DFB-Pokal

Kommentar: Es geht nicht nur um die Strafe für Leistner

Kommentar

Es geht nicht nur um die Strafe für Leistner

Wurde aufs Widerwärtigste beleidigt und begab sich anschließend in den Dresdner Block: Toni Leistner.

Wurde aufs Widerwärtigste beleidigt und begab sich anschließend in den Dresdner Block: Toni Leistner. imago images

Der DFB-Kontrollausschuss hat den Hamburger SV zu einer Stellungnahme in der Causa Toni Leistner aufgefordert und bewertet den Fall intern ähnlich wie den legendären Flaschenwurf des Ex-HSVers Paolo Guerrero in Richtung eines Zuschauers. Der Peruaner wurde 2010 für fünf Pflichtspiele gesperrt und auch Leistner muss mit einem ähnlichen Strafmaß rechnen. Dass sein Verhalten sanktioniert gehört, ist unstrittig: Selbstjustiz steht auch für Fußballprofis auf dem Index. Ebenso außer Frage steht indes, dass sich Berufssportler nicht alles gefallen lassen müssen, auch nicht mit Verweis auf deren Gehälter. Der DFB ist deshalb nicht nur beim Strafmaß gegen Leistner gefordert, sondern auch im Umgang mit dem Zuschauer, der den gebürtigen Dresdner laut Zeugenaussagen aufs Widerwärtigste beleidigt haben soll.

Eine Eintrittskarte ist kein Freifahrtschein

Im März stand der Fußball still als Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp zur Zielscheibe von Schmähungen wurde, Spielabbrüche erschienen im Wiederholungsfall als letzter Ausweg. Das legitimiert nicht Leistners Gang auf die Tribüne, und dennoch gilt es auch hier ein Zeichen zu setzen: Zuschauer erkaufen sich mit dem Erwerb einer Eintrittskarte nicht das Recht, andere Menschen zu beleidigen. Und für Profis bedeutet das Gehalt kein "Schmerzensgeld", mit dem abgegolten wird, dass sie alles hinzunehmen haben.

Der gastgebende Verein Dynamo Dresden setzte mit seinem öffentlichen Statement ("Es ist beschämend, dass Toni Leistner derart von einem Fan seines Heimatvereins beleidigt wurde. Wir suchen die Person, weil wir diesen Vorfall so nicht stehen lassen wollen.") ein ganz wichtiges Signal in die richtige Richtung und forderte zudem die umstehenden Anhänger zur Unterstützung auf.

Es geht im Fall Leistner um weit mehr als um das richtige Strafmaß für dessen Aussetzer - es geht auch um ein Signal an die Gesellschaft: Grenzüberschreitungen und verbale Entgleisungen dürfen kein Normalzustand sein.