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Dopingexperte Hajo Seppelt erhält kein Visum für WM

Russland setzt Journalist auf Liste "unerwünschter Personen"

Dopingexperte Seppelt erhält kein Visum für WM

Darf - Stand jetzt - nicht nach Russland zur Weltmeisterschaft reisen: Hajo Seppelt.

Darf - Stand jetzt - nicht nach Russland zur Weltmeisterschaft reisen: Hajo Seppelt. imago

"Die ARD betrachtet dies als einen einmaligen Vorgang in der Geschichte des ARD-Sportjournalismus und im Hinblick auf die Berichterstattung über Großereignisse wie die Fußball-WM als beispiellosen Eingriff in die Pressefreiheit", hieß es in der Mitteilung. Bei Sportgroßereignissen wie der Fußball-WM oder den Olympischen Spielen sei der freie Zugang für Medienvertreter aus aller Welt üblicherweise selbstverständlich und gehöre auch zu den Voraussetzungen für die Vergabe an Ausrichterländer.

Seppelt ist durch seine Beiträge zum Thema Doping bekannt geworden, die seit 2009 im Ersten ausgestrahlt werden. Er trug damit maßgeblich dazu bei, das russische Doping-System aufzudecken. Arbeitsschwerpunkte des 55-jährigen Berliners sind die Themen Doping, Sportpolitik und Olympia. Zuletzt sorgte er vor den Olympischen Winterspielen in Südkorea im Februar mit Beiträgen über das mutmaßliche Staatsdoping in Russland und die Manipulationsmöglichkeiten an Dopingprobenbehältern für Aufsehen. Im März verlängerte die "ARD" den Vertrag mit dem Autoren.

Der vielfach ausgezeichnete Journalist hat 2016 den Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis bekommen, weil er nach Auffassung der Jury "Licht ins Dunkel mächtiger internationaler Dopingnetzwerke" bringt und "heftigen Widerstand von internationalen Sportorganisationen, Funktionären und Verkäufern glitzernder Großereignisse" provoziert. Für seine Sportsendungen "Geheimsache Doping. Im Schattenreich der Leichtathletik" und "Wie Russland seine Sieger macht" (beide ARD) war Seppelt zuvor bereits der Deutsche Fernsehpreis (Kategorie Sportsendung) zuerkannt worden.

Herres: "Das ist für mich kein Zeichen von Respekt"

"Mit großem Unverständnis habe ich zur Kenntnis genommen, dass Hajo Seppelt die Einreise zur Fußball-WM nach Russland verweigert werden soll", sagte ARD-Programmdirektor Volker Herres. "Das ist für mich kein Zeichen von Respekt vor der Tätigkeit eines investigativen Journalisten, sondern eher dafür, dass man unangenehmen Themen gegenüber lieber die Augen verschließt. Ich kann nur hoffen, dass die politischen Verantwortlichen ihre Entscheidung noch einmal überdenken werden", sagte Herres.

dpa