Mit dem überaus erfolgreichen Start haben die Eisernen nicht nur die Unkenrufe, wonach das zweite Jahr für einen Aufsteiger nach erfolgreich bestandener Debüt-Saison in der höheren Spielklasse oft das schwerere sei, fürs Erste verstummen lassen. Die Mannschaft von Trainer Urs Fischer schwebt momentan in (Tabellen-)Sphären, die am Ende der Saison die Startberechtigung für einen internationalen Wettbewerb bedeuten würden.
Gedanklich bewegt man sich bei Union jedoch nicht in derlei Sphären. Im zweiten Jahr Erstklassigkeit gilt die gleiche Zielsetzung wie im ersten, Bestandssicherung heißt die Devise. Insofern verwies Fischer im Rahmen einer virtuellen Medienrunde am Montagmittag zwar darauf, dass die Gefühlslage bei ihm und seinem Team nach dem insgesamt vierten Saisonsieg "positiv" sei. Aber die bisher erreichten 15 Zähler seien nichts anderes, als die ersten 15 auf dem Weg zu einer Punktzahl, die im Mai 2021 ein drittes Jahr erste Liga bedeuten würde.
15 Punkte helfen uns, unserem Ziel näher zu kommen.
Urs Fischer
"15 Punkte helfen uns, unserem Ziel näher zu kommen", betont Fischer. Mehr als den Klassenerhalt ruft in Berlin-Köpenick niemand aus, und gar vom internationalen Geschäft zu reden, erachtet der Union-Coach als deplatziert. "Es ist doof und dumm, über Europa nachzudenken", sagt er. Wenn der Klassenerhalt erreicht sei, könne man sich - abhängig von der Anzahl der dann noch ausstehenden Partien - eventuell "über andere Ziele Gedanken machen".
So lange das dritte Jahr in der Bundesliga für Union aber nicht gesichert ist, werden Fischer und seine Mitstreiter beharrlich daran arbeiten, dass die Mannschaft sich fußballerisch weiterhin entwickelt und zudem bei den Profis die nötige Demut in der Aufgabe besteht. Wobei der Schweizer bisher keine Anhaltspunkte erkennen kann, dass seine Spieler angesichts des Höhenflugs den Blick für das Wesentliche verlieren könnten. "Die Mannschaft vermittelt mir den Eindruck nicht, dass sie sich ablenken lässt", stellt er klar. Natürlich bestehe grundsätzlich im Fußball die Gefahr, dass mancher bei anhaltenden Erfolgen den Fokus verlieren könnte, aber bei Kapitän Christopher Trimmel und Kollegen "habe ich das Gefühl nicht", so Fischer, "und das Gefühl werde ich auch nicht bekommen".
Fischer will Frankfurt die Lust am Spiel nehmen
Der 54-Jährige erlebt sein Team nach wie vor fokussiert, und gemäß dieser Haltung gehe der Blick momentan auch nicht weiter als bis zur Partie am kommenden Samstag gegen Eintracht Frankfurt (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker). "Das wird eine schwierige Aufgabe", sagt Fischer, "wenn du sie machen lässt, hat die Mannschaft eine enorme Qualität." Es liege an seinem Team, "unser Spiel auf den Platz zu bringen und sie daran zu hindern, dass sie Lust bekommen".
Abwarten bei Bülter - Endo auf dem Weg zurück
Personell wird sich voraussichtlich bis zum Samstag die Lage nicht sonderlich entspannen. Bei Sebastian Griesbeck (Sprunggelenk) und Florian Hübner (Adduktoren) steht das Ausmaß der Blessuren noch nicht genau fest, und ob Marius Bülter (COVID-19) wieder zurückkehren kann, ist fraglich. Am Montag wurde der Flügelspieler erneut abgestrichen, bei Union hofft man, dass nun ein negatives Testergebnis zustande kommt - und dann noch ein zweites, das seine Rückkehr ins Training bedingen würde. Keita Endo (Oberschenkelblessur) ist derweil "auf einem guten Weg zurück" (Fischer) ins Training, während Christian Gentner (Wadenverletzung), Nico Schlotterbeck (Oberschenkelverletzung), Joel Pohjanpalo (Knochenfraktur im Sprunggelenk) und Anthony Ujah (Arthroskopie im Knie) noch einige Zeit fehlen werden.