich noch weit und ein 2:0-Sieg im Test gegen offensiv eher harmlose Peruaner nicht mehr als ein erster kleiner Schritt. Flick ist ohnehin der Ansicht alles "mit ein bisschen Demut anzugehen". Das große Turnier bedeute zwar zum einen "große Verantwortung", zum anderen aber sei es auch schön, denn, "das sind Dinge, die man so in der Form vielleicht nur einmal im Leben erlebt". Deshalb seien seine Spieler auch bereit, "diesen Extra-Meter zu gehen" - mit der von Flick erhofften Leidenschaft.
Der nächste Schritt in Richtung Europameisterschaft steht dann am Dienstag an. Dann trifft die Nationalmannschaft in Köln auf Belgien (20.45 Uhr, LIVE! bei kicker) - einem anderem Kaliber als Peru.
Gegen die Roten Teufel, die am Freitag in der EM-Quali Schweden beim Debüt von Trainer Domenico Tedesco mit 3:0 besiegt hatten, plant Flick keine größere Rotation: "Wenn alle hundertprozentig fit sind, ist es natürlich schon so, dass wir vielleicht den einen oder anderen wechseln. Aber ich glaube schon, dass überwiegend die Mannschaft spielt, die heute gespielt hat."
Entwarnung bei Schlotterbeck
Ob Nico Schlotterbeck, der in der Schlussphase mit bandagiertem Oberschenkel ausgewechselt werden musste, dabei sein kann, war nach dem Spiel zunächst offen. Flick gab Entwarnung: "Alles in Ordnung. Es ist ein bisschen gezogen, ein bisschen verkrampft, aber alles okay."