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Etaterhöhung für Fanprojekte blockiert: Unverständnis über Verbände

DFL für generelle Unterstützung

Etaterhöhung für Fanprojekte blockiert: Unverständnis über Verbände

Hoffen weiterhin auf Unterstützung: Deutsche Fußball-Fans in diversen Fan-Projekten.

Hoffen weiterhin auf Unterstützung: Deutsche Fußball-Fans in diversen Fan-Projekten. IMAGO/Picture Point LE

Aus einer internen Mail an die 71 Fanprojekte vor Ort, die dem kicker vorliegt, geht hervor, dass die Aufstockung des Etats, der seit 2012 bei 550.000 Euro pro Jahr liegt, bisher an DFB und DFL scheitert. Die Verbände finanzieren die KOS zu je 25 Prozent, 50 Prozent trägt das Familien- und Jugendministerium. Das BMFSFJ will seine Zuwendung nun um jährlich 100.000 Euro erhöhen, DFB und DFL müssten im Sinne der paritätischen Finanzierung im Gegenzug je 50.000 Euro beitragen. "Bedauerlicherweise lehnten beide Fußballverbände mit Verweis auf ihre finanziellen Probleme ab", heißt es allerdings in der internen Mail.

Das könnte Folgen haben: "Angesichts unserer begrenzten Ressourcen liegt es nahe, dass wir uns auf das 'Kerngeschäft' der Fanprojekte konzentrieren und wenn überhaupt nur noch eingeschränkt zu Themen der Fankultur, damit verbundenen gesellschaftspolitischen Fragen oder auf internationalem Terrain agieren können." Die Entscheidung von DFB und DFL stehe "in deutlichem Kontrast zu vielen öffentlich getätigten Äußerungen hinsichtlich der Bedeutung von Fankultur und der Arbeit der Fanprojekte und der KOS".

Gibt es weitere Gründe?

Und weiter: "Wir können auch nicht sicher sagen, ob es noch andere unausgesprochene Gründe außer den genannten Finanzgründen für diese Entscheidung gibt." KOS-Leiter Michael Gabriel betont: "Uns bringt das in eine schwierige Situation. Seit 2012 ist der Etat unverändert, aber seitdem gibt es allein 20 Fanprojekte mehr. Hinzu kommt, dass die Themen rund um die Fankultur in Deutschland auf allen Ebenen viel mehr Bedeutung bekommen haben." Deswegen ist er "nicht nur überrascht, sondern auch besorgt, gerade mit Blick auf die Herausforderungen in der Zukunft".

Fanarbeit hat eine Vermittlungsfunktion, die keine andere Institution so ausfüllen kann.

Philip Krämer mit Blick auf die KOS

Das Veto der Verbände sorgt für Unverständnis: "Die gestiegenen Ansprüche aus allen Bereichen an die KOS, auch von den Fußballverbänden, machen es notwendig, deren finanzielle Ressourcen zu erhöhen. Der Fußball, DFB und DFL, hat eine Verantwortung, der müssen beide Verbände auch finanziell nachkommen", sagt Sophia Gerschel, Sprecherin der BAG Fanprojekte.

Michael Gabriel

"Besorgt, gerade mit Blick auf die Herausforderungen in der Zukunft": KOS-Leiter Michael Gabriel. picture alliance / Frank Rumpenhorst/dpa

Auch Grünen-Politiker Philip Krämer, stellvertretender Vorsitzender des Sportausschusses im Bundestag, wünscht sich ein Einlenken. "Die KOS leistet einen wichtigen Beitrag für den Fußball und ist verlässlicher Partner. Fanarbeit hat eine Vermittlungsfunktion, die keine andere Institution so ausfüllen kann. Dabei ist der Arbeitsaufwand kontinuierlich gestiegen", sagt Krämer: "Ich fordere DFB und DFL auf, sich der gemeinsamen Finanzierung anzuschließen."

DFL steht "absolut zur Finanzierung der Fanprojekte und der KOS"

Verbände und BMFSFJ wollten sich mit Verweis auf "noch laufende Gespräche" nicht konkret äußern. DFL-Direktor Ansgar Schwenken formuliert generell: "Wir stehen absolut zur Finanzierung der Fanprojekte und der KOS. DFL-seitig sind das fast fünf Millionen Euro pro Saison. Wir sollten im Sinne einer weiterhin vertrauensvollen Zusammenarbeit unverändert miteinander statt übereinander sowie über konkrete Inhalte sprechen."

Patrick Kleinmann, Thiemo Müller