BVB-Coach Edin Terzic nahm zwei personelle Änderungen im Vergleich zum knappen 2:4 in München vor: Morey ersetzte Meunier auf der rechten Seite, Bellingham startete für Zagadou (beide Bank). Damit verbunden war die Rückkehr zur Viererkette mit Can und Hummels in den zentralen Positionen. Haaland, der am Samstag vorzeitig ausgewechselt worden war, startete im Sturmzentrum, für Guerreiro kam die Partie ebenso zu früh wie für Sancho (beide muskuläre Probleme).
Der Trainer des FC Sevilla, Julen Lopetegui, hatte seiner ersten Elf am Samstag beim 1:2 in Elche eine Verschnaufpause verschafft und rotierte nun zurück: Lediglich Offensivmann Ocampos verblieb in der Startelf. Etwas überraschend saß Routinier und Mittelfeldmann Rakitic zunächst nur auf der Bank, mit Oscar wählte Lopetegui die nominell etwas offensivere Variante.
Sevilla startet rasant
Die Andalusier waren also etwas ausgeruhter als der BVB - und das machte sich von Beginn an bemerkbar. Die Gäste hatten sich zum Matchplan gemacht, Dortmund von der ersten Sekunde an unter Stress zu setzen. Nicht nur attackierte Sevilla den BVB extrem früh und verbuchte viele Ballgewinne in dessen Hälfte. Vor allem von der rechten Seite segelten auch immer wieder Flanken in den Sechzehner, wo Hummels und Can in zahlreiche Luftduelle geschickt wurden und diese konsequent für sich entschieden.
Dortmund verstand es nicht, den Ball über längere Zeit in den eigenen Reihen zu halten und für Entlastung zu sorgen. Zu wirklich hochkarätigen Chancen kamen die Andalusier indes nicht. Ocampos prüfte Hitz aus 20 Metern (3.), Suso schoss aus 16 Metern rechts vorbei (18.) - ansonsten entstand Gefahr vor allem dann, wenn der BVB Schwierigkeiten hatte, die vielen Flanken und Hereingaben entschieden zu klären.
Dahoud, Reus, Haaland - 1:0 aus dem Nichts
Nach vorne ging bei den Hausherren lange Zeit gar nichts - abgesehen von einer Halbchance, bei der Hazard den Ball abspielte, anstatt alleine auf Keeper Bono zuzudribbeln (13.). Erst nach mehr als einer halben Stunde bekam der BVB einen Angriff zu Ende gespielt - und wie! Delaney erzwang einen Ballgewinn tief in der gegnerischen Hälfte, über Schulz und Dahoud wurde Reus links im Strafraum in die Tiefe geschickt. Vor dem entgegeneilenden Bono legte er überlegt quer und fand Haaland, der den Ball lockerleicht über die Linie drückte (35.). Sevilla war der Wirkungstreffer in der Folge anzumerken, bis zur Pause passierte bis auf einen harmlosen Fernschuss von Fernando (43.) dann nicht mehr viel.
Statistik
VAR: Elfmeter statt Tor, Wiederholung statt Fehlschuss
Der zweite Abschnitt startete zunächst mit einer dicken Möglichkeit für den BVB - weil Sevilla auf einen Abseitspfiff wartete. Dieser blieb zu Recht aus, Haaland bediente Hazard, der knapp links vorbei schoss (46.). Dann wurde es kurios: Erst traf Haaland zum 2:0 (48.). Weil er sich dabei aber etwas zu ungestüm gegen Diego Carlos durchgesetzt hatte, nahm Schiedsrichter Cüneyt Cakir das Tor nach Ansicht der Videobilder zurück - nur um stattdessen auf Elfmeter für den BVB zu entscheiden. Weil er das Tor zurücknahm, bewertete er stattdessen das Vergehen von Koundé (Trikotzupfer an Haaland nach Hazard-Flanke) kurz zuvor. So durfte Haaland zum Elfmeter antreten, fand aber seinen Meister in Bono. Doch des Irrsinns nicht genug: Weil sich der Keeper zu weit nach vorne bewegt hatte, entschied Cakir schließlich nach einer erneuten Info des Video-Assistenten auf Wiederholung. Haaland trat erneut an, zielte wieder unten rechts und stellte somit auf 2:0 - auch wenn Bono erneut dran war (54.). Eine Rudelbildung gab es obendrein.
Sevilla benötigte nun drei Treffer, um sich zumindest noch in die Verlängerung zu retten. Doch die Gäste schafften es (noch) nicht, ihre Offensivkräfte entscheidend in Szene zu setzen - bis Cakir erneut im Fokus stand. Diesmal entschied er auf Elfmeter für Sevilla, weil Can den eingewechselten de Jong gestoßen hatte. En-Nesyri schnappte sich den Ball und zimmerte ihn wuchtig an die Unterkante der Latte - nur noch 2:1 aus westfälischer Sicht (69.). Nach einer Kopfballchance von Ex-Gladbacher de Jong (74.) hätte Dahoud das Spiel bei einem Konter entscheiden können, scheiterte aber an Bono (84.).
Zittern in den Schlusssekunden
Dann brach die sechsminütige Nachspielzeit an - und es wurde hektisch: Bis kurz vor Ende der sechs Minuten hielt sich der BVB trotz FC-Druck schadlos, köpfte eine Flanke nach der anderen aus dem Strafraum und hatte in den entscheidenden Minuten Hitz als letzten Rückhalt. Doch dann servierte der eingewechselte Rakitic perfekt auf den Kopf von En-Nesyri, der im Zentrum wuchtig und unhaltbar auf 2:2 stellte (90.+6). Es waren in der Folge nur noch wenige Sekunden zu spielen, doch Sevilla schaffte es tatsächlich noch einmal, in den Strafraum des BVB zu kommen. Mehrere Sekunden lang brachten die Dortmunder hier den Ball nicht weg und zitterten sich dem Ende entgegen - bis Hitz schließlich einen hohen Ball aus der Luft fangen konnte und dem Treiben ein Ende setzte (90.+7).
Dann war es vorbei! Die Erleichterung war förmlich greifbar, nachdem es doch noch einmal so spannend geworden war - Coach terzic jubelte lauthals. Dortmund überstand den irrwitzigen Showdown in den Schlusssekunden und bejubelte den 2:2-Endstand, der die Runde der letzten acht Teams sicherstellte.
Der BVB empfängt am 25. Spieltag der Bundesliga am Samstag (18.30 Uhr, LIVE! bei kicker) Hertha BSC. Für Sevilla steht am am Sonntag (21 Uhr) das nächste extrem wichtige Spiel an: Im Stadtderby empfängt der FC den großen Rivalen Betis zum "Derbi Sevillano".