Bundesliga

Bundeliga | Bayern München ist Meister

Münchner Meisterschaft: 3 x 2 = 10

FC Bayern: Das Optimale im Maximalen

Serienmeister: FC Bayern München.

Serienmeister: FC Bayern München. IMAGO/Sven Simon

Dieser Akt, der dann doch alles klar machte, passte zu dieser Saison der vielen Schwankungen. Denn wackelig geriet auch dieser 3:1-Sieg gegen Dortmund, der drei Runden vor dem Saisonende einen uneinholbaren 12-Punkte-Vorsprung zwischen dem FC Bayern und der Borussia aufbaute.

Es war der 92. Treffer der laufenden Spielzeit, der den FC Bayern definitiv zum 32. Mal zum deutschen Champion erhob - und seit dem Beginn der Saison 2012/13 der 912.. Ein Treffer, der sicherstellte, dass die Münchner die Superserie von zehn Meisterschaften nonstop in der Fußball-Historie verewigten. Was kalendarisch vor knapp zehn Jahren unter dem seinerzeit 68 Jahre alten Trainer-Grandseigneur Jupp Heynckes losging, wurde nun vom 34 Jahre jungen Julian Nagelsmann, dem damit jüngsten Meistertrainer des FCB, vollendet. Eine derart goldene Periode gelang noch keinem Klub in einer der großen europäischen Ligen, für Juventus Turin war 2020 nach dem neunten italienischen Scudetto Schluss.

Tour der Träume

Mit einer solchen Tour der Träume war 2012 nicht zu rechnen gewesen, als die Bayern ihr verlorenes "Finale dahoam", dazu zusätzliche zwei zweite Plätze in der Bundesliga und im Pokalfinale verarbeiteten. Doch die Erfolgsformel 3 x 2 = 10 funktionierte. Die Korrekturen - ein breiterer Kader mit der damaligen Höchstinvestition von 40 Millionen Euro für einen wenig bekannten defensiven Mittelfeldspieler Javi Martinez - griffen sofort, die Mannschaft verbündete sich unter Heynckes und holte das Triple. Das Trauma 2012, die Niederlage gegen den FC Chelsea sowie die nationale Vorherrschaft der Dortmunder Borussia, die am 25. Mai 2013 im Londoner Champions-League-Finale 2:1 besiegt wurde, war ausgelöscht.

Als 2014 dem BVB der Torjäger Robert Lewandowski entführt wurde, war der Dortmunder Widerstand endgültig gebrochen. Fünfmal wurde die Borussia seit 2012/13 Liga-Zweiter, in diesem Jahr wird sich diese Geschichte wiederholen. Ein anderer Herausforderer für die Titel-Abonnenten aus München konnte sich auch nicht etablieren, der Rest der 17 hat sich insgesamt gefügig eingerichtet im Respekt vor den Bayern, deren sportliche Übermacht natürlich auch darauf gründet, dass sie für die besten Spieler die üppigsten Gehälter auszahlen. Diese herausragende Stellung im deutschen Fußball wurde allerdings professionell und hart erarbeitet.

Serienmeister in Europa: Wer noch öfter als Bayern und Juve feierte

Somit ist die Hierarchie in der Bundesliga seit einem Jahrzehnt festgeschrieben. Ein Mehr von 25 Punkten, erreicht 2012/13, wurde anschließend sieben Mal mit einem zweistelligen Abstand bekräftigt, das Plus von lediglich zwei dünnen Zählern 2018/19 bestätigt nur die Dominanz der Bayern, die sich seit 2012/13 mit im Schnitt 14 Punkten Vorsprung - 2021/22 noch nicht einbezogen - die Schale sicherten. Sie erzielten dabei stets zwischen 80 und 100 Tore und begeisterten unter Heynckes, Pep Guardiola und Hansi Flick mit ihrer offensiven Wucht und Spielkunst.

Namen wie Manuel Neuer und Thomas Müller - die einzigen FCB-Profis, die diese Top Ten komplett mitmachten -, dazu Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger, Franck Ribery und Arjen Robben, David Alaba und Jerome Boateng, in Phasen auch Toni Kroos, Mario Mandzukic oder Thiago prägten diese goldene Generation, deren Endphase die neuen teaminternen Verantwortungsträger wie Joshua Kimmich und Leon Goretzka schon mitmachten.

Es müllert in München: Spieler mit den meisten Meisterschaften

Der personelle Umbruch, der nach dem sukzessiven Abschied der genannten Größen schon ziemlich vollzogen schien, ist jedoch noch längst nicht vollendet, wie die Anfälligkeit der Bayern in dieser Spielzeit verrät. Die Konkurrenz konnte von diesen Schwächen aber nicht profitieren, weil sie noch flatterhafter unterwegs war. Einen ernsthaften Anspruch auf den Gewinn der Meisterschaft leben einzig die Bayern, sie streben immer das Optimum im Maximum an, also alle drei Titel.

Aus den anderen beiden Wettbewerben wurden sie jedoch früh und für ihr Selbstverständnis erniedrigend ausgeschlossen, mit einer 0:5-Peinlichkeit aus dem DFB-Pokal, Runde 2, von Borussia Mönchengladbach; und erneut wie im Vorjahr im Viertelfinale der Champions League von einem internationalen Leichtgewicht aus Villarreal.

Deutscher Meister wird nur der FCB - Der FCB wird nur deutscher Meister

Solche Schrammen schmerzen die Bayern. Die Heilung muss im kommenden Jahr erfolgen. Im ersten Jahr beim FC Bayern durfte der neue Chefcoach noch experimentieren und sich einfinden, in der kommenden Saison muss er seine Ideen auf dem Feld verstärkt umsetzen. Nagelsmann ist jetzt zwar Meister, aber die Meisterprüfung muss er 2022/23 ablegen. Nicht nur in der Bundesliga wird da mehr - vor allem auch ein klarer strukturierter Fußball - verlangt sein.

Denn die deutsche Meisterschaft ist für die Bayern - wie die einmal mehr trotz der bemühten Bierduschen stumpfe Feier auf dem Rasen nach dem Abpfiff demonstrierte - allenfalls ein Trostpreis. "Deutscher Meister wird nur der FCB", sangen die Fans. Die wahre Befindlichkeit beim FCB drückt eine veränderte Wortstellung aus: "Der FCB wird nur deutscher Meister."

Dennoch ist dieser Titel in dieser Spielzeit ein sehr besonderer und höchst ehrenvoller. Nicht trotz der holprigen Saison, sondern wegen des Jubiläums.

Karlheinz Wild

Zerplatzte Träume und ein Titel-Novum: Bayerns Meister-Saison