Nationalelf

Englands Kapitänin Leah Williamson: "Merkwürdig, aber gut"

Vor Eröffnungsspiel gegen Österreich

Englands Kapitänin Williamson: "Merkwürdig, aber gut"

Abwehr oder Mittelfeld? Leah Williamson würde beides nehmen.

Abwehr oder Mittelfeld? Leah Williamson würde beides nehmen. IMAGO/Pro Sports Images

Aus Manchester berichtet Paul Bartmuß

Rekordzahlen über Rekordzahlen kündigt die Europameisterschaft an, doch mit einem solchen medialen Andrang hatten sie in Manchester offenbar nicht gerechnet. In den Gängen des kleinen und viel zu warmen Presseraums des Old Trafford stapelten sich die Journalisten auf dem Boden, als Englands Nationaltrainerin Sarina Wiegman und ihre Kapitänin Leah Williamson vorn Platz nahmen.

Die englischen Journalistinnen und Journalisten wollten immer wieder wissen, wie bereit das Team denn nun sei und wie gut vorbereitet. Solche dankbaren Vorlagen nahmen Wiegman und Williamson gern an. "Alle sind fit. Das Team ist in einer großartigen Verfassung. Es ist wichtig, die besten Spielerinnen zur Verfügung zu haben, da gilt es aber auch harte Entscheidungen zu treffen", sagte die Niederländerin. Wo sie Williamson aber einsetzen wird, wurde nicht klar. Ob die Kapitänin lieber in der Innenverteidigung oder im defensiven Mittelfeld auflaufen wolle, beantwortete sie selbst so: "Rauszugehen und für England zu spielen reicht mir schon."

Dass ihr Gesicht plötzlich an vielen Stellen im Land auf Plakaten und an Gebäudewänden prangt, sei für sie "merkwürdig, aber gut". Denn es bedeute, dass der Frauenfußball mehr Sichtbarkeit erhalte.

Wie vor fünf Jahren - und doch ganz anders

Und ob sie vor der Partie im ausverkauften Old Trafford mit 75.000 Zuschauern nervös sei? "Wir sind keine Roboter, natürlich sind die Nerven da", sagte Williamson, und kurz darauf mit einem Lächeln: "Druck ist ein Privileg."

"Es wäre komisch, wenn wir nicht aufgeregt wären", meinte auch Wiegman. Die zweimalige Welttrainerin (2017 und 2020) ist aktuelle Titelverteidigerin, gewann sie doch vor fünf Jahren mit den Niederlanden überraschend den Pokal - so wie diesmal als Gastgeber. Die Situationen heute und damals seien allerdings nicht vergleichbar. "Alles ist mehr, alles ist größer, vor allem die Erwartungen." Auch das Spielniveau habe sich in der kurzen Zeit deutlich erhöht.

Auf Favoriten wollte sie sich angesichts des vielleicht ausgeglichensten Teilnehmerfelds der Geschichte nicht festlegen, ohnehin könnten "in einem Turnier merkwürdige Dinge passieren".

Wiedersehen diverser Art

Etwas mehr als sieben Monate nach dem letzten Aufeinandertreffen mit Österreich kommt es zum Wiedersehen. "Es wird ein interessantes Spiel, weil wir nach dem jüngsten Duell in der WM-Quali so viel übereinander wissen", sagte Williamson, deren Team damals 1:0 siegte, die selbst aber fehlte.

Frauen EM, 1. Spieltag

"Österreich ist ein wirklich starkes Team", beschrieb Wiegman die Gegnerinnen. "Ihr Zusammenhalt ist sehr gut, sie sind bestens organisiert und physisch stark." Trotzdem war sie guter Dinge: "Wenn wir unsere beste Leistung abrufen, werden wir öfter den Ball haben und das Spiel dominieren."

Ähnlich wie Wiegman hatte die österreichische Rechtsverteidigerin Wienroither die Stärken des ÖFB-Teams zuletzt im kicker-Interview beschrieben. Nun trifft Arsenal-Profi Williamson auf ihre beiden Klub-Teamkolleginnen - Manuela Zinsberger und eben Wienroither. Kontakt zu beiden habe es in jüngster Zeit keinen gegeben. Konzentration allein scheint Trumpf zu sein. "Ich glaube, dass es in der Gruppe heikler ist, als die Leute glauben", warnte die englische Kapitänin.

In diesen zehn Stadien wird bei der Frauen-EM gespielt