Bundesliga

Spieler-Bündnis: Die Forderung nach Mitsprache ist verständlich

Ein Einwurf von kicker-Redakteur Matthias Dersch

Die Forderung nach Mitsprache ist verständlich - und wichtig

Er tritt als Teil des Kernteams für wichtige Werte ein: Leverkusens Sven Bender.

Er tritt als Teil des Kernteams für wichtige Werte ein: Leverkusens Sven Bender. imago images

Der deutsche Fußball solle besser, gesünder und nachhaltiger werden, hat sich das Kernteam des neuen Bündnisses auf die Fahne geschrieben. Es plädiert für eine größere Offenheit im Umgang mit persönlichen Sorgen und Nöten der Spieler, für mehr Solidarität innerhalb der Branche und für ein stärkeres gesellschaftliches Engagement, insbesondere im Kampf gegen Mobbing, Rassismus, Homophobie und andere Formen der Diskriminierung. Sie wollen damit einstehen für Werte und Normen, die längst nicht nur für den Fußball von immenser Bedeutung sind, sondern für die gesamte Gesellschaft. Gerade in einer komplizierten Zeit wie dieser, die - nicht erst seit der COVID-19-Pandemie - von sozialer Ausfransung, einer größer werdenden wirtschaftlichen Ungleichheit und einer zunehmend schärfer ausgeprägten Lager-Denke geprägt ist.

Ihr Ansatz sei darüber hinaus nicht konfrontativ, sondern lösungsorientiert, sagen die Initiatoren, die künftig stärker eingebunden werden und dazu insbesondere mit der DFL in den konstruktiven Dialog eintreten wollen. Auch das lässt sich schwerlich kritisieren. Denn Fakt ist, dass beispielsweise die Probleme, die eine immer engere Taktung von Wettbewerben mit sich bringt, dem Fußball auf lange Sicht ebenso schaden werden wie die fortschreitende Entkopplung von seinem Stammpublikum. Die lagerübergreifende Kritik am Re-Start der Bundesliga, der laut repräsentativen Umfragen mehr als die Hälfte der Deutschen zustimmen konnte, war ein erstes, aber ernst zu nehmendes Indiz dafür, dass die Liebe zum Fußball nicht mehr so glühend lodert wie noch vor einigen Jahren. Die sinkenden Einschaltquoten der Sportschau sind nur ein weiteres.

Der Imageverlust der Sportart Nummer eins in Deutschland - entstanden durch immer stärker steigende Gehälter und Ablösesummen, die schier endlose Aufblähung der Wettbewerbe bei abnehmender Chancengleichheit, die Umwandlung von Fans in Kunden und nicht zuletzt durch die Eskapaden einiger Spieler - ist nur noch schwer von der Hand zu weisen. Umso wichtiger erscheint das Anliegen des Bündnisses, aus der Branche heraus glaubwürdig und aktiv dagegen vorzugehen - so es denn mit Kraft, Nachdruck und Durchhaltevermögen angegangen wird.

Der Fußball bietet aufgrund seiner Reichweite enorme Möglichkeiten, gesellschaftlichen Einfluss auszuüben. Die Spielerinnen und Spieler, die sich nun in dem neuen Bündnis formieren, wollen genau das, sagen sie. Dass sie neben dem allgemeinen Wohl des Fußballs und der Gesellschaft dabei auch ihr eigenes im Blick haben, ist kein Widerspruch. Es ist ihr gutes Recht.

Matthias Dersch