Die meisten Binsenweisheiten haben einen wahren Kern. So auch die, welche Daniel Farke am Donnerstagmittag losfeuerte. "Für vergangene Erfolge können wir uns nichts kaufen", sagte der Cheftrainer von Borussia Mönchengladbach. Das besondere an der Phrase: Im Gegensatz du den meisten Konkurrenten haben die Fohlen in der jüngeren Vergangenheit tatsächlich ein paar Erfolge gegen den FC Bayern geholt.
Gladbach ist die einzige Mannschaft, die in den jüngsten zehn Bundesligaduellen mit Bayern eine positive Bilanz vorweisen kann. Die Borussia holte fünf Siege bei einem Remis und vier Niederlagen. Zuletzt siegte die Elf vom Niederrhein spektakulär mit 5:0 im Pokal und nahm den Münchenern anschließend in deren Stadion drei Punkte in der Liga ab (2:1). Nur die Borussia konnte schon viermal in der Allianz Arena gewinnen.
Virkus hat ein "gutes Gefühl"
Kein Wunder, dass Farke Erwartungen sieht, die er dämpfen möchte. "Ich glaube nicht, dass Bayern Angst vor Gladbach hat", betonte er. "Wir haben Respekt, München ist das formstärkste Team vielleicht in ganz Europa. Bislang konnte niemand Paroli bieten, deswegen fahren wir mit Respekt hin." Doch mit sieben Punkte nach drei Spieltagen steht ja auch sein Team durchaus gut da. Deswegen hat Sportdirektor Roland Virkus auch durchaus "ein gutes Gefühl".
Aber Farke kennt das Trainer-Dilemma, dass sich mit jedem Fünkchen an Erwartungen an sein Team die Gefahr einer Blamage vervielfältigt. "Man muss in ganz vielen Bereichen ein sehr gutes Spiel machen, um in München für Punkte infrage zu kommen", sagte er und baut einer Enttäuschung - auch ganz grundsätzlich - vor: "Wir hatten keine ganz einfache Saison zuletzt und dann kann man nicht erwarten, dass wir immer jeden Gegner aus dem Stadion schrauben." Da brauche es "gesunden Realismus", denn ein wenig Ehrfurcht schwingt bei seinen Worten auch mit: "Das ist vielleicht die größte Herausforderung im europäischen Fußball im Moment."
Lainer ist raus, Hoffnung bei Bensebaini
Da macht es die Sache nicht gerade einfacher, dass Farke wohl auf Außenverteidiger Stefan Lainer verzichten muss. Der 29-Jährige fehlte wegen einer Entzündung im Knie in dieser Woche bislang im Training. Besser sieht es bei Ramy Bensebaini aus. Der Verteidiger setzte am Mittwoch und am Donnerstag die Einheiten wegen eines grippalen Infektes aus. "Das werden wir spät entscheiden", sagt Farke mit Blick auf einen möglichen Einsatz in München. "Ein bisschen Hoffnung habe ich bei ihm." Was für den Spieler gilt, denkt der Coach vielleicht ja auch über das ganze Gastspiel im Süden.