Obwohl es für den FC Barcelona zum Tabellenletzten ging und die Supercopa in Saudi-Arabien unmittelbar bevorsteht, griff Ernesto Valverde zu keinerlei personellen Experimenten und ließ weitgehend seine Stammelf auflaufen, unter anderem musste der abwanderungswillige Vidal wieder auf der Bank Platz nehmen. Die einzige B-Personalie: Da Keeper ter Stegen mit einer Knieverletzung ausfiel, kam Ersatztorhüter Neto zu seinem ersten Liga-Einsaz für die Blaugrana.
David Lopez trifft per Kopf: Espanyol bestraft Barças Lethargie
Espanyol ging bereits mit dem dritten Trainer der Saison in die Partie: Nach der Entlassung von Pablo Machin kurz vor Weihnachten feierte Abelardo Fernandez sein Debüt als Espanyol-Coach ausgerechnet im Stadtduell - und der ehemalige spanische Nationalspieler konnte mit der Anfangsphase seines Teams durchaus zufrieden sein: Espanyol hielt gut dagegen, agierte präsent in den Zweikämpfen und ließ die Offensive des großen Nachbarn nicht zur Entfaltung kommen.
Stattdessen schlug der Tabellenletzte selbst mit seiner ersten Gelegenheit zu: Roca servierte einen Freistoß aus dem Halbfeld auf den Kopf des freistehenden David Lopez, und der Mittelfeldmann verlängerte den Ball mustergültig in die lange Ecke - die überraschende Führung für das Schlusslicht (23.). Wie reagierte der haushohe, aber bis dato lethargische Favorit? Zwar hatte Barça in der ersten halben Stunde an die 90 Prozent Ballbesitz, doch Espanyol-Schlussmann Diego Lopez musste einzig bei einem völlig harmlosen Drehschuss von Messi eingreifen (27.).
Erst in den letzten Minuten vor dem Pausenpfiff gelang es Barça, die eigene Offensivmaschinerie ins Laufen zu bringen: Messi scheiterte mit Kopfball (41.) und Freistoß (44.) an Diego Lopez, Suarez traf nach einer feinen Einzelaktion nur den Pfosten (42.).
Erst Tor, dann Traum-Vorlage: Suarez dreht auf - und die Partie
Zum Seitenwechsel lag der Spitzenklub dennoch beim Schlusslicht hinten - und Valverde nahm seinen ersten Wechsel vor, Vidal ersetze Rakitic. Nicht nur deshalb drehte sich die Partie nun doch noch in die erwartete Richtung: Nach nur wenigen Minuten im zweiten Durchgang verwertete der völlig alleingelassene Suarez eine Alba-Flanke per Direktabnahme zum Ausgleich (50.).
Die wohl feinste Aktion des Abends ließ der Uruguayer knapp zehn Minuten später folgen: Nach einem Abpraller nahm Suarez den Ball links im Strafraum mit und schlug dann aus vollem Lauf eine herrliche wie anspruchsvolle Außenrist-Flanke auf Vidal. Der Joker konnte nicht anders, als diese herausragende Vorlage per Kopf zu verwerten (59.). An jedem der letzten zehn Barça-Tore in der Liga war Suarez nun direkt beteiligt - und nur kurze Zeit später wäre beinahe Nummer elf gefolgt. Nach einer überragenden Vorarbeit von Messi zielte Suarez aber zu zentral und scheiterte an Diego Lopez (65.).
De Jong fliegt vom Platz - und Wu Lei gleicht aus
In dieser Phase sprach kaum noch etwas für eine Rückkehr Espanyols - doch das Valverde-Team machte sich das Leben noch einmal selbst schwer: De Jong griff binnen zehn Minuten zweimal zum taktischen Foul und flog folgerichtig mit Gelb-Rot vom Platz. Barça geriet so noch einmal unter Druck - und Espanyol kam durch eine beherzte Schlussphase noch zum Ausgleich: Der eingewechselte Vargas fand mit einem klasse Steilpass den ebenfalls eingewechselten Wu Lei - und der chinesische Joker schickte den Ball halbrechts im Stafraum präzise in die lange Ecke (88.). Der viermalige Champions-League-Sieger hatte anschließend sogar noch etwas Glück, dass Espanyol gleich zwei Überzahlsituationen in den Schlussminuten nicht gut zu Ende spielte.
Somit steht der FC Barcelona zwar weiterhin an der Tabellenspitze, Verfolger Real Madrid hat durch das 3:0 beim FC Getafe aber nach Punkten zu den Katalanen aufgeschlossen. Nun geht es für Barça fernab der Liga aber erst einmal nach Saudi-Arabien: Im Rahmen der Supercopa trifft der FC Barcelona am Donnerstag (20 Uhr) in Dschidda gegen Atletico Madrid. Espanyol tritt in der Copa del Rey am 12. Januar bei San Sebastian de los Reyes an.