Mit nichts weniger als dem Ziel, alleiniger Rekordtitelträger zu werden, war Spanien ins U-21-EM-Finale gestartet. Mit den bislang gegentorlosen Engländern stand den Iberern aber ein starker Gegner gegenüber.
Guter Start von England
Und die Young Lions, bei denen nach dem 3:0-Halbfinalerfolg gegen Israel Aaarons anstelle von Thomas begann, gaben gleich einmal die ersten Warnschüsse ab. Erst prüfte Gordon Keeper Tenas mit einem satten Abschluss (5.), dann sorgte ein scharfer Pass des Angreifers von Newcastle United erneut für Gefahr. Weil Pacheco gegen Gibbs-White gerade noch störte (6.), überstand Spanien, das nach der 5:1-Machtdemonstration im Halbfinale gegen die Ukraine unverändert angetreten war, die Anfangsphase ohne Gegentor.
In der Folge entwickelte sich ein Spiel, bei dem sich beide Teams im eigenen Aufbau meist schwertaten, richtig ins Rollen zu kommen. Nach Ballgewinn ging es allerdings fast immer blitzschnell Richtung Tor. Alex Baena schlenzte nach einer Pressing-Aktion nur knapp neben den englischen Kasten (12.), kurz darauf köpfte Paredes einen Eckball ebenfalls nur am Tor vorbei (19.).
Spielfluss leidet - Palmer dreht auf
Mitte der ersten Hälfte wurde es dann ruppiger - dem Spielfluss tat das nicht gut, die Partie war oft unterbrochen. Beide Teams bearbeiteten sich vermehrt in der neutralen Zone. Ins letzte Drittel ging es erst kurz vor der Pause wieder, als sich vor allem Palmer aktiv zeigte. Erst prüfte der 21-Jährige Tenas aus der Distanz (41.), dann servierte er einen Freistoß auf den Kopf von Colwill, der per Aufsetzer am Pfosten scheiterte (44.).
Den nächsten Standard trat Palmer dann selbst Richtung Tor. Weil der sich vor der Mauer wegduckende Jones die Kugel in die linke Ecke abfälschte, ging England mit einer Führung in die Pause (45.+4.).
La Roja jubelt nur kurz über den vermeintlichen Ausgleich
In den zweiten Durchgang startete Spanien dann elanvoller und jubelte auch schnell, aber nur sehr kurz. Weil Ruiz nach Sergio Gomez' Freistoß im Abseits stand, zählte der Treffer zu Recht nicht (51.).
England konzentrierte sich erst einmal auf die Defensive und brauchte lange, um wieder im spanischen Strafraum aufzutauchen - dann aber gleich gefährlich. Tenas entschärfte Jones' Versuch stark (65.).

Nach Traffords Paraden in der Nachspielzeit und dem nicht allzu kurz danach erfolgten Schlusspfiff brach der englische Jubel los. IMAGO/Beautiful Sports
Die englische Kernkompetenz des Turniers, das konsequente Verteidigen, blieb aber auch in der Schlussphase der primäre Teil des Matchplans. Spanien rannte weiter unermüdlich an, fand aber trotz mehrerer guter Passstafetten meist einfach keine Lücke im dichten englischen Abwehrdickicht. Selten waren die Chancen so groß wie bei Ruiz, der eine schöne Flanke von Sergio Gomez knapp neben den Pfosten lenkte (68.). Wenig später verzog der Kapitän aus spitzem Winkel (73.), der eingewechselte Riquelme scheiterte am Außennetz (77.).
Auch wenn der starke spanische Keeper Tenas seine Elf gegen Elliott und Madueke (beides 89.) weiter im Spiel hielt, auch in der sechsminütigen Nachspielzeit gelang seinen Vorderleuten kein Treffer mehr.
Wilde letzte Minuten
Als diese dann eigentlich schon abgelaufen war, wurde es aber noch einmal kurios: Weil Colwill nach einer Flanke nur Ruiz' Fuß und nicht den Ball traf, gab es nach Meldung des VAR (Christian Dingert) Elfmeter. In der neunten Minute der Nachspielzeit trat der spanische Kapitän selbst an, scheiterte aber an Trafford, der danach auch den Nachschuss von Aimar abwehrte. Als dann auch noch Camello den Abpraller übers Tor jagte, war die letzte Chance zum Ausgleich dahin.
Damit blieb England nicht nur im sechsten EM-Spiel ohne Gegentor, sondern holt sich auch den ersten Titel seit 1984 - den dritten insgesamt. Spanien hingegen muss weiter auf den sechsten Erfolg warten - ist aber weiterhin mit Italien gemeinsam Rekordtitelträger.