Bundestrainerin Steffi Jones verzichtete auf große Experimente in der Startformation, eine Überraschung gab es lediglich in der Vierer-Abwehrkette: Blässe, Demann, Peter und Simon starteten - in dieser Form hatte das Quartett zuvor noch nie zusammengespielt.
Die Südamerikanerinnen traten nicht in Bestbesetzung an, weil Topstars wie die fünfmalige Weltfußballerin Marta keine Freigabe von ihren Klubs erhalten hatten.
Pure Dominanz des DFB-Teams
Angesichts der Kaderzusammenstellung der Brasilianerinnen hatte Jones "einen kleinen Überraschungseffekt" in dem Länderspiel-Klassiker erwartet: "Wir kennen sie nicht so gut, sie kennen uns nicht so gut. Das kann ein ganz interessantes Spiel geben." Einen ebenbürtigen Gegner konnten die Brasilianerinnen nicht geben, dafür trat die deutsche Mannschaft von der ersten Sekunde an zu dominant auf.
Aus der optischen Überlegenheit resultierten gute Gelegenheiten für Maroszan (4.), Kayikci (7.), Dallmann (20.), ehe die agile Kayikci in ihrer Heimatregion (geboren in Heidelberg) den Treffer auf dem Fuß hatte: Nach einem katastrophalen Rückpass von Rosana steuerte die Angreiferin alleine auf Barbara zu, traf aber nur den linken Innenpfosten, wovon die Kugel noch an den rechten Pfosten sprang (22.).
Die Südamerikanerinnen überquerten kaum die Mittellinie, wurden auch angesichts des permanenten Pressings des DFB-Teams tief in die eigene Hälfte gedrückt. Der Treffer war längst überfällig, in der 30. Minute brach Dallmann dann den Bann: Huth war kurz zuvor am Gebälk gescheitert, aus elf Metern netzte die Essenerin direkt im Anschluss volley ein. Bis zum Pausenpfiff nahm die Jones-Elf etwas Tempo heraus, ließ defensiv aber nichts anbrennen.
Schult patzt, Brasilien profitiert
Mit Wiederanpfiff kam ein frisches Trio bei der deutschen Mannschaft, die Dominanz aber nahm merklich ab. Obendrein leistete sich Torhüterin Schult einen dicken Patzer, verlor die Kugel im Fünfmeterraum an Ludmila und musste zusehen, wie die Angreiferin mit der ersten Chance zum Ausgleich traf (49.).
Das DFB-Team zeigte sich etwas geschockt, fand zunächst nicht mehr zu seinem flüssigen Kombinationsspiel und hätte sich nicht beschweren dürfen, wenn Ludmila die Partie gänzlich gedreht hätte. Doch die Angreiferin nickte einen Eckball Zentimeter rechts vorbei (64.). Im Gegenzug belohnte sich die fleißige Kayikci, die im fünften Anlauf an diesem Abend endlich ihren ersten Länderspieltreffer erzielte. Auf Vorlage von Mittag versenkte sie die Kugel im Grätschen halbhoch in der linken Ecke (65.).
Maiers Traumtor als Schlusspunkt
In der Schlussphase war die Gegenwehr der Brasilianerinnen im zweiten Durchgang gebrochen, Deutschland hatte alles im Griff und legte noch einen Treffer nach. Die eingewechselte Maier donnerte den Ball vom rechten Strafraumeck herrlich in das linke Kreuzeck und markierte den Endstand (79.).
Mit dem Sieg im Rücken geht die deutsche Mannschaft gut vorbereitet in die Europameisterschaft in den Niederlanden (16. Juli bis 6. August). Im Auftaktmatch trifft die Jones-Elf auf Schweden (17. Juli, 20.45 Uhr).