Bundesliga

Bundesliga: Warum viele organisierte Fans den Stadien fernbleiben

Organisierte Fans zur Zuschauer-Rückkehr

"Es gibt Vereine, die es gut gelöst haben, bei anderen war es ein Desaster"

Fans des VfB Stuttgart am ersten Spieltag gegen de SC Freiburg.

Fans des VfB Stuttgart am ersten Spieltag gegen de SC Freiburg. imago images

Dass die Stadien wieder bis zu einem Fünftel gefüllt sein können, begrüßen die meisten Fans und auch die Dachverbände wie "ProFans" und "Unsere Kurve". Die Vorgaben und Umsetzung der Konzepte sorgen allerdings für Kritik.

"Ich halte es für zweifelhaft, ob die einheitlich erlaubten 20 Prozent der Stadionkapazität sinnvoll sind. Das ist zwar einheitlich auf dem Papier, aber keine angemessene Regelung", findet Sig Zelt von "ProFans": "Wenn ich berücksichtige, dass in Bayern das Zehnfache an Infektionen auf 100.000 Einwohner zu verzeichnen ist als etwa in Mecklenburg-Vorpommern, dann stellt sich die Frage: Warum gelten für Rostock gleich große Beschränkungen wie für Augsburg? Man sollte die Regelung an das Infektionsgeschehen anpassen."

Stehplatzverbot? "Ohnehin völlig unbegründet"

Auch die an vielen Standorten mangelnde Einbindung der Fanvertreter vor Ort sorgt für Unverständnis. "Es gibt Vereine, die das gut gelöst und kommuniziert haben, bei anderen war es ein Desaster", findet Jost Peter von "Unsere Kurve". War das Verhältnis zwischen Verein und Anhängern bereits vorher nicht gut, schlug sich das oft auch in den Hygienekonzepten nieder. Themen der Fankultur seien darin "wenn überhaupt nur als Alibi-Aussage" vorgekommen.

Zumindest in der Alten Försterei in Berlin waren auch Stehplätze besetzt, für Union-Anhänger Zelt eine richtige Entscheidung. "Gott sei Dank ist die diskriminierende Regelung gefallen, wonach der Besuch von Stehplätzen nicht erlaubt war. Das haben wir ohnehin für völlig unbegründet gehalten." Denn: "Die Gefahr, dass man im Überschwang der Gefühle sich um den Hals fällt und die Abstandsregeln verletzt, hat ja nichts damit zu tun, ob man auf einem Steh- oder Sitzplatz ist." Zelt nennt das Beispiel eines Spiels im dänischen Aarhus mit einem "Super-Spreader-Ereignis, obwohl nur Sitzplätze verkauft worden waren".

Viele Fans bleiben aus zwei Gründen fern

Ein Großteil der organisierten Fans blieb den Spielen allerdings fern - aus zwei Gründen: "Viele sagen sich: Das alles, was wir bekommen - wenn 20 Prozent ins Stadion dürfen, wenn wir vereinzelt stehen und sitzen müssen und nicht mit unseren Gruppen oder Kumpels zusammen sein dürfen -, ist es nicht wert, die Gefahr in Kauf zu nehmen, dass die Pandemie wieder mehr um sich greift als im Augenblick", erklärt Zelt. Der zweite Aspekt sei Solidarität: "Wir fühlen uns nicht wohl, wenn man zu den Auserwählten gehört, denen eine Karte zugelost wurde, und die Kumpels nicht ins Stadion dürfen."

Lesen Sie in der Montagausgabe oder im e-Magazine auf vier Seiten, wie die kicker-Reporter den ersten Spieltag mit Zuschauern erlebten, wie die Hygienekonzepte in den Stadien umgesetzt wurden, was die Organisation "Unsere Kurve" anmahnt und warum das Thema der Stadionallianzen in Nordrhein-Westfalen für große Aufregung sorgt.

Patrick Kleinmann

Wer wie oft Bundesliga-Tabellenführer war