Philadelphia Flyers (1.) - Montreal Canadiens (8.)
Als viertplatziertes Team nach der Hauptrunde zogen die Philadelphia Flyers in die Round Robin ein - und packten die Gelegenheit beim Schopf, sich mit drei Siegen gegen die starke Konkurrenz aus Tampa Bay, Boston und Washington ein wenig überraschend Platz eins in der Eastern Conference zu sichern. Das große Plus, die Ausgeglichenheit im Kader, machte sich dabei besonders bemerkbar. Denn während die Topstars um Claude Giroux (null Punkte) oder Jungstar Travis Konecny (zwei Assists) in den drei Gruppenspielen gut abgeschirmt wurden, sprangen Scott Laughton (drei Tore, zwei Vorlagen) oder Kevin Hayes (vier Vorlagen) in die Bresche.
Besonders beeindruckend war auf Seiten Philadelphias, dass das Team von der Galaform bei zum Abbruch der Hauptrunde im März kaum etwas verloren zu haben schien. Konzentriert und kompakt präsentierten sich die Flyers gegen im Gegensatz dazu ein wenig eingerostet wirkende Konkurrenz. Umsichtig agierte zudem Coach Alain Vigneault, der den 20-jährigen Nummer-eins-Keeper Carter Hart nur in zwei der drei Partien aufbot und somit Kräfte schonte. In den Play-offs dürfte nun aber Hart die klare Nummer eins sein.
Turm in der Schlacht beim Überraschungssieg gegen Pittsburgh: Canadiens-Keeper Carey Price (r.). Getty Images
Wer hätte das gedacht? Als schwächstes Team des gesamten auf 24 Teams erweiterten Feldes waren die Montreal Canadiens gerade noch ins Tableau für den Re-Start gerutscht - und schalteten völlig überraschend mit den Pittsburgh Penguins einen Titelkandidaten in vier Spielen aus. Und dies mit diszipliniertem und einfachem Eishockey. Keeper Carey Price ragte mit einer Fangquote von 94,7 Prozent und nur 1,67 Gegentoren pro Spiel natürlich heraus. Aber die Defensive war generell das große Prunkstück, so war es Kapitän Shea Weber, der mit zwei Toren und zwei Vorlagen teaminterner Topscorer wurde, Verteidigerkollege Jeff Petry kam ebenfalls auf zwei Treffer (und einen Assist).
In Sachen Torverhindern zeigte sich Montreal gegen die Penguins-Stars um Crosby und Malkin herausragend, das Toreschießen fiel den Canadiens erwartungsgemäß schwerer. Insgesamt nur zehn Tore in den vier Spielen genügten Montreal zum Weiterkommen. Der große Vorteil: Die Erwartungshaltung bleibt beim Traditionsklub aus Quebec niedrig, die Euphorie beim jungen Kader und großen Fanbasis ist dagegen umso größer.
Hauptrunde: 3:2 OT (H), 4:3 OT (A), 1:4 (H)
kicker-Tipp: Die Hauptrundenergebnisse zeigen es: Leicht machen werden es Claude Julien und sein Team den Flyers sicher nicht. Doch Philadelphia ist ebenfalls erfolgshungrig, aber physisch stärker und auch durchschlagskräftiger als die Canadiens. Daher gewinnen die Flyers mit 4:2.
Tampa Bay Lightning (2.) - Columbus (7.)
Wie schwer ist er verletzt? Tampas Abwehrchef Victor Hedman. Getty Images
Wie schon nach der Hauptrunde schaffte der Tampa Bay Lightning nach einer soliden Gruppenphase mit knappen Siegen gegen Washington (3:2 n.P.) und Boston (3:2), bei einer NIederlage im abschließenden Spiel gegen Philadelphia (1:4) Gruppen- und damit auch Setzlistenplatz zwei. Die "Bolts" gehören in Normalform zu den heißesten Titelanwärtern, dank großer Ausgeglichenheit und Tiefe in allen Mannschaftsteilen, einem jungen Startorhüter in Andrei Vasilevsky - und vor allem der neben Colorado gefährlichsten Offensive der NHL.
Bei aller Stärke auf dem Papier hat Lightning-Coach Jon Cooper - wie schon im Vorjahr - just zum Start der Play-offs große Personalsorgen: Denn nachdem bereits Kapitän Steven Stamkos in der Gruppenphase verletzungsbedingt gar nicht teilnahm, allerdings kurz vor der Rückkehr stehen soll, verletzte sich mit Victor Hedman der vielleicht wichtigste Spieler des Kaders bei einer harmlos anmutenden Drehbewegung in der finalen Partie gegen die Flyers. Der Schwede, der bereits im vergangenen Jahr beim Sensationsaus in Play-off-Runde eins gegen Columbus verletzt gewesen war, ging sofort in die Kabine und schlug dabei frustriert mit dem Schläger gegen das Plexiglas. Es ist unklar, ob und wann Hedman, einer der besten Verteidiger der Welt, wieder mitwirken kann.
Überragte im entscheidenden Spiel fünf gegen die Toronto Maple Leafs einmal mehr: Columbus-Keeper Joonas Korpisalo. Getty Images
Als letztes Team zogen die Columbus Blue Jackets ins Conference-Viertelfinale ein - dank des 3:0-Erfolgs in der Nacht auf Montag im entscheidenden Spiel fünf gegen die Toronto Maple Leafs. Wie erwartet machte der NHL-Klub aus Ohio den Offensivstars der "Ahornblätter" das Leben mit Defensiveishockey schwer. Der finnische Keeper Joonas Korpisalo schaffte gleich zwei Shutouts und kam in seinen vier Einsätzen auf herausragende statistische Werte (Fangquote: 95,6 Prozent, Gegentorschnitt: nur 1,45 pro Partie).
Das Prunkstück der Blue Jackets, die Defensive, ist mit Seth Jones, Zach Werenski, David Savard oder Vladislav Gavrikov überdurchschnittlich gut besetzt ist. Hinzu kommt in Coach John Tortorella ein echter Meister seines Fachs, der - einst Stanley-Cup-Sieger mit Tampa Bay (2004) - seine Mannschaft in Sachen Einstellung, Konstanz, Disziplin und kollektivem Defensivverhalten immer wieder aufs Neue zu starken Leistungen motivieren kann. Aber auch die im Vergleich zum Hauptrundenende, als zahlreiche Verletzungen den Kaders schwächten, wieder genesene Offensive, setzte gegen Toronto genügend Nadelstiche, um die Serie zu gewinnen. Neben den Topscorern Pierre-Luc Dubois (22) und Cam Atkinson (31) sorgten unter anderem auch Spieler wie der Franzose Alexandre Texier oder Rookie Liam Foudy (beide 20), dem das wichtige 2:0 in Spiel fünf gelang, immer wieder für Entlastung.
Hauptrunde: 2:1 OT (A)
kicker-Tipp: Es ist die Neuauflage des Erstrundenduells zwischen dem souveränen Hauptrundenersten 2019 aus Westflorida und dem krassen Außenseiter Columbus, der sich damals sensationell mit 4:0 per "Sweep" durchgesetzt hatte. Angesichts der Tatsache, dass ausgerechnet Weltklasseverteidiger Hedman erneut auszufallen droht, muss man beim Lightning durchaus ein Déjà-vu fürchten - zumal die Blue Jackets gegen Toronto abermals demonstrierten, gerade gegen offensivfreudige und spielstarke Teams wie Tampa stets eine Antwort parat zu haben. Sollte Hedman tatsächlich dauerhaft ausfallen, setzt sich Columbus daher mit 4:2 durch.
Washington Capitals (3.) - New York Islanders (6.)
Capitals-Kapitän Alex Ovechkin jubelt mit den Teamkollegen. Getty Images
Die Washington Capitals gewannen in der Round Robin mit dem 2:1 im dritten und letzten Spiel nur eine von drei Partien, holten beim 2:3 n.P. gegen Tampa Bay zumindest einen weiteren Zähler. Am Ende stand Platz drei, der allerdings nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass sich Ovechkin & Co. nach dem Re-Start bis dato in wenig überzeugender Verfassung präsentierten. Gerade die sonst so durchschlagskräftige Offensive strauchelte gewaltig. So erzielte Washington in den drei Spielen ganz fünf Tore.
Waren die bisweilen uninspirierten Vorstellungen nur Warmlaufphase für die erst jetzt richtig beginnende Endrunde - oder aber ein Warnsignal? In jedem Fall gibt es auch im Team von Coach Todd Reirden ein paar personelle Fragezeichen: Das größte heißt John Carlson, der Topverteidiger, Norris-Trophy-Kandidat (als bester Verteidiger der NHL-Hauptrunde) und teaminterner Topscorer der Hauptrunde konnte verletzungsbedingt bislang gar nicht mitwirken. Ähnlich wie im Fall von Hedman bei Tampa stehen oder fallen die Titelambitionen der Capitals mit Carlsons Präsenz oder Abwesenheit.
Trifft mit den Islanders auf sein Ex-Team Washington: Coach Barry Trotz. Getty Images
Unter dem Strich recht glatt elimierten die New York Islanders die Florida Panthers in der Qualifikationsrunde in der vier Spielen. Die Erfahrung, Struktur und Defensivstärke der New Yorker ließ den offensivstarken Panthers letztlich keine Chance. Immer mehr zeigt sich, dass die eingespielten Islanders längst auch im Spiel nach vorne immer mehr zu beachten sind. Dass Anthony Beauvillier mit drei Toren und zwei Vorlagen Topscorer der Quali-Serie wurde, ist ein Indiz für die Ausgeglichenheit des Kaders, vor der Transfer-Deadline im Februar mit Jean-Gabriel Pageau (nun drei Tore in vier Spielen) noch einmal gezielt verstärkt worden war.
Zum Leidwesen des deutschen Keepers Thomas Greiss, der gegen Florida ohne Einsatz blieb, präsentierte sich auch Keeper Semyon Varlamov (Fangquote: 93,2 Prozent, nur 1,77 Gegentore pro Spiel) nach dem Re-Start hellwach. Tom Kühnhackl dagegen lief in drei der vier Spiele auf und kam auf eine Vorlage. Eine ganz besondere Serie wartet nun auf Startrainer Barry Trotz. Denn dieser gewann 2018 mit Washington den Stanley Cup und war anschließend überraschend zu den Islanders gewechselt.
Hauptrunde: 3:4 (H), 6:4 (A), 3:5 (H)
kicker-Tipp: Es ist gut möglich, dass die Personalie Carlson zum entscheidenden Faktor wird. Spielt das Verteidiger-Ass, verfügt Washington über einen weiteren echten Unterschiedsspieler. Ohne ihn wäre es keine Überraschung, wenn sich das starke Kollektiv der Islanders am Ende mit 4:2 durchsetzt.
Boston Bruins (4.) - Carolina Hurricanes (5.)
Hatten in der Gruppenphase keinen Grund zum Jubel: Zdeno Chara und die Bruins. Getty Images
Was für Washington gilt, gilt für die Boston Bruins erst recht. Der Presidents'-Trophy-Gewinner der Hauptrunde als punktbestes Team verlor sämtliche drei Partien der Gruppenphase und rutschte von Setzlistenplatz eins so auf Platz vier ab. Die sonst so gefürchtete Topreihe mit Jungtorjäger David Pastrnak, Brad Marchand und Patrice Bergeron blieb bei den drei Niederlagen ohne einen einzigen Treffer.
Kann das Team von Coach Bruce Cassidy nun den Schalter mit dem Start der Play-offs einfach umlegen? Immerhin: Nach holpriger Vorbereitung mit Quarantäne-bedingten Ausfällen von Pastrnak, Keeper Tuukka Rask und Ondrej Kase, der sogar erst am Sonntag gegen Washington erstmals auflief, scheint der Kader zum Auftakt des Conference-Viertelfinals auf den wichtigsten Positionen komplett. Den erfahrenen und eingespielten Bruins ist es in jedem Fall zuzutrauen, die tristen Leistungen der Round Robin nun schnell vergessen zu machen.
Zogen im Eildurchgang in die Play-offs ein: Die Carolina Hurricanes. Getty Images
Ganz anders als in Boston sah die Gemütslage nach den ersten drei Pflichtspielen nach dem Re-Start bei den Carolina Hurricanes aus. Denn als einziges Team schaffte der Klub aus Raleigh in North Carolina in der Qualifikationsrunde einen "Sweep". Die drei Siege gegen die New York Rangers kamen obendrein sehr überzeugend zustande (3:2, 4:1, 4:1).
In bestechender Verfassung befanden sich dabei vor allen Dingen Topcenter Sebastian Aho (23), der in den lediglich drei Spielen auf satte acht Scorerpunkte (drei Tore, fünf Vorlagen) kam. Der erst 20-jährige Andrei Svechnikov, der wie Aho auf dem bestem Weg ist, einer der großen NHL-Stars der Zukunft zu werden, kam ebenfalls auf drei Tore (und zwei Vorlagen). Die beiden machten dem Teamname Hurricanes also alle Ehre. Die Konkurrenz insbesondere aus Boston dürfte es da kaum mit Freude vernehmen, dass Offensivverteidiger Dougie Hamilton - einst von Boston gedraftet - nach Verletzung schon in der ersten Runde zurückkehren könnte.
Hauptrunde: 2:0 (H)
kicker-Tipp: Geht es rein nach der Form der ersten drei Pflichtspiele beide Teams nach dem Wiederbeginn, dann geht Carolina als klarer Favorit ins Rennen. Doch die erfahrenen, stolzen Bruins zu unterschätzen wäre zweifellos ein Fehler. Am Ende setzt sich Boston mit 4:3 durch.