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FIFA-Profi als Job - "größerer Aufwand, als viele denken"

Bremens 'Fifabio97' gewährt Alltags-Einblick

FIFA-Profi als Job - "größerer Aufwand, als viele denken"

Seit Sommer 2020 spielt 'Fifabio97' für den SV Werder Bremen.

Seit Sommer 2020 spielt 'Fifabio97' für den SV Werder Bremen. SV Werder Bremen

Einfach den ganzen Tag vor der Konsole hocken und zocken. Für viele Jugendliche klingt das nach einem mehr als angenehmen Job an. Erfüllend ist das eSportler-Dasein zweifellos, die Arbeitslast wird aber häufig unterschätzt. Davor warnt auch 'Fifabio97': "Es ist ein viel größerer Aufwand, als viele denken." Gerade abseits der Kamera würde viel passieren. Zahlreiche Trainingseinheiten schließen an Content-Produktion, Reisen und Turnierauftritte an.

Speziell in der Hauptsaison rund um Virtual Bundesliga und internationale Qualifikationsturniere ist der Zeitplan der Profis vollgestopft. Sabbaghs typische Woche sieht dann wie folgt aus: Montagstraining im 90er-Modus für die VBL, am Abend noch im Doppel. Am Dienstag steht der Spieltag an, bestehend aus Vorbereitung, Gegneranalyse und der eigentlichen Begegnung. Zwischendurch reist 'Fifabio97' nach Bremen, am Mittwoch geht es entsprechend wieder zurück in die Heimat.

Noch am selben Tag wird der Stream angeworfen für die Weekend League-Rewards. Am Donnerstag geht es ähnlich weiter, bevor am Freitag die Weekend League beginnt. Ist am Wochenende noch ein Qualifier, wird dieser zwischen das Wochenendformat gequetscht - "und eigentlich muss man sich am Wochenende auch schon auf die VBL vorbeireiten". Kein Wunder, dass Sabbagh zu dem Schluss gelangt: "Wenn alles zusammenkommt, ist es brutal viel Arbeit." Man müsse sich die Zeit gut aufteilen und Routinen schaffen, so sein Tipp.

Die übersehenen Zeitfresser

Sabbaghs Beispielwoche zeigt: FIFA-Profi zu sein, bedeutet mehr, als nur den ganzen Tag zu zocken. Besonders die Reisen, der vollgepackte Wettbewerbskalender, die Content-Produktion und unterschiedliche Turnier-Modi, die unterschiedliches Training verlangen, kosten eine Menge Zeit. Natürlich fällt das von Spieler zu Spieler unterschiedlich aus. Manche haben kaum Anfahrtswege zu ihrem Verein, andere stecken weniger Zeit ins Streaming oder die Weekend League. Das wäre laut Sabbagh aber wichtig für die eigene Außendarstellung und die Popularität. Nicht zu vergessen: Trotz der steten Professionalisierung des eFootballs werden in anderen eSport-Titeln teils deutlich höhere Gehälter gezahlt.

Das Streaming dient entsprechend als zusätzliche Einnahmequelle und dem Aufbau der eigenen persönlichen Marke. Sabbagh schätzt zudem den Austausch mit seinen Fans. Und deswegen gilt bei ihm: "Wenn die VBL und die Qualifier vorbei sind, verbringe ich halt mehr Zeit mit Streaming." Zumal er für den SV Heimstetten in der Regionalliga Bayern auch auf dem realen Grün steht. Der Profi des SV Werder Bremen beschwert sich aber auch nicht über seinen vollen Zeitplan.

EA SPORTS könnte helfen

Für eine Entlastung könnte vor allem Entwickler und Hauptorganisator EA SPORTS sorgen. Ein entzerrter und auf die nationalen Wettbewerbe abgestimmter Terminkalender für die Global Series würde helfen. Auch einen Online-2vs2-Modus für die VBL würden die deutschen Profis begrüßen, dadurch könnten Reisen gespart werden. Zudem gilt es, zwischen Verein und Spieler eine optimale Vereinbarung zu finden. Bis Lösungen gefunden sind, müssen 'Fifabio97' und seine Kollegen weiter grinden - vor allem auch abseits des Bildschirms.

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Christian Mittweg