"Gut gefüllt", stellte Trainer Urs Fischer am Donnerstag beim Eintritt in den Medienraum im Stadion An der Alten Försterei fest. Die Pressekonferenz des 1. FC Union Berlin war vor dem Auswärtsspiel am Samstag (18.30 Uhr) bei Hertha BSC recht ordentlich besucht.
Ein Derby beim Lokalrivalen zieht ja eigentlich immer. Aber erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie kann das Olympiastadion auch mit 74.667 Besuchern gefüllt werden. Die Bundesligapartien 2020, die Hertha mit 4:0 und 3:1 gewonnen hatte, fanden als Geisterspiele statt. Dem von Union im Januar mit 3:2 siegreich gestalteten Pokal-Achtelfinalspiel durften gerade einmal 3000 Teilnehmer beiwohnen.
Das wird nun anders ohne Corona-Auflagen. Das "Oly" ist ausverkauft. Rund 12.000 Union-Fans werden ihre Mannschaft nach Charlottenburg begleiten. "Für mich ist es etwas Neues, wenn das Olympiastadion voll ist. Das habe ich so noch nicht erlebt, auch viele meiner Jungs nicht. Darauf freuen wir uns", sagte Fischer.
Wie vor dem Pokalspiel zu Jahresbeginn spricht viel für Union. Die Mannschaft kann ohne Druck aufspielen, Hertha ist dagegen im Abstiegskampf auf Punkte angewiesen. Mit einem Sieg winkt den Eisernen ein dann mutmaßlich historisches Stadtmeister-Triple. Auch im Hinspiel um Bundesligapunkte in Köpenick hatte Union triumphiert (2:0).
Neue Zielsetzung in Köpenick
Fischer gönnt den Anhängern die Emotionen. Der Schweizer sieht die Angelegenheit eher "nüchtern". Für ihn zählt in erster Linie, was am Saisonende herauskommt. Diesbezüglich hat Union eine neue Zielstellung herausgegeben, nachdem der Klassenerhalt mit nunmehr 41 Zählern auch rechnerisch festgezurrt ist.
Die Köpenicker haben als derzeit Siebtplatzierter Europa nun offiziell im Blick. Das ist das Ergebnis einer Sitzung von Trainerstab und Mannschaft. "Wir sind uns einig. Wir werden versuchen, nochmals an Platz fünf und sechs heranzukommen. Es sind drei, vier Punkte Rückstand, nimmt man das Torverhältnis hinzu, sind es vier, fünf Punkte. Da ist noch etwas möglich", so Fischer.
Der Spatz in der Hand, sprich Rang sieben, soll aber in jedem Fall verteidigt werden. Er könnte wie im Vorjahr erneut die Qualifikation für die Play-offs zur Europa Conference League bedeuten, wenn sich der Pokalsieger über die Liga für die Champions oder Europa League qualifizieren sollte. 2021 profitierte Union vom Dortmunder Pokalsieg und der gleichzeitigen Champions-League-Quali des BVB.
Unabhängig davon, dass Union selbst noch vom Pokalsieg träumen darf, könnten RB Leipzig und der SC Freiburg ihrerseits mit einem Cup-Gewinn den siebenten Rang für andere Teams ins europäische Licht rücken.
Personell stehen Union Torwart Andreas Luthe und Verteidiger Paul Jaeckel nicht zur Verfügung. Luthe stieg nach überstandenem Infekt erst am Donnerstagnachmittag wieder mit leichtem Training ein. Jaeckel, der einzige Berlin-Brandenburger im Union-Team, muss ausgerechnet im Derby seine fünfte Verwarnung absitzen. Matthias Koch