Bundesliga

Fehlende Härte? Kohfeldt: "Es muss auch mal wehtun"

Werder-Coach bemängelt Zweikampfverhalten seines Teams

Fehlende Härte? Kohfeldt: "Es muss auch mal wehtun"

War nach Abpfiff auch mit Aufbauarbeit beschäftigt: Werder-Coach Florian Kohfeldt (re.).

War nach Abpfiff auch mit Aufbauarbeit beschäftigt: Werder-Coach Florian Kohfeldt (re.). imago images

"Jeder Fernsehzuschauer hatte einen tollen Abend", resümierte Kohfeldt im Anschluss an die äußerst unterhaltsame Partie bei DAZN. Aber was für das Publikum schön anzusehen ist, ist es bekanntlich für Trainer nicht immer - so auch für Bremens Coach. "Mir hat es nicht so gut gefallen", stellte er unmissverständlich klar. "Ich nehme ein paar gute Dinge mit, aber ich ärgere mich brutal, denn das Spiel können wir auf jeden Fall gewinnen."

Woran es am Ende lag, dass sein Team das eben nicht tat, war für Kohfeldt "ziemlich einfach" zu bestimmen. "Wir haben schlecht verteidigt, daran hat es gelegen. Viele Dinge - gerade defensiv - haben gruppen- und individualtaktisch nicht funktioniert", analysierte er zunächst nüchtern, um dann deutlich plakativer umzuformulieren: "Es muss halt auch mal wehtun im Zweikampf. Das haben wir heute weggelassen."

Wir machen eher die kleinen, dümmeren Fouls.

Florian Kohfeldt

Gegen die physisch wie immer starken Wolfsburger verzeichnete sein Team am Ende 47 Prozent gewonnene Zweikämpfe - oder eben eher: 53 Prozent verlorene. Zahlen, die Kohfeldt aber gar nicht brauchte, um zu erkennen: "Im Einzelzweikampf war Wolfsburg uns heute überlegen. Das muss man eingestehen. Es geht darum, auch mal Härte zu zeigen, und Wolfsburg macht das überragend. Wir machen eher die kleinen, dümmeren Fouls." Zum Beispiel die beiden harmlosen, aber eben jeweils taktischen Vergehen des eingewechselten Kevin Möhwald, aufgrund derer Werder in der Schlussphase in Unterzahl spielen musste.

Knackpunkt 64. Minute: Bittencourt und die "Riesenchance"

"Alle anderen Komponenten" außer der Verteidigungsleistung fand Kohfeldt "ziemlich in Ordnung". "Die Leidenschaft hat jeder gesehen, und nach vorne hatten wir immer wieder unsere Möglichkeiten", lobte Kohfeldt. Zwar war sein tiefstehendes Team über weite Strecken der Partie optisch unterlegen, nach dem 3:3-Ausgleich aber über schnelle Umschaltaktionen eine Zeit lang die gefährlichere Mannschaft gewesen.

In diese Phase Mitte des zweiten Durchgangs fiel auch die Szene, die Kohfeldts Eindruck von der guten Offensivleistung ein wenig trübte. "Wir haben die Riesenchance zum 4:3", sagte er und dachte dabei wohl an die 64. Minute, als Leonardo Bittencourt nach starker Vorarbeit von Maximilian Eggestein an Wolfsburgs Keeper Koen Casteels scheiterte. "Da müssen wir das Ding in unsere Richtung biegen."

Stattdessen aber bog Wolfsburg "das Ding", und Werder ging erstmals seit dem 1:4 gegen Hertha BSC am ersten Spieltag wieder als Verlierer vom Platz. "Niederlagen mag ich so gar nicht", bekräftigte Kohfeldt. "Sogar noch weniger als 1:1."

mib