Zunächst zum großen Wermutstropfen, wie Thomas Tuchel die Verletzung von Serge Gnabry nannte. Der Angreifer hatte sich bei einem elfmeterwürdigen Zusammenprall mit Münsters Torwart Johannes Schenk - einer Leihgabe des FC Bayern - den Unterarm gebrochen. Er wird an diesem Mittwoch operiert und laut Tuchel mehrere Wochen ausfallen. Sportdirektor Christoph Freund äußerte die vage Hoffnung, dass Gnabry vielleicht bald mit einer Schiene spielen könne, aber man müsse abwarten.
Ein Mann weniger in der Offensive bedeutet weitere Chancen für Top-Talent Mathys Tel, der in Münster 90 Minuten randurfte und kurz vor Schluss den Endstand besorgte. Das 1:0 durch Eric-Maxim Choupo-Moting hatte er vorbereitet und steht nun in allen Pflichtspielen dieser Saison bei sehr beachtlichen fünf Toren und zwei Vorlagen.
Guerreiro wird zur Alternative
Mit Daniel Peretz, Raphael Guerreiro und Taichi Fukui feierten drei Spieler mit ganz unterschiedlichen Perspektiven ihre Pflichtspielpremiere im Bayern-Trikot. Der Ex-Dortmunder Guerreiro ist nach einem in der Vorbereitung erlittenen Muskelbündelriss endlich fit und wird zur ersehnten Alternative links hinten oder im Mittelfeld. Torwart Peretz wird schon in Leipzig wieder Sven Ulreich den Vortritt lassen müssen, für die Zukunft setzen die Verantwortlichen durchaus Hoffnung in den 23-jährigen Israeli. In Münster wurde er wenig geprüft, wirkte bis auf ein, zwei Abstimmungsprobleme sicher. Der Japaner Fukui, 19 Jahre jung, kam für Kimmich ins zentrale Mittelfeld, ist normalerweise in der 2. Mannschaft zu Hause dort perspektivisch gut aufgehoben.
Oder doch nicht? Das Beispiel Frans Krätzig zeigt, wie schnell es gehen kann. Nach seinem Bundesliga-Debüt gegen den VfL Bochum (7:0) kam der 20-Jährige früh für den verletzten Gnabry und schoss mit dem Halbzeitpfiff sein erstes Pflichtspieltor für die Profis. "Mein Treffer sieht ein bisschen nach Riecher wie bei einem Mittelstürmer aus", sagte der Youngster, der sich mehr und mehr empfiehlt, aber bescheiden anmerkt: "Ob ich weiter mitspiele, liegt nicht in meiner Hand. Ich versuche, im Training mein Bestes zu geben."
Goretzka: "Ein relativ kluges Köpfchen"
Lob heimste Krätzig von prominenter Stelle ein. "Er hat eine sehr schöne Woche und sich extrem gefreut, schon im letzten Bundesligaspiel eine halbe Stunde bekommen zu haben", schilderte Leon Goretzka und ergänzte: "Die hatte er sich einfach verdient durch gute Leistungen in der Vorbereitung. Frans macht einen unbekümmerten Eindruck, saugt das alles auf, ist ein guter Fußballer." Goretzkas Einschätzung: "Ein relativ kluges Köpfchen, sehr bodenständig, er haut sich rein, spielt intelligent."
Sportdirektor Freund hielt es etwas knapper: "Frans Krätzig macht es richtig gut, versprüht eine extreme Spielfreude." So oder so: In Anbetracht des kleinen Kaders gibt es für Tuchel mit Krätzig zumindest in Partien wie gegen Bochum und in Münster eine Alternative mehr, um die Belastung im Kader steuern zu können.